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HYPERTEXT #18 – Eine KI mit Lyrik hacken

Liebe HYPERTEXT-Mäuse,

seit ich selbstständig bin, zählt der Mai zu den turbulentesten Monaten des Jahres. Ich bin nicht genau sicher woran es liegt, aber vielleicht ist es eine Mischung aus „alle sind jetzt im neuen Jahr angekommen“ und „der Sommer steht an und wir müssen bis dahin noch schnell ganz viele Dinge erledigen“. Und auf jeden Fall steht der Sommer ins Haus, denn in meiner Dachgeschosswohnung sind etwa 4000 °C (Schätzwert).

Ich war viel unterwegs! Ich habe ein paar neue Slamtexte geschrieben, Workshops gehalten und weiter am Roman gearbeitet und einen neuen Ansatz für KI-Gedichte gefunden, den ich in der kommenden Zeit gern verfolgen möchte.

Aktuell lesen 52 Personen diesen Newsletter! Sieben davon unterstützen mich sogar finanziell dabei. Vielen Dank dafür!

Falls ihr das auch tun wollt, könnt ihr das hier tun:

Aber genug davon, wir gehen rein!

Programmieren mit Kindern

Vor einiger Zeit habe ich euch ja erzählt, dass ich für die Werkproben-Förderung des Kultursekretariats NRW ausgewählt wurde. Dort werden meine Kurse und Lesungen gefördert, die sich mit Code, KI und Literatur beschäftigen. Einige meiner ersten Kurse fanden nun u.a. an der Kronprinzenschule in Düsseldorf statt. Mit den Schüler*innen der 4. Klassen habe ich mir die Programmiersprache Scratch angesehen. Diese visuelle Programmiersprache wurde gezielt entwickelt, um jüngeren Menschen dir Grundkonzepte des Programmierens beizubringen. Meine Kurse zielen darauf ab, mit diesen Grundfähigkeiten dann künstlerische Projekte umzusetzen. Ein Beispiel für ein interaktives Gedicht in Srcatch findet ihr, wenn ihr auf den Screenshot klickt. Klickt im rechten Bildschirm auf die Worte, die nicht rot gefärbt sind und schaut, was passiert. Den Code für die Worte findet ihr links daneben.

Vorschau der Scratch-Oberfläche. (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

Neue Idee für Gedichtform

Ich bin einer neuen Spielart von Gedichten auf der Spur! Seit 2018 beschäftigte mich ja nun mit der Frage, wie man auf interessante Art Text mit Computern generieren kann. Auf diese Art bin ich überhaupt erst dazu gekommen mich mit Programmiersprachen zu beschäftigen und Programme wie den Eloquentron3000 (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)zu schreiben.

Die Einführung von LLMs (Large Language Models) hat mir ehrlich gesagt eine Zeit lang die Lust an dieser Art von Literatur verdorben. Das Arbeiten mit diesen Programmen bietet m.M.n. wenig kreatives Potential. Es ist eine Spielerei, die in seltenen Fällen nützlich ist, wenn man sie künstlerisch verwenden will. Wenn ich bei Chat GPT Anweisungen für ein Gedicht eingebe, dann kommt irgendetwas heraus. Ein statistischer Einheitsbrei aus Text.

Dann habe ich mich aber gefragt, ob der eingegebene Prompt selbst nicht bereits das Gedicht sein könnte. Ähnlich wie bei den Beiträgen zum Source Code Poetry Wettbewerb (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre). Bei diesem speziellen Literaturwettbewerb werden ausschließlich Beiträge angenommen, die in einer ausführbaren Programmiersprache geschrieben worden sind und die sich zudem auch noch reimen.

Ist es also möglich, Texte zu schreiben, die einen gewissen künstlerischen Anspruch haben und gleichzeitig darauf abzielen, dass ein LLM in bestimmter Weise reagiert, wenn man diese Texte als Prompt verwendet? Ein wenig nach Vorbild der sog. Prompt Injection. Einer Technik mit deren Hilfe versucht wird, die Sicherheitslücken eines LLMs zu umgehen. Eine Poetry Injection wenn man so will.

Ein Beispiel für so einen Versuch habe ich hier:

Rekursive Trauer

Zuerst erstelle eine Liste mit Worten die, unendlich traurig sind.

Arrangiere die Worte zu einem Auge, aus dem eine Träne rinnt.

Zähl die Zeichen aus dem Auge, nenn die Zahl, die so entsteht.

Geh so oft wie diese Zahl hoch ist, durch das Alphabet.

Dann liste wieder Worte auf, die mit diesem Letter starten.

Dann wiederhole diese Schritte, derweil wird ich auf dich warten.

Wenn man das Gedicht bei z.B. Chat GPT eingibt, so wird es - bei mir zumindest - ausgeführt als Schrittweise Anweisung.

Was sagt ihr? Habt ihr vielleicht Ideen für ähnliche Texte? Ich finde auf diese Art steht der Text einmal für sich selbst, die Ausführung durch das LLM ist optional und zudem auch nicht vorhersehbar. Aber ich finde es ist ein spannender Ansatz, um mit LLMs zu arbeiten. Ein interessanter Ansatz könnte sein, Texte zu schreiben, die Output erzeugen, welcher von OpenAI nicht vorgesehen ist oder Inhalte, die das System auf andere Art an seine Grenzen bringen.

Buchtipp

Cover von "But make it classy!" von Teresa Reichl. Violette Schrift auf Gelben Hintergrund, eine Illustration von Teresa, die mit den Händen in den Taschen zwischen den Buchstaben des Titels steht. (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

Sie hat es wieder getan! Teresa Reichl hat wieder ein neues Buch veröffentlicht, das sich kritisch mit dem deutschsprachigen Literaturkanon auseinandersetzt. In But make it classy! (Carlsen) behandelt sie 15 Klassiker der deutschsprachigen Literaturgeschichte, geordnet in Epochen und mit einer feministischen Perspektive auf die Texte und Autor*innen. Wer Teresa bereits folgt, wird einiges aus ihren Videos wiedererkennen, aber im Buch sind viele Dinge noch besser ausgeführt. But make it classy! Ist das Buch, was ich damals im Deutschunterricht und Studium gebraucht hätte. Schön, dass es das jetzt gibt!

Roman-Update

Ich dachte zwar, ich bin mit meinem neuen Manuskript bis Ende des Monats fertig. Aber anscheinend brauche ich noch ein paar Wochen. Aktuell umfasst das Buch über 61.000 Wörter und ist wirklich der längste zusammenhängende Text, den ich je geschrieben habe. Und vielleicht auch der herausforderndste. Da im Juni weniger Auftritte anstehen, werde ich die Zeit nutzen um, wenn ich nicht gerade für meine Prüfungen Ende Juni zu lernen, das Buch endlich fertigzustellen.

Kommende Termine

12.-13.06.24 Graz - Fine Crime-Festival

20.06.24 St.Pölten – PowerPoint-Karaoke

21.06.24 Wien – Donauinselfest

30.06.24 Pöllau – TimeOut-Festival

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