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Der Nissan Skyline der Dark Fantasy

Was ist cool und kann rollen? Richtig, ich in Dark Souls 2. Außerdem geht es heute um Autos (die zumindest rollen können) und darum, wie Spiele unsere Erwartungen subversieren.

Das neue Jahrtausend war gerade ein Jahr alt, da erschien The Fast and the Furious. Ein ebenso wegweisender wie belangloser Film. Kurz darauf erreichte das Franchise mit 2 Fast 2 Furious (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) seinen Höhepunkt. 

Zum ersten Mal raste dort der silberne Nissan Skyline GT-R R34 mit blauen Streifen über die Leinwand. Während es in dem Film vor allem um Schnelligkeit und riskante Manöver geht, ging es in unserem Kinderzimmer ausschließlich um die Ästhetik. Das Auto wurde zum Symbolbild einer mühelosen Coolness, einem kompromisslosen Selbstvertrauen, das weder Cops noch Gangster erschüttern konnten. Selbstredend wurde es ebenso zum Symbolbild meiner frühpubertären Identität, die sich an alles klammerte, was irgendwo als cool bezeichnet wurde.

https://twitter.com/TheCrewGame/status/1313872149741023234 (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

Das GT-R steht übrigens für Gran Turismo Racer. "Gran Turismo (italienisch), englisch Grand Touring, französisch Grand Tourisme, kurz GT und frei übersetzt „große Fahrt“ (vgl. Grand Tour), beschreibt den Verwendungszweck ursprünglicher GT-Fahrzeuge, also relativ komfortabler und gut motorisierter Sportwagen, die für Langstreckenrennen geeignet sind", weiß Wikipedia (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

Mit Vollgas die Qualitätsrutsche hinunter

Alle Need for Speed-Spielstände auf meiner Memory Card erhielten kurzerhand silber lackierte Fahrzeuge mit blauen Streifen. Mit Autos habe ich damals wie heute sonst nichts am Hut. Es war die gnadenlose Hingabe zu den 2000ern und die kindliche Trotzigkeit der Filme, die mich beeindruckt hat. Das tut sie heute noch, wobei ich wirklich dazu raten muss nach dem 2. Film nicht weiterzugucken. 

(2 Fast 2 Furious)

Wie erwachsene Männer Tokyo Drift filmen und es ernst meinen konnten, erschließt sich mir bei einem so unfassbar unsympathischen Protagonisten nicht. In den späteren Filmen ist jede Szene mit The Rock Krieg, die Polizei wird vom irrelevanten Gegenspieler zum Buddy und ich fühl's einfach nicht. Nach mittlerweile zehn Filmen geht es nur noch um übersteigerte Action in einer trivialen Geschichte, die mit möglichst viel Bumm und Blech inszeniert wird.

Bestimmt ist es nur persönliches Empfinden, vielleicht mein geistiges Wachstum (lol) oder die erdrückende Mühsal der Lohnarbeit; oft suche ich in meiner Freizeit das genaue Gegenteil: gute Geschichten (TM), Aufregendes nur in Maßen oder so gut inszeniert, dass ich schnell darüber hinweg komme , und Kunst statt Krach. All das findet sich in der aktuellen Episode von Lost Levels (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), wo ich folgenden Gedanken schon angeteasert habe. 

Dark Souls more like Troll Souls

Dark Souls 2 ist die Erlösung aus der Actionfilm-Banalität. Der Nissan Skyline der Dark Fantasy. Scheinbar unwichtig im großen Ganzen und doch wegweisend für ein Genre (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) oder zumindest mich. Zu cool, als dass Menschen sich seriös dazu bekennen würden. Mir war es bisher nicht bewusst, aber vielleicht wird hier vollkommen zu unrecht ein Meilenstein der Videospielgeschichte verpöhnt. 

Lasst mich erklären. Es ist relativ etabliert, dass Dark Souls 2: Scholars of the First Sin aus der Reihe tanzt (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre). Dass Miyazaki bloß Supervisor war, das Level Design, Boss Design, Animationen, Lore... Alles scheinbar anders, geradezu geringwertig, wie manche behaupten. Ebenso ist etabliert, dass die Reihe schon immer eine Vorliebe für kleine Streiche hatte. Kleine Augenzwinkerer, weil Spiele trotz ihrer düsteren und traurigen Story (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) verspielt sein müssen, so will es schon der Name. Kisten, die sich beim Öffnen in Monster (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)verwandeln oder ein Charakter (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), der wertvolle Tipps zu geben scheint, die Spielfigur dann aber kurzerhand einen Abgrund hinunter stößt. 

