Bielefeld bringt Kilometergeld
(S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!
Heute Abend geht der DFB-Pokal in die nächste Runde. Zuerst muss Werder Bremen in Bielefeld ran, morgen RB Leipzig gegen Wolfsburg. Läuft alles nach Plan, ziehen die beiden Klubs ins Halbfinale ein. Die gegnerischen Trainer selbst reden von einer “Sensation”, wenn’s anders kommt.
Bei Arminia Bielefeld würde ich mich über eine Sensation nicht wundern. Die Mannschaft aus der 3. Liga hat sich den Ruf eines Pokalschrecks erworben und nacheinander Hannover 96, Union Berlin und SC Freiburg ausgeschaltet. Der Gegner Werder Bremen klingt da wie ein weiteres Zwischenziel.
Nostalgiker verstehen ohnehin nicht, warum die Arminia nicht häufiger bei den Großen mitspielt. Bielefeld klang jahrelang wie ein Versprechen auf ehrlichen und erfolgreichen Fußball aus der Provinz. Prominente Spieler kamen von dort, Ewald Lienen und Thomas Helmer vorneweg.
Die Bielefelder Alm liegt so tief im Nirgendwo, dass wir Journalisten einen Reim zum Auswärtsspiel erfanden: “Bielefeld bringt Kilometergeld”. Auf dem Weg dorthin kamen Gäste gerne ins Grübeln, so heißspornig war das Publikum dort. Heute heißt die Alm “Schüco-Arena”. Modernität tut manchmal weh.
19 Spielzeiten schafften die Bielefelder in der Bundesliga, also ein gutes Drittel seit Liga-Gründung 1963. Und jetzt: Platz vier in der 3. Liga, mit Hoffnung, aber ein bisschen Abstand auf die Aufstiegsplätze. Die ZDF-Übertragung heute ist deshalb auch eine Erinnerung an große Auftritte in der Vergangenheit.
Einen ostwestfälischen Dienstag wünscht
Euer Pit Gottschalk
⚽️ Arminia-Trainer Kniat: Vom Rohbau auf die Bielefelder Alm
https://youtu.be/HcFW_HpRC_g?si=7sfAtrE-lI1tyrBR (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)Von Thomas Nowag
Wenn Mitch Kniat an seine Zeit in Bremen denkt, schmerzen ihm gleich wieder die Oberschenkel. Als der Nord-Regionalligist FC Oberneuland 2012/13 dramatisch in die Pleite rutschte, schleppte der baumlange Innenverteidiger und heutige Trainer von Arminia Bielefeld für die Zeitarbeitsfirma seines Coaches Fenster durch Rohbauten. Auch in einer Werft schuftete er: Das Geld musste schließlich irgendwo herkommen.
Wegen dieser wunderbaren Geschichte und vier folgenden Jahren beim Bremer Oberligisten Blumenthaler SV rannten alte Bekannte Kniat nach dem Kracher-Los Werder fürs DFB-Pokal-Viertelfinale am Dienstag alle Türen ein.
"Ich hätte bestimmt 1000 Karten besorgen können, weil sich unfassbar viele Leute bei mir gemeldet haben", berichtete der 39-Jährige im Interview mit dem Werder-Portal Deichstube (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre).
Viele Wünsche hat er erfüllt: Auch sein ehemaliger Chef vom Rohbau, passenderweise ein glühender Werder-Fan, wird auf der brodelnden Alm mit 30 anderen Bremern im Block B sitzen - und eher seinem guten Freund die Daumen drücken. Damit der Drittligist Arminia die nächste dicke Sensation schafft und verstohlene Träume von Berlin noch realistischer werden.
"Wenn ich an die Atmosphäre denke, die wir in den Pokal-Duellen davor gehabt haben, steigt die Vorfreude enorm", sagt Kniat, für den es "das absolute Highlight" der Trainerkarriere ist: "Alle sind heiß auf dieses Spiel. Mit dem Stadion im Rücken können wir über unsere Schmerzgrenze gehen."
Wie damals aufm Bau? Gegencheck bei Peter Moussalli, der einst mit den Nebenjobs aushalf: Kniat hatte wohl damals schon so eine Art Trainer-Gen. "Irgendwann rief mich der Werft-Chef an: Der Bauleiter, den wir geschickt hätten, der sei richtig, richtig gut", sagt der Blumenthaler Vereinspräsident. "Mitch war aber gar kein Bauleiter - der hatte nur den Laden im Griff. Der hat da plötzlich die Dienstpläne eingeteilt, alles."
Der Arminia-Trainer, versichert Moussalli am Montag, sei "zu absolut 100 Prozent authentisch". Wenn er ihn am Telefon mit "Mitchikowski-Lewandowski" begrüße, fange er sich von Kniat erstmal einen Spruch über seine spärliche Haarpracht.
Aber im Profi-Modus, da gehe Kniat dann Erfolg über alles. Das hat Kniat und den Pokalschreck Arminia über Hannover 96, Union Berlin und den SC Freiburg wahrhaft sensationell ins Viertelfinale gebracht. Dreimal klarer Außenseiter - drei Siege für den Drittligisten.
Und weil sich in solchen Geschichten alles ineinander fügt: Moussalli hat Kniat einst mit nach Blumenthal genommen, es wurde zu dessen erster Trainerstation. Als Experte beim Fußballlehrer-Lehrgang spazierte dann ein gewisser Ole Werner in den Raum, der am Dienstag zu gerne das kriselnde Werder ins Halbfinale führen würde.
Werner hielt einen Vortrag, bei dem Kniat "anderthalb Stunden total aufmerksam zugehört hat". Eine Passage hat sich der Arminia-Coach besonders gut gemerkt: Es ging um, natürlich, die "Baustellen" für Coaches bei ihren neuen Vereinen.
Thomas Nowag ist Redakteur beim Sport-Informationsdienst (SID)
⚽️ Heute im Fernsehen
20.45 Uhr, ZDF: Arminia Bielefeld - Werder Bremen
(S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)⚽️ Klick gemacht
https://youtu.be/d8-TaqZKsz8?si=KQ_rTthkVKT5yHD3 (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)Heute zu Gast: Bruno Knust (“Günna”)
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https://open.spotify.com/episode/2vdKJDVM4I2oiT4WPXaGLc?si=qlR00leTT9S4ISE95nszJA (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)⚽️ Was sonst noch so los ist
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