#3| April 24: Patriachatskomplizinnen
đ Hallo ihr Lieben,
đïž Vor einiger Zeit bekam ich eine Mail von einer Hörerin, die mich fragte, wie sie ihre 8-jĂ€hrige Tochter auf die Diskrminierung vorbereiten könnte, die sie als Frau erfahren wird. Ich finde das eine sehr spannende Frage, denn natĂŒrlich wollen wir selbstbestimmte Menschen groĂziehen, aber Benachteiligung hört nicht auf, nur weil wir unseren Töchtern immer wieder erklĂ€ren âDu kannst alles schaffen.â TatsĂ€chlich mĂŒssten wir sie doch auch ĂŒber den Gender-Pay Gap, Gewalt gegen Frauen, unerfĂŒllbare Schönheitsideale, oder die Struggles in der Mutterschaft aufklĂ€ren, oder? Wie kriegen wir diesen Spagat hin zwischen der Ermutigung auf ein frei gestaltetes Leben, ohne die falschen Hoffnungen, mit denen wir in den 90ern aufgewachsen sind?
Ich plane zu diesem Thema eine Folge mit der Autorin Anne Waak, in der wir uns fragen: âWas hĂ€tte ich gerne frĂŒher gewusst?â und âWie kann ich das meinem Kind erklĂ€ren?â
đą Welche Themen und Fragen soll ich in dieser Folge mit Anne Waak besprechen? Was hĂ€ttest du gerne frĂŒher gewusst und weiĂt nicht, wie du es mit deinem Kind besprechen sollst? Schreib mir gerne an verbittert-mail@web.de
đ DROP đ Im April hau ich Goodies raus. Es gibt frischgedruckte Glitzersticker, ein verbittertes Notizheft und Karten als Dankeschön fĂŒr alle die bis zum 30. April eine Mitgliedschaft abschlieĂen und damit den Podcast finanziell unterstĂŒtzen. (unabhĂ€ngig von der Spendensumme und versandkostenfrei)
Hier meine FLINTA-Highlights des Monats:
Als "Interessengebiet" bezeichneten die Nationalsozialisten das Sperrgebiet um das Vernichtungslager, hier konnten sie machen, was sie wollten. (DIE ZEIT) (Opens in a new window)
Als das Bild sich öffnet wird mir erst klar, wie nah dieses Wohngebiet von Rudolph Höà und seiner Familie am KZ ist. Nur eine karge Betonmauer trennt das bĂŒrgerliche Idyll von den Kasernen, den Schornsteinen und den Schreien. Das unbegreifliche dabei, ist die Kraft der VerdrĂ€ngung, die Hedwig Höà (gespielt von Sandra HĂŒller) aufbringen kann, um SĂ€tze zu sagen wie: âEs ist ein Paradies.ââAlles wovon wir je getrĂ€umt haben.â und âIch will hier nicht weg, das ist mein Zuhause.â
Wir sehen eine Patriarchatskomplizin in KittelschĂŒrze, die von ihrem Mann âDie Königin von Ausschwitzâ genannt wird. Den geraubten Pelzmantel wird sie nie tragen, den Lippenstift nur heimlich benutzen, weil ihr Alltag zwar priviligiert, jedoch provinziell und isoliert ist. Sie ist eine Königin, ohne Macht und ohne Aufgabe, auĂer sich um die Kinder zu kĂŒmmern. Hedwig Höà hat 4 Kinder, doch im Film erleben wir eine kĂŒhle und distanzierte Mutter. Das Personal kĂŒmmert sich hauptsĂ€chlich um die Erziehung. StĂ€ndig weint dieses Baby und konfrontiert uns mit einem Mutterideal, das nach dem damals gĂ€ngigen Ratgeber von Johanna Harrer (âDie deutsche Mutter und ihr erstes Kindâ) vorsah, das Kind schreien zu lassen, wenn es satt und trocken ist.
