Mittwochs aufgeschrieben
III.
Wann beginnt es? Das neue, andre Leben? Spazieren gehen im Central Park. Bagels holen zum Frühstück. Das Land verstehen und erklären. Mit Marie einen trinken gehen: kalifornischen Rotwein, halbtrocken. Endlich der sein, der Du schon immer sein wolltest. Du bist fasziniert von Frauen, die immer ein unaufgesetztes Lächeln beim Sprechen auf dem Gesicht haben. Und willst das immer für Dich, ja, als Mann. Die New York Times lesen, mit Marie durch Seitenstraßen streifen, zusehen, wie sich die Kulisse mit Leben füllt.
Mia’s Brooklyn Bakery: Cakes, pies, cupcakes, pops. 139 Smith St, Brooklyn, NY 11201, steht da. Bücher, eine Schwarzwaldkneipe, das Tattoo-Studio. Die U-Bahn fährt hier seit 1933 , der Bahnhof eher schmucklos. Die Linien F und G, der Expresszug hält nicht, aber was macht das. Eine Mutter schiebt ihren Kinderwagen vorbei, das Mädchen darin kräht, man sieht der Frau an, dass sie wenig geschlafen hat. Im Normalen das Außergewöhnliche sehen: Dabei gibt es mit dem Alltag genug zu tun, eigentlich immer. You are so beautiful to me: was immer das bedeuten mag.
Hier sind Bäume links und rechts, eine Fahrradspur, Autos parken. Es klinkert an den Häusern, zwei Etagen, eine Treppe davor, the tinklin’ piano in the next appartment: "Let's grab a coffee". Es gibt nichts, als nur diesen Moment, er verweht im Geraune der Stadt, Columbus Circle, House of Swing, tonight. Warum nicht, sagt Marie.
An der Friedrichstraße in Berlin, die Mauer nicht sichtbar, aber dieser verrückte Bahnhof, aus dem sie eine Gedenkstätte gemacht haben und viel Spaßwünschen. Du wünschst Dir, dass auch New York diese Kulissen der Erinnerung hat. Uwe J., der große Glatzkopf mit der Pfeife und der tiefen Stimme, geht vorbei, ein zugeklapptes Notizbuch in der Hand, derKugelschreiber als Lesezeichen. Wer raucht heute noch Pfeife, und wer ist Marie?
Früher war New York undenkbar. Wolkenkratzer, Autolärm, flirrende Reklamen, die rumpelnde U-Bahn. Silvester auf dem Dach, ein paar Verrückte im Park, flammende Schwüre. Aber Zuhause konnten wir als Jungs rauchen und keiner hat es gesehen. Willst Du so weiterleben? Die Frage will einfach nicht verschwinden. Einfach weggehen, der alte Traum, und wieder haben andere entschieden.