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Zeitlang im August: Fisch essen in München & Lieblingshotel in Italien

Freibad, See, Isar. Es ist endlich so richtig Sommer, und ich möchte nichts lieber als ins Wasser springen! Blöd nur, dass ich genau das in den nächsten Wochen absolut nicht darf. Mein August fing, um ehrlich zu sein, eher bescheiden an: Ich war für ein paar Tage im Krankenhaus und wurde operiert. Mein erster kleiner Eingriff, meine ersten Nächte im Krankenhaus, mein erster Sommer, in dem ich ein bisschen aussetzen muss. Alles kleine Probleme im Verhältnis, ich weiß – und trotzdem gerade für mich (zum Glück) das größte.

Vor dem Eingriff habe ich aber noch mitgenommen, was ging: Bin an jedem heißen Julitag in den Isarkanal beim Maria Einsiedel gesprungen, habe an lauen Sommerabenden immer ein Bier zu viel draußen getrunken – und bin einmal sogar erst im Morgengrauen mit tanzschweren Beinen nach Hause gelaufen. Die Vögel zwitscherten, und der Himmel wurde schon hell. Früher habe ich das immer gehasst, weil man dann wusste, der nächste Tag ist gegessen. Diesmal fand ich es auf eine melancholische Art schön, weil es so lange nicht mehr passiert ist. So gesehen: Alles gut, ich habe nichts ausgelassen!

Ich bin an jedem heißen Julitag in den Isarkanal beim Maria Einsiedel gesprungen, habe an lauen Sommerabenden immer ein Bier zu viel draußen getrunken – und bin einmal sogar erst im Morgengrauen mit tanzschweren Beinen nach Hause gelaufen.

Und da ich nun erst einmal nicht baden kann, hole ich mir den Sommer eben kulinarisch in den August. Wir reisen einmal ins Westend in die Bretagne und dann nach Neuhausen für einen Abstecher in die peruanische Küche. An beiden Adressen kann man hervorragend Fisch essen – fast wie im Urlaub! Und apropos Urlaub: Der Hoteltipp ist diesmal ein ganz besonderes Schmankerl. Meine absolute Lieblingsadresse in Italien und der Ort, an den ich hoffentlich noch mit 80 Jahren reisen werde. Mein Freund und ich versuchen, alle zwei Jahre dort zu sein, und nächsten Monat ist es endlich wieder so weit. Ihr könnt euch also vorstellen, wie viel Zeitlang ich gerade habe. Und dort darf ich dann auch endlich wieder baden – sogar im Meer!

Wari-ke

Ein peruanischer Abend mit Pisco Sour und Ceviche im Wari-ke

Der August ist mit Abstand der schönste Monat in München, alles ist viel entspannter. Man bekommt einen Tisch ohne Reservierung, findet einen Parkplatz ohne langes Suchen und entdeckt manchmal sogar einen einsamen Badeplatz ganz für sich allein. Und bei Fernweh geht man einfach urlaubsmäßig essen, zum Beispiel peruanisch. Im Wari-ke (Opens in a new window) in Neuhausen gibt es nämlich Ceviche, ein Gericht, das ich bisher nur in Mexiko wirklich gut gegessen habe. Und dazu einen eiskalten Pisco Sour, vielleicht der beste Sommerdrink überhaupt!

Pisco ist ein peruanischer Brandwein, in der klassischen Variante wird er mit Limettensaft, Zuckersirup, Eischnee und dem Cocktailbitter Angostura serviert. So fantastisch, man muss sofort einen zweiten bestellen! Das peruanische Lokal hat sogar fünf Varianten auf der Karte (Opens in a new window) – mit frischen Erdbeeren, Maracujapüree oder Mangosaft. Es gibt auch einen spicy Pisco Sour mit Rocoto, einer scharfen Paprika aus Südamerika. Diesen haben wir uns nicht getraut zu probieren. Die Maracuja-Variante war sehr lecker, aber der Classico mit Angostura ist einfach unschlagbar.

Bei Fernweh geht man einfach urlaubsmäßig essen, zum Beispiel peruanisch. Im Wari-ke in Neuhausen gibt es nämlich Ceviche, ein Gericht, das ich bisher nur in Mexiko wirklich gut gegessen habe. Und dazu einen eiskalten Pisco Sour, vielleicht der beste Sommerdrink überhaupt!

