Passer au contenu principal

Warum eigentlich freier Journalismus?

Diese Frage bekommen wir vom FYI-Kollektiv (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) immer wieder gestellt. Deshalb wollen wir heute über unsere Beweggründe sprechen.

Einen guten Start in die kalte Jahreszeit,

wünscht euch Naz vom FYI-Kollektiv

Freier Journalismus als Plan B

Es war nur ein paar Wochen nachdem ich einer Bekannten umfangreich über meine Pläne erzählt hatte, es als freie Journalistin versuchen zu wollen, dass sie mich fragte: “Und hast du schon eine neue Stelle?”. Nein, sagte ich. “Ich will ja frei arbeiten”. Gut, vielleicht hatte sie einfach vergessen, was ich ihr erzählt hatte. Aber, dass freier Journalismus oft nur als Zwischenlösung wahrgenommen wird, ist ein Gefühl, das mir ständig vermittelt wird. Das macht man doch nur neben dem Studium, oder wenn man eben keine Anstellung bekommt. Dass man sich sehr bewusst für den freien Journalismus entscheiden kann, kommt einigen nicht in den Sinn. Dabei gibt es natürlich Gründe, die dagegen sprechen – aber auch sehr viele dafür: Unabhängigkeit.

Wer frei arbeitet, arbeitet auch unabhängiger. Als freie Journalistin muss ich nicht in Ressort – oder Redaktionsgrenzen denken. Ich kann für alle möglichen Medien arbeiten. Ich kann theoretisch alles bearbeiten, was ich will, oder mich auf ein Thema spezialisieren. Ich kann alle Formate bedienen oder mich auf eines begrenzen. Wenn die Zusammenarbeit nicht passt, kann ich sie beenden und muss mich nicht mit Kolleg:innen arrangieren, weil es eben nun mal nicht anders geht.

Auch kann ich viel freier entscheiden, wann, wo und wie ich arbeite. Als Freie muss ich nicht um zehn Uhr im Büro produktiv sein, wenn ich eigentlich nachts viel besser arbeite; im Großraumbüro aka Newsroom sitzen, wenn ich eigentlich lieber die Ruhe meines eigenen Zuhauses hätte. Urlaube? Kann ich einfach selbst einteilen. Einen Monat im Sommer an der Schwarzmeerküste verbringen? Genau das habe ich dieses Jahres gemacht. Genehmigen lassen musste ich mir das von niemandem. Als Freie entscheide ich.

Genau das sind Gründe, die manche Journalist:innen die Selbstständigkeit als ernsthafte Karriereoption erwägen lassen. Am Ende des Tages bleibt’s natürlich eine Typsache. Wenn man geregelte Arbeitszeiten und fixe Strukturen möchte (wobei, gibt es die denn im Journalismus überhaupt?), kann das Dasein als Freie:r sicher herausfordernd sein. Auch ein Stück weit Sicherheit gibt man für die vielen Unabhängigkeiten natürlich auf. Kollege Johannes Greß meinte dazu mal: Mit den vielen Kürzungen und Kündigungswellen in Medien gerade ist mein Job fast sicherer (siehe dazu auch die gestiegenen Arbeitslosen Anzahl von Journalist:innen in Österreich im Jahr 2024 (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)).

Die größten Minuspunkte am freien Journalismus bleiben sicher die Honorare (das Thema hatten wir ja schon im Oktober-Newsletter (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)) – und natürlich die Einsamkeit. Als freie:r Journalist:in arbeitet man die meiste Zeit für sich allein. Das kann herausfordernd sein. Aber auch hier kann man sich aushelfen. Und zum Beispiel ein Kollektiv gründen 😊

Alles in allem bleibt freier Journalismus ein Job mit vielen Pros und auch einigen Contras. Aber eine reine Option B für alle, die “es eben sonst nicht schaffen”, ist es keinesfalls.

Netzwerk Klimajournalismus braucht Unterstützung!

Apropos Option. Beim Netzwerk Klimajournalismus Österreich, bei dem ich auch Organisationsmitglied bin, gibt es seit neuestem die Option, Vereinsmitglied zu werden. Damit unterstützt man die unermüdliche Arbeit des Netzwerks für bessere Klimaberichterstattung in Österreich. Bisher wurde diese Arbeit ehrenamtlich verrichtet. Das umfasste in den vier Jahren seit der Gründung fast 50 Newsletter, mehr als 20 gehaltene Workshops, rund 30 Press Briefings und Stammtische sowie vieles mehr. Eine Mitgliedschaft kann man schon für 30 Euro (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) abschließen und damit ermöglichen, dass das Netzwerk Klimajournalismus sich weiterhin all diese Sachen leisten kann.

Von der Hölle in den Himmel

Die Abwanderung von X (ehemals Twitter) zu Bluesky ist in vollem Gange. Auch wir haben uns entschlossen, uns im blauen Himmel niederzulassen. Folgt uns gerne unter @fyi-kollektiv.bsky.social (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

Woran arbeiten wir?

Hier ein kleiner Überblick, was wir vom FYI-Kollektiv in den letzten Wochen veröffentlicht haben:

Das Bild stammt aus dem rumänischen Donaudelta und zeigt die vordere Spitze eines Bootes an einem Fluss, an dessen Ufern dichtes Grün zu sehen ist.
So schaut es aus, wenn Johannes und Christof gemeinsam auf Recherche in Rumänien sind.

Veranstaltungstipps:


Stipendien:

  • andererseits vergibt erstmals ein Recherche-Stipendium (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) für Journalist:innen, die von Rassismus betroffen sind, in der Höhe von 1.500 Euro. Bewerbungen werden bis 31. Dezember angenommen.

  • Der Hugo Portisch-Preis (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) prämiert journalistische Arbeiten aus dem deutschen Sprachraum, die sich mit der Aufarbeitung und der Vermittlung komplexer politischer und wirtschaftlicher Zusammenhänge auseinandersetzen. Bis 31. Dezember kann man noch einreichen oder nominieren.

  • Laufend kann man sich als Jung-Journalist:innen für das Datum -Talente, ein redaktionelles Mentoringprogramm, bewerben. Alle Informationen dazu gibt es hier (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre).

  • Zum Abschluss noch ein Pro-Tipp: LinkedIn ist nicht nur ein soziales Medium, sondern kann auch als Recherchetool nützlich sein – etwa um ehemalige Mitarbeiter:innen von Firmen ausfindig zu machen. Viele dieser Features gehen aber nur mit einem Premium-Abo. Journalist:innen bietet LinkedIn dieses aber auch kostenlos an. Bewerben kann man sich dafür hier (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre).

Wenn ihr Hinweise auf interessante Stipendien oder Termine für uns habt, oder Themen, die wir im Newsletter behandeln sollen, dann meldet euch gerne: kontakt@fyi-kollektiv.at (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

Wir sind gespannt auf eure Nachrichten!