Getrennt stark
Gleichberechtigte Partnerschaft bedeutet nicht, dass alles immer gemeinsam entschieden werden muss.
Ich habe Entscheidungen gehasst. Ich habe sie mit einer fast religiösen Inbrunst vermieden. Denn ich bin dem Irrglauben aufgesessen, dass eine einmal getroffene Entscheidung nie wieder rückgängig gemacht werden kann. Bevor ich mittels einer Entscheidung einen schwerwiegenden Fehler mache, treffe ich lieber gar keine, habe ich mir gedacht.
Das Problem ist: wer keine Entscheidungen trifft, kann vielleicht recht und schlecht alleine durchs Leben kommen. Aber: In einer Beziehung, in der Elternschaft, wo jede Handlung direkte Auswirkungen auf andere Menschen hat? Da stößt diese Vermeidungsstrategie sehr schnell an Grenzen.
Jemand entscheidet – ob du willst oder nicht
Denn jemand trifft letztlich die Entscheidungen. Bei uns war das Josi. Mit der Folge, dass der Mental Load für die weitere Entwicklung großer Lebensbereiche ausschließlich bei ihr lag. Dass sich das nicht sehr nach einer gleichberechtigten Partnerschaft anfühlt, muss ich, glaube ich, nicht extra betonen.
Mental Load bedeutet ja vor allem, unsichtbare Gedankenarbeit auf das Haupt einer anderen Person abzuwälzen – ohne Absprachen, ohne Ausgleich und ohne Wertschätzung.
Im schlimmsten Fall: ohne, dass es der Person, die nicht den Mental Load trägt, jemals bewusst wird.
Die Belastung, die das zur Folge hat, ist das eine Problem. Das andere ist, dass ich ohne Verantwortung und ohne Vertrauen in meine eigene Entscheidungsfähigkeit kein verlässlicher Partner und Elternteil war. Viele Wege raus aus dieser ungleichen Mental-Load-Situation hatten dabei ihre ganz eigenen Fallstricke.
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