Rote Deckenleuchten, Bilder aus Peru, dunkle Holzstühle – die Einrichtung im Wari-ke ist gemütlich und authentisch. Der peruanische Betreiber steht selbst hinter der Bar und mixt die Drinks. Auf der Speisekarte finden sich vor allem Fischgerichte wie panierte Gambas, gegrillter Oktopus, Meeresfrüchte in Limettensaft, rohes Lachsfilet und natürlich Ceviche. Wer Fleisch essen möchte, hat die Wahl zwischen Hühnchen oder Rind: Es gibt argentinisches Rinderhüftsteak, Steak von der Rinderlende oder einen Rindereintopf. Laut meinem Freund sind die marinierten Rinderherzspieße (Anticuchos de Corazon) der Wahnsinn!

Fürs Urlaubsgefühl und weil ich mir zu Hause nie Fisch mache, bestelle ich natürlich Ceviche. Die rohen Fischfilets in Limettensaft werden im Wari-ke mit Zwiebeln, Koriander, Süßkartoffelpüree und geröstetem Mais serviert. Wem das Ceviche als Hauptgang zu sauer wird, der kann es auch als Vorspeise bestellen oder teilen. Und wenn wir schon beim Teilen sind: Die Yucas a la Huancaina (frittierte Maniok-Spalten, ähnlich wie Kartoffeln, mit Chili-Käse-Soße) sind auch perfekt dafür!

„Wari-ke” kommt übrigens aus der indigenen Sprachgruppe Quechua und bedeutet soviel wie „ein geheimer Treffpunkt, wo man besonders lecker essen kann“ – der Tipp passt also perfekt in diesen Newsletter!

Überhaupt ist das Wari-ke mit seinen leckeren Drinks und den vielen Gerichten, die sich gut zum Teilen eignen, eine tolle Adresse für einen Abend mit Freunden. An den Nebentischen wird Spanisch gesprochen, es läuft Musik, es ist laut und gerne voll. Also unbedingt reservieren! Und bei schönem Wetter kann man auch draußen auf der großen Terrasse sitzen. „Wari-ke” kommt übrigens aus der indigenen Sprachgruppe Quechua und bedeutet so viel wie „ein geheimer Treffpunkt, wo man besonders lecker essen kann“ – der Tipp passt also perfekt in diesen Newsletter!

Wari-ke (Opens in a new window), Nymphenburger Str. 117 (Opens in a new window)

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Coup de Coeur

Sich bei Dorade und Schokoganache wie in Frankreich fühlen im Coup de Coeur

Im Westend hat letztes Jahr ein kleines französisches Bistro eröffnet, das sofort alle verzauberte. Und das auch gleich jeden Tag ausreserviert war, obwohl es anfangs nur zur Mittagszeit offen hatte. Gemeint ist natürlich das charmante Coup de Coeur (Opens in a new window) der Münchner Köchin Mona John. Sie hat zuvor in Paris und in der Bretagne gekocht und während des Lockdowns ihr Projekt „Kochen für Nachbarn (Opens in a new window)“ ins Leben gerufen. Eigentlich war sie nur auf der Suche nach einer neuen Produktionsküche – und plötzlich stand sie in diesem Bistro und dachte sich: „Die paar Tische nehme ich auch noch mit!“

Ich war bisher zweimal hier essen und so begeistert von Monas Küche, dass ich euch das Coup de Coeur nur ans Herz legen kann. Wer im Westend arbeitet, kommt zum Businesslunch vorbei. Und wer gerade frei hat, kann sich kurz nach Paris träumen. Am Nebentisch wird auch mal Französisch gesprochen, und die offene Küche im Lokal vermittelt das Gefühl, bei Freunden zu Gast zu sein. Genauso klein wie das Lokal ist auch die Speisekarte, die ständig wechselt. Es gibt jeden Tag drei Gerichte (eins mit Fleisch, eins mit Fisch und ein vegetarisches), dazu zwei verschiedene Desserts.

Wer im Westend arbeitet, kommt zum Businesslunch vorbei. Und wer gerade frei hat, kann sich kurz nach Paris träumen. Am Nebentisch wird Französisch gesprochen, und die offene Küche im Lokal vermittelt das Gefühl, bei Freunden zu Gast zu sein.

Als ich Ende Mai dort war, gab es Dorade mit Pfifferlingen und Grenaille-Kartoffeln in einer Eigelb-Speck-Vanillesauce, dazu ein absolut fantastisches Dessert: dunkle Schokoganache mit schwarzem Knoblauch, schwarzer Johannisbeere und Kakaoschalen. Köchin Mona hat vor wenigen Monaten ein Baby bekommen, kümmert sich aber weiterhin um die Bestellungen und die Menüplanung. Sie liebt den kreativen Prozess – sich jede Woche ein neues Gericht auszudenken, mit der Saison zu arbeiten und zu schauen, was der Lieferant hat.

