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Monday Motivation #19

Beharrlich im Bemühen, bescheiden in der Erfolgserwartung

Ein CIO erklärte mir einst beiläufig, dass er auch nur eine mittlere Führungskraft sei. Vielleicht war es nur seine Ausrede, warum er in der ihm vorgestellten Sache nicht weiter tätig werden wollte. Ein wenig zeigt diese Bemerkung aber auch das Spannungsfeld, in dem viele Führungskräfte heute stecken. Einerseits haben sie für sich eine passende Führungshaltung gefunden und streben danach, ihren Verantwortungsbereich entsprechend zu gestalten. Andererseits sind sie eingebettet in eher traditionell geprägte Strukturen und Abläufe. 

Für diesen Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit prägte der Sozialpsychologe Leon Feistinger 1957 den Begriff der kognitiven Dissonanz. Demnach versuchen wir, diese unangenehmen Konflikte zwischen Wahrnehmungen, Meinungen, Einstellungen, Wünschen oder Absichten geschickt zu umgehen. So wie der Fuchs in der bekannten Fabel von Aesop, der die für ihn unerreichbaren Trauben kurzerhand als ohnehin zu sauer einstuft. 

Spannungen zwischen Anspruch und Wirklichkeit entstehen für moderne Führung in zwei Richtungen. Einerseits zwischen der eigenen Haltung eines Gärtners, der für Rahmenbedingungen zur Entfaltung menschlichen Potenzials sorgt und den oftmals diametral entgegen gesetzten Ansprüchen der Organisation, für die gute Führung in erster Linie bedeutet, den Laden wie ein Schachmeister fest im Griff zu haben. Andererseits sind auch nicht alle Mitarbeiter sofort willens, die neu gewonnene Freiheit und die damit einhergehende Verantwortung anzunehmen und mit ihr konstruktiv umzugehen, sodass der Garten zum Leidwesen des Gärtners anfangs oft mehr Unkraut als Früchte hervorbringt.

Erschwerend kommt hinzu, dass beide Spannungsfelder sich gegenseitig verstärken. Zur ersten Enttäuschung über Mitarbeiter, die nicht wie erwartet mitziehen, kommt dann die Häme anderer Führungskräfte und schließlich der Appell vom Chef, den eigenen Laden endlich in Ordnung zu bringen. Nicht selten fügen sich ambitionierte Führungskräfte angesichts dieser Dissonanz in ihr Schicksal und führen die Menschen eben so, wie sie scheinbar geführt werden müssen.

Die eigenen Erwartungen zu korrigieren und sich selbst zu verbiegen ist aber nur eine und gewiss nicht die beste Möglichkeit, die Dissonanz abzumildern. Besser funktioniert die „Addition neuer konsonanter Kognitionen.“ Zwar mag die konkrete Erfahrung im Führungsalltag zunächst vielleicht enttäuschend sein, aber nicht immer und überall. Diese Lichtblicke werden allerdings leicht übersehen. Sie zu erkennen, bewusst hervorzuheben und zu feiern, hilft ungemein. Und ab und an lohnt sich auch ein Blick über den Zaun der eigenen Organisation in den Garten anderer Organisationen und Führungskräfte, entweder durch persönlichen Austausch oder wenigstens durch die Lektüre entsprechender Literatur. 

Denk positiv und halte es mit Götz W. Werner: Beharrlich im Bemühen, bescheiden in der Erfolgserwartung!

Marcus

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