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Was ein Ärmelsaum mit Gewalt gegen Frauen zu tun hat

Die RosahellblauFalle des Monats ist ein Ärmelsaum, eine sog. Wolltresse. Denn diese ist - Achtung! - gewellt🚨

Foto eines blauen Wollärmels mit gelber Wolltresse, darüber Text: "Ich habe eine Frage zur Wolltresse: sie wirkt weiblich. Das stört meinen Sohn und auch  meinen Mann.… Wo gibt es denn Wolltressen ohne Wellen?"
Um den Saum von Kleidungsstücken nicht vernähen zu müssen, gibt es die praktische Erfindung der Tresse, ein Textilband, zum Einfassen von Stoffen.

Zu weich, zu rund, zu weiblich

Liebe Väter, wann wollt ihr anfangen, eure Männlichkeit nicht allein durch Ablehnung von Dingen, die weich und rundlich sind, zu definieren? Durch Distanzierung von allem, was mit Empathie und Fürsorglichkeit zu tun hat, denn das widerspricht sich fundamental: wie kann Mann Vater sein ohne Fürsorglichkeit, Nähe und Nachgiebigkeit als seine eigenen, männlichen Eigenschaften zu definieren. Als menschliche!

Das hat mit dem Wollärmel doch nichts zu tun? Bitte gerne mitkommen:

Warum sind Herzen, Schmetterlinge und Blumen für kleine (und große) Jungs so oft ein Tabu? Was soll dieser enge Fokus der Näh-Community, der, Selbstbezeichnung: “Jungs-Muttis” auf Matschfarben, Fahrzeuge, Piraten, Wildtiere und Ablehnung alles vermeintlich Weiblichen? Blitze sind okay, Punkte nicht. Füchse ja, Rehe nicht. Predator and Prey, Jäger und Gejagte, und Camouflage für Mädchen bestenfalls dann, wenn Pink vorherrscht, was ja nun nicht dem eigentlichen Zweck der Tarnung dient.

Wessen Männlichkeit ist denn nun bedroht, wenn der Sohn mit gewelltem Ärmelsaum auf dem Spielplatz auftaucht? Dürfen echte Jungs die Spielplatz-Arena nur im Shirt mit wildem Hai auf der Brust Krummsäbel im Mund betreten? Während Mädchen dort Blumenkränze flechten und sich wundern, warum der Regenbogen am Himmel nur Violett aber kein Ballett-Rosa enthält?

Hier geht es um weit mehr als ein Näh-Hobby, um mehr als Ärmelsäume, Kleider- und Spielzeugwahl!

Wer hier nicht genauer hinschauen möchte, wer sich mit den binären Regeln im Kinderzimmer und den sexistischen Botschaften im Subtext von Produktbewerbung, Stellenanzeigen und Schulbüchern nicht beschäftigen möchte, wird immer wieder von Neuem überrascht sein über Gewalt gegen Frauen, über queerfeindliche Übergriffe, über Femizide. All das kommt dann scheinbar aus dem Nichts. Große Ratlosigkeit in den Sitzungen, der rosa-blauen Schubladenvertreter - ja, meistens, fast ausschließlich sind es Männer, die sich darüber wundern.

Wir wollen niemanden verlieren, wenn wir die Abkürzung nehmen, aber vielleicht bleibt ihr bei uns, wenn wir fragen:

Wo kommt wohl der Zulauf zu Parteien her, die kaum Frauen in ihren Reihen haben? Die Frauenrechte mit Füßen treten und nichts unternehmen, damit die Männergewalt gegen Frauen endlich aufhört?

Illustration ‘Der CareGap beginn im Kinderzimmer’ von Till Laßmann (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

“Ihr seid ja vielleicht anstrengend!”

Ja, wir hören die “Übertreibt’s mal nicht”-Einwände, die ewigen “Sind doch bloß Farben”-Ausrufe haben es längst ins 'Bullshit-Bingo der Rosa-Hellblau-Falle' geschafft. Aber wir geben nicht auf, die Zusammenhänge zu erklären, und gehen den Weg nochmal zurück, um ohne Abkürzung beim selben Punkt anzukommen:

Beim gewellten Ärmelsaum und dem empörten Vater, der seinem Sohn Blümchen, Bienchen und Herzchen verbietet, geht es um die Anfänge genau der Ungerechtigkeiten, denen wir in der Erwachsenenwelt zur Zeit oft nicht mehr beikommen.

Die Gewalt gegen Frauen beginnt im Kinderzimmer!

Geschlechterfragen fangen da an, wo Eltern intaktes Spielzeug entsorgen, obwohl der kleine Bruder grade erst auf die Welt kam. Der CareGap beginnt da, wo Väter ihren Söhnen den Puppenherd verbieten, weil das “Mädchensache” und später “Frauenarbeit” sei. Gewalt beginnt da, wo “Du Mädchen!” als Schimpfwort funktioniert, weil es für Jungen eine Herabsetzung bedeutet, mit Weiblichkeit in Verbindung gebracht zu werden, wo Väter sich von ihren Söhnen distanzieren, die es wagen, sich in einen Mann zu verlieben. Die Eskalationstreppe zu steil? Die Argumentationskette an den Haaren herbeigezogen? Schön wäre das!

Aber wenn schon ein Ärmelsaum “zu weiblich” ist für Papas Männlichkeitsbild, welche Botschaften vermittelt er seinem Sohn dann über Frauen, die ihr eigenes Geld verdienen und nicht bereit sind, auf Rente und Absicherung zu verzichten, weil die Schwiegereltern sich beschweren, sie müsse ihm doch den Rücken freihalten!?

Bunte Grüße

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Almut & Sascha

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