Den Fisch bekommt Mona vom Fischmarkt in Frankreich. Und das schmeckt man! Ich liebe, liebe, liebe die Fischgerichte hier. Im Winter hatte ich ein Thunfischsteak mit Blumenkohlvariation und französischem Senf. Zuletzt stand ein Zanderfilet mit Kohlrabi, Erbsen, Romanesco und Kiwi-Beurre blanc auf der Karte. Wenn Fisch immer so spannend, auf den Punkt und abwechslungsreich zubereitet wäre wie bei Mona, hätte ich sicher kein Problem, die empfohlene Menge pro Woche zu essen.

Coup de Coeur (Opens in a new window), Westendstraße 29 (Opens in a new window)

Villa San Michele

Mein Lieblingshotel in Italien: Die Villa San Michele an der Amalfiküste

Mit Hotelurlauben ist es wie mit Tinder-Dates: Meistens überzeugen die Fotos mehr als die Realität. Doch ganz selten hat man das Glück, dass die Wirklichkeit sogar noch schöner ist, als man es sich vorgestellt hat. So war es auch, als ich zum ersten Mal in der Villa San Michele (Opens in a new window) an der Amalfiküste ankam. Ich wusste von den Fotos: Das weiß-blaue Häuschen ist in den Felsen gebaut, liegt direkt am Meer. Man kann von einer Badeplattform ins Wasser springen und nach Capri hinüberschauen. Was ich nicht wusste: Sobald man durch das Eingangstor geht und die Treppen hinuntersteigt, befindet man sich in einer komplett eigenen Welt. Das Paradies – es muss wohl hier sein!

Das Hotel erstreckt sich über mehrere terrassenförmige Ebenen. Man hat spektakuläre Aussichten, spaziert vorbei an Hunderten von bunten Blumen und mediterranen Pflanzen und findet überall ein schattiges Plätzchen zum Verweilen. Die Villa San Michele wird seit den 1980er Jahren von der Familie Dipino geführt, aber das Haus selbst steht hier bereits seit den 1950ern. Es gibt nur eine Handvoll Zimmer, die alle klassisch-italienisch in Blau-Weiß-Türkis eingerichtet sind. Wer ein minimalistisches Designhotel sucht, ist hier definitiv falsch. Aber das würde auch gar nicht passen, denn der ganze Ort ist irgendwie Blau-Weiß-Türkis.

Direkt nach dem Aufwachen zum Sonnenaufgang ins Meer springen, warme Cornetti und frisches Obst zum Frühstück, ein leichtes Mittagessen mit einem Glas Wein. Baden, essen, schlafen und von vorn.

Als wir das erste Mal 2019 buchten, hieß es, dass es in der Hauptsaison das Zimmer nur mit Halbpension gibt, also inklusive Abendessen im Hotel. Zuerst war ich enttäuscht, weil ich dachte, wir würden abends bestimmt immer unterwegs sein. Doch schon nach wenigen Tagen wollte ich das Hotel gar nicht mehr verlassen. Oben die vielbefahrene, enge Küstenstraße und überlaufene Instagram-Hotspots wie Amalfi und Positano, unten wir, lesend und allein am Meer. Mein Tagesablauf spielte sich schnell ein: Direkt nach dem Aufwachen zum Sonnenaufgang ins Meer springen, warme Cornetti und frisches Obst zum Frühstück, ein leichtes Mittagessen mit einem Glas Wein. Baden, essen, schlafen und von vorn.

Übrigens schläft es sich hervorragend, wenn man mittags zum Oktopus in Zitronensauce ein eiskaltes Glas Weißwein trinkt. Den Nachmittag verbrachte ich mit Lesen, und am frühen Abend gab es dann einen Aperitif auf einer der Terrassen – zum Zitronen-Überfluss vor Ort natürlich Limoncello Spritz! Der Himmel färbte sich in Dutzenden Rosa- und Orangetönen, lächerlich schön. Abends aßen wir ein Drei-Gänge-Menü, so wie es die Halbpension versprochen hatte. Ich erinnere mich an den geräucherten Büffelmozzarella in Zitronenblättern, Spaghetti Vongole, Ricotta-Ravioli. Das Restaurant der Villa San Michele wurde schon mehrfach vom Guide Michelin empfohlen.