(Dark Souls 2)

Erst nach 20 Stunden Dark Souls 2 habe ich die Bedeutung von "Das Spiel hasst mich" wirklich verstanden. Generell ist Dark Souls 2 nicht schwieriger als die meisten anderen Spiele. Aber es macht sich darüber lustig, wie ernst ich es nehme. Ein bisschen ist es wie mit Sisyphos. Mehrfach entging er dem Tod und wurde zum Schluss doch in die Unterwelt verbannt, wo er für immer einen Felsbrocken einen Berg hinauf tragen muss. Sobald der Gipfel nahe scheint, rollt der Felsbrocken wieder ins Tal und Sisyphos beginnt erneut. In dieser Analogie bin ich Sisyphos. Jedes Mal, wenn ich ein Level höchster Konzentration erreiche, auf GAR keinen Fall sterben oder unbedingt eine Abkürzung finden möchte, die mich wieder zu einem sicheren Ort bringt, rollt der Felsbrocken den Berg runter und das Spiel macht sich über mich lustig. Ein comic relief auf meine Kosten, der mir jedes Mal verdeutlicht, dass es nur ein Spiel ist und unter'm Strich nichts Bedeutung hat.

(Dark Souls 2)

Damit ist Dark Souls 2 meine persönliche Erleuchtung gewesen, weil meine Handlungen im Spiel so relevant wie irrelevant sind. Kaum ein anderes Spiel konnte diesen Gedanken so prägnat bei mir platzieren und um ein paar Beispiele zu bringen, seht ihr nun meine Top Trolls in Dark Souls 2:

  • Eine Tür, hinter der eine Wand ist

  • Eine Tür, hinter der ein Abgrund ist

  • Die Tatsache, dass besagte Tür mit dem Abgrund dann doch eine Abkürzung ist, aber man von außen in den Raum springen (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) soll, alles klar 

  • Der Ring of "Whispers", mit dem ich das Flüstern der Gegner hören soll, aber es ist Grölen und Röhren

  • Unsichtbare Gegner

  • Absurde Gegner, wie leuchtende Gartenzwerge mit Axt

  • Die Tatsache, dass es Schlüssel gibt, die überall in der Welt versteckte Mechanismen öffnen und als ich gerade komfortable zwei Schlüssel im Inventar hatte, erreichte ich eine Gegend, in der 20 solcher Mechanismen stehen, aber 18 davon Gegner offenbaren und keine Schätze.

  • Der Klassiker: Geheime Wände (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), hinter denen sich Wege verbergen

Mimics gibt es übrigens nicht nur im Dark Souls-Universum. Meine erste Begegnung mit ihnen war in Final Fantasy 9, wo sie sich ebenfalls als harmlose Truhen tarnten. In der Natur gibt es ein ähnliche Schauspiel: Mimikry. Mein Lieblingsbeispiel sind Schwebfliegen, die absolut harmlos sind, aber aus Schutzgründen die gleiche gelb-schwarze Färbung haben wie ihre weniger harmlosen Flugfreunde, die Wespen. Man erkennt sie daran, dass sie schweben und nicht so nervig summen. 

(Final Fantasy 9)

Meme der Woche

Das Meme der Woche kommt heute von kcg. Zehn Jahre ist mittlerweile der Comic "On Fire" alt, besser bekannt als "This is Fine". Nach wie vor gibt es kein besseres Symbolbild unserer Zeit. 

https://twitter.com/kcgreenn/status/1613583689870446592 (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

Außer vielleicht dieses Symbolaudio: 

https://www.youtube.com/watch?v=CBWE7nvtfjo&ab_channel=PineBlox (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

"They ask you how you are and you just have to say that you're fine when you're not really fine, but you just can't get it into it, because they would never understand."

Sehr relatable, auch wenn Katy Perry, Urheberin dieses Zitats, weniger relatable ist. Erst letzten Herbst zeigte sie sich auf Instagram, wie sie bei der Bürgermeisterwahl in Los Angeles für den Milliardär und Republikaner, aber kurz vor der Wahl dann doch Demokraten Rick Caruso stimmte. Von "I kissed a girl" zu "eigene Privilegien nicht checken und im Sinne des Status Quo wählen, der einem selbst hilft, aber den meisten anderen nicht" ist es ein steiler Abstieg auf der Beliebtheitsskala. Die erste Etappe nahm sie schon, als sie Ellen DeGeneres zur Seite sprang, als Vorwürfe gegen die Comedian laut wurden, dass sie ihre Angestellten belästige und diskriminiere. 

Was uns wieder zu "This is Fine" bringt, but I'm not really fine, weil wir alle permanent daran arbeiten müssen missbräuchliche Machtstrukturen zu benennen und aufzubrechen und uns aktiv gegen Diskriminierung einsetzen müssen. 

Ciao Kakao

Dank geht raus an euch für's Lesen des Mini-Newsletters. Wenn er euch gefällt, leitet ihn an Freund*innen weiter und empfehlt ihn in den sozialen Medien eurer Wahl. 

Bis dahin

Christina

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