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Kapitel 2: Der Tipp

Geographische Karte von Hamburg Altona mit dem Kopfbahnhof im Zentrum

Hallo alle zusammen, 

hier kommt das zweite Osterei: Frostige Hafenbrise und orientalische Aromen.

Im letzten Newsletter habe ich geschrieben, dass es mein Plan sei, mich mit Kolleg:innen zu treffen und auszutauschen. Das habe ich auch gemacht. Eine Begegnung ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Von dieser handelt dieser Newsletter.

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Viel Spaß beim Lesen, Hören und Teilen. 

Beste Grüße

Bastian  

Frostige Hafenbrise und orientalische Aromen

Es ist der 21. Februar 2023. Die Luft war gefüllt mit orientalischen Gerüchen. An mir vorbei liefen Kellner mit noch brutzelnden türkischen Fleischspießen. Daneben duftender Lahmacun aus dem Holzofen. Nur die rhythmischen Geräusche eines Presslufthammers und die von Kälte durchdrungenen Luftstöße, die mich bei jedem Öffnen der Restauranttüren trafen, erinnerten mich daran, dass ich mich im winterlichen Hamburg-Altona befand. 

Ich machte hier einen kurzen Stopp auf meinem Weg nach Kiel. Dort sollte ich in den kommenden Tagen ein Seminar an der Uni halten. Solche Reisen nutze ich schon lange als Ankerpunkte, um spannende Menschen zu treffen und kennenzulernen. Nun speziell für viel schönes dabei.

Mir gegenüber saß Johannes, ebenfalls Podcaster und mit seinem Audible Original bereits in der achten Staffel außerordentlich erfolgreich. Wir hatten uns verabredet – um uns kennenzulernen, uns auszutauschen und in meiner Hoffnung ein wenig auch um etwas gemeinsam zu starten. Wenn es in der Podcastszene an etwas mangelt, dann an Austausch. So auch aus heutiger Sicht die klare Diagnose. 

Zwei Fahrpläne: Finanzierung und Inhalt

Symbolbild: Jede geradlinige Entwicklung nimmt irgendwo eine Abbiegung.

Zwei Wege gilt es zu verfolgen. Aber was wäre ein Weg ohne ungeplante Abbiegung...

Wir sprechen über Vieles. Insbesondere über viel schönes dabei und meinen Plan, wie ich trotz kleinem Budget weiter gute Inhalte produzieren kann. 

Durch die teils schwierigen Gespräche in den Wochen nach dem Staffelende war mir klar geworden, dass ich den Podcast anders denken muss (siehe letzte Newsletter). Ich hatte in den darauf folgenden Wochen also mehrere Fahrpläne entwickelt. 

Zum Einen hatte ich mir überlegt, in welcher Form es möglich wäre ein narratives Erzählkonzept alleine oder mit einer kleinen Redaktion umzusetzen. 

Zum Anderen wollte ich meine Fühler in alle Richtungen ausstrecken und herausfinden, ob es alternative Finanzierungswege für viel schönes dabei gibt.

Ich berichtete Johannes von meiner Idee mit jeder Folge eine kleine, neue Welt aus dem Blick einer anderen Person aufzumachen. Diese Person würde in der Folge in die Hauptrolle schlüpfen und ihre Geschichte erzählen. Die darunter liegenden Themen würden so mit den Erkenntnissen der Protagonist:innen auf einer emotionaleren Ebene transportiert werden. Sie wären fühlbarer. Außerdem (und das ist auch essentiell) wäre es möglich mit nur einem Gespräch eine Folge zu produzieren. Entscheidend wäre anschließend eine gute Kuration der Geschichte. Das traue ich mir zu. 

Darüber hinaus berichtete ich ihm davon, dass ich mir auch vorstellen könnte Miniserien zu bestimmten Themen zu produzieren. Sie könnten so sein wie die zweite Staffel von viel schönes dabei. Ich als Erzähler einer Reise, diesmal entlang einer Recherche von Gespräch zu Gespräch. Zwei konkrete Themen hätte ich da bereits im Blick. Zum Einen eine fünfteilige Serie mit dem Titel: Algorithmen des Profit: Wo Technologie und Demokratie aufeinander treffen. Zum Anderen eine Serie zum Thema Long-Covid. 

All das ist schon einige Zeit in meinem Kopf, im Fall der Demokratieserie sogar schon ein fertiger Folgenplan entwickelt. 