Ich erinnere mich an den geräucherten Büffelmozzarella in Zitronenblättern, Spaghetti Vongole, Ricotta-Ravioli. Das Restaurant der Villa San Michele wurde schon mehrfach vom Guide Michelin empfohlen.

Ich schreibe mich hier schon wieder um Kopf und Kragen, dabei will ich nur sagen: Das hier ist für mich einer der schönsten Orte der Welt. Es gibt nur ein paar Adressen, die für mich zu einem derartigen Sehnsuchtsort wurden. Ich könnte hier wirklich ewig sitzen und aufs Meer schauen – zum Beispiel zwei Monate. Bei unserem ersten Besuch erzählte uns der Kellner nämlich von einem älteren Paar, das jedes Jahr für zwei Monate kommt. Sie malen, schreiben, lesen. So die Rente verbringen? Ich wäre sofort dabei. Das Leben wird nicht besser als an der Amalfiküste.

Zum Schluss noch ein paar hard facts: In der Hochsaison kostet das Doppelzimmer mit Frühstück und Drei-Gänge-Menü zwischen 170 und 190 Euro. Für die Qualität und die Lage ist das immer noch ein Schnäppchen, schließlich kann man im September auch gut und gerne mal 15.000 Euro für eine Woche Amalfi ausgeben. Wenn ihr hinwollt, reserviert unbedingt rechtzeitig! Wir kümmern uns oft schon ein Jahr im Voraus darum, spätestens aber zum Jahresanfang, wenn wir für den Herbst reservieren.

Bei unserem ersten Besuch erzählte uns der Kellner von einem älteren Paar, das jedes Jahr für zwei Monate kommt. Sie malen, schreiben, lesen. So die Rente verbringen? Ich wäre sofort dabei.

Und noch eine Sache: Oft hat es in unserer Reise-Generation ja einen schlechten Ruf, immer und immer wieder an denselben Ort zu fahren. Ich entdecke total gerne Neues und hätte das niemals von mir gedacht, aber ich liebe ebenso die Verlässlichkeit des Wiederkehrens. Ich freue mich jetzt schon seit Januar auf diesen Urlaub – und weil wir eben schon öfter hier waren, weiß ich genau, worauf ich mich freuen kann. Ich verpasse nichts, wenn ich hier einfach eine Woche liegen bleibe, denn ich weiß ja: Das Paradies – es muss wohl hier sein!

Hotel Villa San Michele (Opens in a new window), Via Carusiello, 2, 84010 Ravello, Italien (Opens in a new window)

Die nächste kostenlose Ausgabe von Zeitlang erscheint am 15. September! Für zahlende Mitglieder gibt es schon am 31. August einen exklusiven Newsletter mit all meinen Lieblingsorten in Sendling. Anmelden kann man sich hier:

Was ist Zeitlang?

Zeitlang ist ein unabhängiger und persönlicher Newsletter, in dem ich sowohl über Lieblingsorte in meiner Heimatstadt München als auch auf der ganzen Welt erzähle. Im Bayerischen bedeutet „Zeitlang“ Heimweh und Sehnsucht. Einmal im Monat schreibe ich hier also über besondere Restaurants, Cafés, Hotels und Orte, nach denen ich regelmäßig Zeitlang habe. Das kann der kleine Park nebenan sein, genauso wie das Designhotel am anderen Ende der Welt.

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Wer schreibt hier?

Ich bin Anja Schauberger, geboren in München und arbeite seit über zehn Jahren als freie Journalistin und Autorin mit dem Schwerpunkt auf Regionales und Reise. Von 2016 bis 2019 habe ich als Redaktionsleiterin das Stadtmagazin Mit Vergnügen München aufgebaut. Seitdem schreibe ich frei unter anderem für die Kolumne „Hotel Europa“ im SZ-Magazin (Opens in a new window) sowie über (Sterne)gastronomie bei München Tourismus (Opens in a new window). Außerdem gebe ich München- und Bayern-Tipps im Merian Magazin (Opens in a new window) und schreibe über Genuss-Themen für The Weekender (Opens in a new window). Mehr zu meiner Arbeit gibt es auf Torial (Opens in a new window) oder meiner Website (Opens in a new window).

Ihr habt Tipps, Wünsche und Anregungen? Schreibt mir gerne eine Mail an anja.schauberger@gmail.com

Porträt: Frank Stolle (Opens in a new window)
Design & Logo: Hennes Elbert (Opens in a new window)
Topic Monats-Tipps

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