Postkarten aus Montreal, Toronto und der Wildnis
"Diese Reise ist für mich wie ein Punkt nach einem sehr langen, sehr komplizierten, sehr schwierigen Satz."
Ich hätte den Grund für meine Kanada-Reise auch profaner formulieren können, als mich die junge Frau auf unserer Kanutour nach dem Anlass für meinen dreiwöchigen Solotrip fragte. Aber manchmal lasse ich mich von meiner Fabulierfreude hinreißen....
Im Frühjahr, als klar war, dass unsere Familie in ihrer ursprünglichen Form nicht weiter existieren würde, buchte ich einen Flug nach Montreal, weil ich damit einen dicken fetten Punkt hinter die schweren Zeiten setzen wollte. Und ich schenkte mir den Trip zum 50. Geburtstag, der sich in Riesenschritten nähert und den ich in diesem Jahr nicht feiern möchte.
Oh, wie ich diese drei Wochen Freiheit nötig hatte!
Müde war ich. Sehr müde.
Ich hatte Zeit zum Schlafen. Zum Zeichnen. Zum Nachdenken und einfach in die Gegend schauen. Zur eingehenden Beobachtung von Mensch und Tier. Zum Reden. Zum Neugierig-Sein auf Andere. Zum Genießen. Zum Dichten.
Nun bin ich wieder zu Hause, wische Staub von den Regalen, arbeite Buchbestellungen ab, mähe den Rasen und ernte tonnenweise Gemüse und Obst, wasche die Wäsche und betrachte die Bilder. Momente, die ich doch eben noch erlebt habe und die sich bereits zu wertvollen Erinnerungen vergolden.
Einen Punkt habe ich mit der Reise setzen wollen. Aber ich glaube, es ist doch eher ein Fragezeichen geworden. Ein bunt bemaltes, groß hingekleckertes Fragezeichen, das mir hoffnungsvoll zuzwinkert. Denn nun geht das Leben neu weiter, es wird einige Veränderungen geben. Wie die aussehen, das weiß ich noch nicht. Aber ich halte euch auf dem Laufenden.
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