Chaos trotz guter Chemie

Ich spürte, bei Johannes war ein Funke übergesprungen. Unser Gespräch beschleunigte sich, wir sprangen von Thema zu Thema, tauchten auch in seine Pläne ab und stellten nach gut einer Stunde fest: Die Chemie stimmt. Wir hätten noch lange weiter so da sitzen können.

Dennoch passte etwas nicht. Ein knirschendes Störgeräusch lag im Raum. Und er kam nicht von der noch immer wummernden Baustelle auf der anderen Seite der Eingangstür. 

Der übergesprungene Funken hatte ein Feuer entfacht, an dem wir uns an diesem Tag beide wärmen konnten. Gleichzeitig bemerkten wir jedoch, dass wir andere Wege gehen müssten. Er startete gerade durch mit einer neuen Produktionsfirma für Wissenschaftsjournalismus, ich wollte die Pfade von viel schönes dabei weiter erkunden. Zwei Wege, die wir nicht zusammen gehen konnten. 

Johannes erzählte gerade etwas, ich sah aber nur, wie sich seine Lippen bewegten. Die negativen Gedanken aus den letzten Gesprächen waren zurück. Vor meinem inneren Auge baute sich in rasanter Geschwindigkeit ein riesiges, massiv gebautes Gedankengebäude auf. Warum sollte ein Konzept, das selbst von Experten für nicht möglich gehalten wird, wegen solch einem Gespräch plötzlich möglich werden? Was dachte ich eigentlich wer ich bin? Warum sollte gerade ich es schaffen die professionellen Einschätzungen von so erfahrenen Menschen zu widerlegen? Wahrscheinlich war das hier verlorene Zeit, unnötiger Aufwand, vergebene Mühe, selbst wenn wir uns mochten. 

Fundraising als Gegenbeweis

Doch als ob Johannes meine Gedanken gehört hätte und den Gegenbeweis antreten wollte, stellte er eine Frage, die mein inzwischen zum Hochhaus angewachsenen Panikkonstrukt zum Zusammensturz brachte: 

„Sag mal, hast du es eigentlich schon mal mit Fundraising probiert? Insbesondere für die abgeschlossenen und themenbezogenen Serien sehe ich da gute Möglichkeiten bei kleinen Stiftungen oder großen Kulturfördertöpfen."

Das klang nicht nur gut, es könnte unter Umständen sogar realistisch sein. Als Fotograf hatte ich in der Vergangenheit schon ein einmal Förderungen von Stiftungen erhalten. Warum eigentlich nicht? Nur im Falle von Audioproduktionen hatte ich da noch nicht dran gedacht – und weder groß Ahnung davon, noch die Zeit dafür. Doch: genau das könnte ja auch ein möglicher Anknüpfungspunkt sein – eventuell sogar für ein Teammitglied. 

(Falls du also zufällig weißt wie man professionelles Fundraising betreibt oder eine Idee hast, die dazu führt, dass ich es lerne, dann schreib mir gerne. Mein Stand jetzt: Ich recherchiere)

Das Essen kam und wir sprachen noch etwas.

Alles ist für irgendetwas gut

Auf dem Weg zurück zur Bahn wusste ich: So sehr mir die Negativschleife auch im Kopf gehangen hatte, es war eine gute Begegnung, für die sich der Umweg gelohnt hatte. Rückblickend scheint es mir jetzt nicht mehr so, dass das Gespräch zu keiner konkreten Zusammenarbeit geführt hat. 

Denn wenn man auf die Details schaut, ist ja sogar einiges entstanden: Ich habe einen Mitstreiter kennengelernt, der an guten Inhalten interessiert ist. Wir konnten uns gegenseitig bestärken auf dem richtigen Weg zu sein und mit das Wichtigste: Wir hatten Tipps füreinander. Johannes gab mir etwas mit auf den Weg, das bei mir vieles zum rattern gebracht hat. 

Damit bin ich mit dem Thema Finanzierung mehr oder weniger in der Jetzt-Zeit angekommen. Aktuell plane ich weitere Gespräche mit Bekannten von mir, um das Thema weiter voran zu treiben. Für Hinweise von euch bin ich dankbar. 

Doch habe ich seit diesem einprägsamen Gespräch im Februar nicht untätig zu Hause gesessen. Wie eingangs beschrieben habe ich ja zwei Fahrpläne entwickelt. Den Finanzierungs-Fahrplan kennt ihr jetzt. Wie es mit dem inhaltlichen, sprich, mit den Folgen weitergegangen ist, das erfahrt ihr nächstes Mal. 

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