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Hat mir auch nicht geschadet.

Der Einwand "Ich habe früher ja auch…" oder gar "Hat mir auch nicht geschadet…" ist verbreitet in der Diskussion um Gendermarketing bzw. der klischeehaften Zuordnung von Spielzeug. Er sagt erstmal wenig darüber aus, ob es dem Kind ohne das jeweilige Geschenk nicht doch besser gegangen wäre. Aber was soll EINE Barbie schon ausmachen, was wird EINE Folge Germanys-next-Topmodel schon schaden. Nichts wahrscheinlich. Denn die Fülle macht's. Aber natürlich versuchen viele im Rückblick das Positive zu erkennen, schauen nicht so genau auf die Folgen bzw. verdrängen das Negative dem eigenen Seelenheil zuliebe. Das ist menschlich. 

Aber den Einfluss von Spielzeug komplett vom Tisch zu wischen? Wozu dann Sachbilderbücher, Bausteine, Bügelberlen kaufen? Als ob Eltern Spielzeug nur zum Spaß der Kinder anschaffen! Beschäftigungsplacebo, Hauptsache sie sind still? Eher nicht. Die meisten hoffen, dass der Experimentierkasten oder die Puppe einen positiven Einfluss hat, Feinmotorik, Spracherwerb, Koordination, soziale Kompetenzen… das Kind soll lernen, je früher umso besser. "Die spielen ja boß" ist deshalb einer der absurdesten Vorwürfe an Erzieher*innen. 

Folglich versteht sich von selbst, dass manches Spielzeug eben auch negative Nebenwirkungen hat. Bloß dass sich selten vorhersagen lässt, bei welchem Kind sie sich in welcher Weise auswirken. Bei manchen gar nicht. Und bei anderen so, dass die meisten davon gar nichts bemerken, weil die Erwartungshaltung, wie Mädchen bzw. Jungs "eben so sind", dafür sorgt, dass wir das Gewohnte als normal hinnehmen und uns nur das Ungewohnte ins Bewusstsein  tritt.

Sicher ist: wer Teil einer Gesellschaft ist, hat auch deren Werte und Normen verinnerlicht. Durch Vorbilder, Regeln, Ermahnungen, Erklärungen, und… Spielzeug. Deshalb melden eben nur wenige Väter ihre Söhne mit der allergrößten Selbstverständlichkeit zum Ballettunterricht an und die Tochter im Fußballverein. Andersherum dagegen passiert das oft genug, ohne dass das Kind überhaupt mitreden durfte. 

Es sind also selbst jene Menschen, denen es gelingt, sich in vielen, persönlichen Entscheidungen von kulturellen Zuschreibungen frei zu machen, trotzdem angewiesen auf die vorhandenen Strukturen. Auch dann, wenn diese bestimmte Gruppen benachteiligen. Und doch wird es als "natürlich" empfunden - Barbie und Schminkkopf hin oder her - dass Frauen mehr Geld in Schönheitsprodukte investieren, sich mehr von ihnen für die schlechter bezahlte Carearbeit entscheiden [1].

Tatsächlich belegen Studien einen Zusammenhang zwischen stereotypem Spielzeug und dem Selbstbewusstsein von Kindern. Für Jungen und Mädchen gilt: Je tiefer sie in die Spielzeugwelt der schönen, schlanken, passiven Prinzessinnen eintauchen, desto stereotyper wird ihr eigenes Verhalten: „We know that girls who strongly adhere to female gender stereotypes feel like they can’t do some things,“ sagt Sarah M. Coyne, Leiterin der Studie. „They’re not as confident that they can do well in math and science. They don’t like getting dirty, so they’re less likely to try and experiment with things.“ [2]

Zurück zum oben zitierten Einwand:

Emanzipiert? Einverstanden. "Nicht geschadet", weil immun gegen die #RosaHellblauFalle? Wohl kaum. Sorry, don't shoot the messenger.🤷🏻‍♀️

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[1] 80% der Carearbeit wird von Frauen übernommen. Bundesagentur für Arbeit: Der Arbeitsmarkt in Deutschland. Gesundheits- und Pflegeberufe. Arbeitsmarktberichterstattung – 2011. 2011, S. 8

[2] https://news.byu.edu/news/disney-princesses-not-brave-enough und http://well.blogs.nytimes.com/2016/06/27/disney-princesses-do-change-girls-and-boys-too/?_r=0

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