Dieser Film bringt nicht nur die Frage auf: Wie konnten sie nur? Man fragt sich auch, wieso Frauen zu Komplizinnen des Nationalsozialismus wurden und freiwillig eine untergeordnete Position annahmen? Wir ertappen uns dabei, wie wir die private Darstellung des Menschvernichters Rudolph Höà als tierlieb, sanft und besonnen wahrnehmen, wÀhrend Hedwig Höà uns egoistisch und kaltherzig erscheint. Und wir begreifen, wie wichtig es ist, weibliche LebensrealitÀten in allen Geschichte und in der Geschichte mitzudenken. So werden Stereotype aufgebrochen, aber auch der Blick auf TÀter:innenschaft erweitert.
Rudolph Höà wurde 1947 fĂŒr seine Verbrechen hingerichtet. Hedwig Höà starb 1989 in (Opens in a new window)Arlington, Virgini (Opens in a new window)a (Opens in a new window). Wie hat sie ihr Leben verbracht? Wie traumatisiert sind ihre Kinder? Wie können wir eine deutsch-faschistische Ideologie abbauen, wenn wir diese Biographien ignorieren?
Natalie Wynn ist eine amerikanische Video-Creatorin (Opens in a new window). Ihre Videos behandeln Themen wie Politik, Gender und Philosophie. FĂŒr ihr aktuelles Video-Essay zu Twilight (Opens in a new window)hat sie sich durch die Roman- wie Filmereihe gearbeitet und dazu unzĂ€hlige Referenzen und Querverweise zu der Tradition von Liebesromanen, der Wesenhaftigkeit von Verlangen, zur heterobinĂ€ren Dynamik zwischen Erotik und Macht, bishin zur DualitĂ€t der Geschlechter.
Das Video geht 3 Stunden und ist damit eine abendfĂŒllende Geschichte von fast allem. Natalie Wynn dringt tief in unser kulturelles GedĂ€chtnis ein, stellt Tayler Swift und Shakespeare nebeneinander, zitiert Augustinus und Homer Simpson und hinterfragt die Muster der ErzĂ€hlweisen, die unsere Sicht auf Themen wie Romantik, Liebe, Tod und Tabu prĂ€gen.
FĂŒr dieses Video musst du weder Twilight kennen, du kannst aber auch ein Ultra sein oder hasst die Saga wie die Pest. Es geht eben genau darum Kontrapunkte rauszuarbeiten in Bezug auf die Rezeption und gesellschaftliche Vorurteile.
Wem drei Stunden zu lang sind, kann auch erstmal mit einem kurzen Snack starten. Zum Beispiel Contrapoints zu Incels (Opens in a new window) ⣠35min
Ich habe es an zwei Tagen durchgelesen und direkt weiterverschenkt. Ich sage das deshalb, weil ich kaum Zeit zum Lesen habe und normalerweise sehr lange brauche, weil ich tagsĂŒber 1000 andere Sachen zu tun hab, abends zu mĂŒde bin oder Entspannung bei leichter Trash-TV-Kost vorziehe. FĂŒr dieses Buch habe ich alles stehen und liegen gelassen.
Es ist die Geschichte zweier Frauen, in zwei Zeiten. Im 16. Jhd kĂ€mpft die BĂ€uerin Abelke gegen die VorwĂŒrfe, sie sei eine Hexe. Ihre Geschichte berĂŒhrt die Gegenwart von Britta im 21. Jhd, die mit den Ungerechtigkeiten in ihrer Ehe kĂ€mpft.
Die Hexenverfolgung wird hier nicht nur als frauenfeindlich markiert, sondern in einen ökonomischen Kontext eingeordnet. In Abelkes Schicksal lĂ€sst sich die Hexenverfolgung nicht nur als Entmachtungs- und Entsolidarisierungsgeschichte von Frauen lesen, sondern auch als Enteignungsgeschichte und als Ăbergang vom Feudalismus in den patriachalen Kapitalismus. Dieser Roman hat mich nochmal ganz anders ĂŒber die Hexenverfolgung nachdenken lassen.
đ§ Entdeckt habe ich es in dem Podcast Die Leserinnen (Opens in a new window). Hört doch mal rein.
Bleibt unbequem. Eure Susi!
đ Eine neue Folge VERBITTERT TALENTLOS erscheint am Do 14. April
36. Hit me Baby one more time! â Postfeminismus tut weh | Warum ich Britney immer gehasst hab und damit jetzt aufhöre...