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Februar 2022

Zwei heftige Stürme, mindestens fünf Überflutungen am Fischmarkt (… hab irgendwann aufgehört zu zählen), ein Zeichenworkshop, ein "Live Drawing Symposium" und ein Krieg. 

Kein Wunder, dass ich letzte und diese Woche einfach nur sprachlos war. Fangen wir doch mal mit etwas Positiven an, das total untergegangen ist: 

Mein erster Kreativworkshop

Der Workshop fand an zwei Tagen zu fünf Stunden am Wochenende statt … mit zwei Mädchen, 12 und 13 Jahre alt. Die Zeit habe ich extra so gestaltet, dass ich nicht vor ihnen stehe, wie eine Lehrerin, sondern eher ihre Gesprächspartnerin bin und ihre Fragen beantworten kann. Kleine Übungen sollten es uns ermöglichen, ins Gespräch zu kommen. Das hat besser geklappt, als ich dachte. 

Wir sprachen über die Pandemie, ihre Wünsche und Schwierigkeiten in der Schule, über Kunst und Umwelt. Wir verglichen "Mona Lisa" von da Vinci mit dem "Schwarzen Quadrat" von Malewitsch und haben die beiden Kunstwerke den eigenen Arbeiten gegenüber gestellt, um herauszufinden, was ein Kunstwerk ausmacht und warum manche so berühmt werden. 

Ich weiß nicht, wer inspierierter aus dem Workshop wieder heraus gekommen ist, sie oder ich … müde waren wir danach alle drei. Auf jeden Fall freute ich mich sehr über ihre Interpretationen der Übungen. Nicht nur technisch, sondern auch intellektuell.

Ich würde es ja gern auch mit Erwachsenen ausprobieren. Was sagst Du, hättest Du Lust? 

Blindzeichnungen von Affenportraits aus einem Buch. Jede Zeichnung wurde in drei Minuten erstellt, ohne auf das Papier zu schauen. Am Ende wurde ein Farbakzent gesetzt.

"Loud, angry Gorge". Die Idee der Teilnehmerin war, "ein Bild zu erschaffen, das man immer wieder anschauen kann und immer neue Details darin findet. Wie ein echtes Leben." Ich fand es erst schwierig, weil sie keine Lust hatte auf meine Übungen. Doch dann habe ich sie einfach machen lassen und dadurch ihre Kreativität im Konzeptuellen erkannt und mich total gefreut. Wenn sie dran bleibt, wird sie eine Konzeptkünstlerin.

Live Drawing Symposium

Schon im November letztes Jahres habe ich den ersten Teil des Minisymposiums von zwei Künstlerinnen aus New York gebucht. Normalerweise haben sie das vor Ort gemacht. Die Pandemie hat sie dazu gezwungen, eine Online-Alternative zu erstellen, was mir wiederum erlaubt hat, daran teilzunehmen. Selbst für eine erfahrene Zeichnerin war es für mich total inspierierend. 

Die fünfstündige Workshops von Veronica Lawlor und Melanie Reim bestehen aus zwei Themen und vielen kleinen Übungen dazu. Auch wenn die Themen nichts Neues für mich waren, hat es Spass gemacht, zu üben und mit anderen auszutauschen. Die lockere Art der beiden Illustratorinnen, aber auch ihre Struktur hat mich für meinen Workshop gut vorbereitet und inspiriert.

Ein Selbstporträt mit gefühlten Farben. Man sollte sich selbst zeichnen und bei der Farbwahl auf die Intuition hören und nicht die gesehenen Farben wählen. Das war meine Lieblingsübung.

Bei dieser Übung ging es darum, nich mit Umrissen anzufangen, sondern gleich mit Strukturen eine Form und den Schattenwurf zu bestimmen. "Lyrische Linien" – mein Lieblingszitat des Abends von Melanie Reim.

Krieg

… finde ich blöd. Er ist grausam und sinnlos. Russland ist men Geburtsland, meine Uroma war Ukrainerin. Ich bin ganz erstarrt in Angst und Schmerz über den Krieg. So wie ich schon lange erschrocken bin über die nazionalistische Entwicklungen in Deutschland und vielen weiteren Ländern. Auch über die Diskussion, ob Deutschland Waffen liefert … das wirkt so schrecklich, so rückständig auf mich! Ich hoffe nur sehr, dass das der berühmte Schritt zurück ist, um Anlauf nach Vorn zu nehmen … aber so richtig glauben kann ich das nicht, nicht zu diesem Preis!

Ich wünsche Dir ein friedliches Wochenende!

Tschüss und bis nächste Woche

Julia Zeichenkind

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