Welttag des Kompliments
Heute, am 1. März 2023, ist Welttag des Kompliments.
Der Pädagoge Gottfried Immanuel Wenzel (1754-1809) widmet dem Kompliment ein eigenes Kapitel in seinem 1796 erschienenen Erziehungsratgeber Auserlesene Erziehungskenntnisse.
Allerdings wurde unter "Kompliment" damals noch etwas anderes verstanden als heute. Komplimente waren Knickse, Verbeugungen, Höflichkeitsfloskeln aller Art. Wenzel schreibt, bei Kindern sollen Komplimente altersgemäß sein.
„Die Komplimente der Kinder müssen ihrem Alter angemessen seyn, und in denselben Einfachheit und Bescheidenheit herrschen. Es ist ein dummes Kompliment, wenn ein Kind mir »Ich bin Ihr ganz gehorsamer Diener!« oder wenn es einen Kratzfuß nach dem andern machte, und sich dabey mit seinem Hütchen in der Hand, wie ein süßes Herrchen gebährdete; eine Hochachtung, Werthschätzung verrathende stille Verbeugung, eine leichte, artige Bewegung mit dem Fusse, ohne alles Geräusch, sind die Komplimente, die für ein Kind passen, und finden Statt beym Eintritte, bey einer an sie gemachten Frage, beym Empfange einer Gabe oder eines Lobes, beym Weggehen.“
Wenn das Kind einmal ein Kompliment zu machen vergisst, soll es nicht vor anderen zurechgewiesen werden.
„Kinder sollen in Gegenwart der Personen, denen sie etwa ein Kompliment zu machen vergessen haben, nicht dazu ermahnt werden. Es geschehe vorher, aber nicht, wenn der Fehler schon einmal begangen ist. Das Kind wird beschämt, geräth in Verlegenheit, machet zwar ein Kompliment, aber so albern und hölzern, daß es nicht auszuhalten ist.“
Im weiteren gibt Wenzel ein Beispiel dafür und es wird klar, dass ihm die Verlegenheit, die durch die Schelte des Kindes für die umstehenden Erwachsenen entsteht, wichtiger ist als die Gefühle des Kindes.
Zitat des Tages aus: Auserlesene Erziehungskenntnisse. 1. Band. Gottfried Immanuel Wenzel. Wien, 1796
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