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Folge 41

Etwas Altes: Noch mal zum Blumenzwiebelnverschenken

Ich habe euch im New Frohmanntic schon mal geraten, lieben Menschen Blumenzwiebeln zu schenkschicken, weil sie dann in einem denkbar schönem Kontext (Neubeginn! Frühling! Leben!) einmal oder sogar jedes Jahr an euch denken, und ich möchte heute den Rat wiederholen, weil ich in den letzten Tagen und Wochen dauernd ekstatische Nachrichten von Beschenkten bekomme und mich das sehr glücklich macht. Alle freuen sich, auch Personen, die sonst etwas schwierig zu erfreuen sind. Also einfach mal im Internet die Klappe halten und Umschläge oder Päckchen packen. Bringt Menschen zurück auf die Spur, lasst sie spüren, dass das Leben hinter dem Coronagrau immer noch wunderschön ist. 

Jetzt gerade kann man gut Tulpen- und Narzissenzwiebeln verschenken.

Aktuell blühen im Garten die Schneeglöckchen. Das Foto ist aber alt, gut erkennbar am digitalen Polaroid-Rahmen, der war so ungefähr 2013 schick.

Etwas Neues: Menschen treffen

Es wird nicht allen so wie mir gehen, dass sie schlichtweg gar nicht mehr chatten können und wollen, aber eine gewisse Tipptipptippp-Screenscreenscreen-Ermüdung vermute ich mal bei den meisten Menschen. Deshalb versucht doch mal dieses anachronistische Menschentreffen, es ist sehr gut. Testet euch, tragt in der Bahn brav eure Maske usw., aber trefft euch mal wieder, es ist so wohltuend. Man kann plötzlich wieder lachen, fühlt sich nicht mehr so unfassbar weird und teilt mit anderen das große Grau, den ganzen Nonsens und auch die Schönheit. Es wird unter lieben Menschen ein bisschen öfter spontan geweint als früher, aber auch das ist gut, weil die Menschen zarter geworden sind, und weil es wahrhaftig ist. Sorry, das wird heute der pure Glücksratgeber-Newsletter, aber kann man doch gerade ganz gut brauchen, oder? 

Etwas Geborgtes: Ein Zitat

»Die einzige Perspektive, aus der man hoffen kann, im Angesicht der Katastrophe Orientierung zu gewinnen, ist die, die erkennt, dass die Katastrophe schon da ist. «
– Eva von Redecker, Revolution für das Leben (Opens in a new window), 109

Etwas Uncooles: Valentinstag bashen

Was ist denn jetzt los? Hat sie nicht jahrelang witzig bashende Tweets gegen den Valentinstag geschrieben? Ja, hat sie, aber sie hat nicht erst dieses Jahr damit aufgehört, wo in ihrem Haushalt plötzlich zwei verliebte Jugendliche big time Valentin feiern. Sie hat schon vor einigen Jahren gecheckt, dass der Valentinstag niemals von ihren Tweets beschädigt werden wird, sich davon aber sehr wohl einzelne Menschen niedergemacht fühlen können, echte Menschen, die Valentinstag feiern, vielleicht sogar sehr gern. Die Valentinstagstweets sind nämlich genau so ein Premiummenschen-Selbsterhöhungs-Stunt mit einem Potpourri sexistischer, klassistischer und auch rassistischer Implikationen, wie sie sie sonst überhaupt nicht ertragen kann. Sie schämt sich jetzt ein bisschen dafür, so wie für vieles andere, das sie lange nicht als sozial arschig erkannt hat. Was nicht heißt, dass es dem Valentinstag, wenn es nach ihr geht, nicht eines Tages an den Kragen gehen könnte, und zwar dann, wenn wir endlich alles anzünden. Heute? Danach können Menschen vielleicht einander romantische Sachen schenken und tun, wann immer sie sie Lust dazu haben, und sie können es auch lassen, ohne lieblos zu erscheinen, weil Romantik, die erfolgreichste aller Gewaltverherrlichungsstrategien, nicht mehr so viel zählt. Das käme ihr, mir, schöner und gerechter vor, aber dazu muss erst der Kapitalismus weg. Bis dahin lasse ich alle Menschen im Kapitalismus so leben und klarkommen, wie sie können und wollen. Denn alles andere wäre komplett vermessen. Wer bin ich denn? Auch nur ein Schräubchen im System und auch nur ein Mensch wie alle anderen. 

Problematische Romantik, aber nicht immer mein Problem

Jetzt ist es gerade 10:50 Uhr, um 11 Uhr wecke ich den hier wohnenden Teen, damit er seine Valentinstag-Pläne erfolgreich umsetzen kann. Liebe, Respekt, Freiheit (!) sind unter anderem auch, Menschen bei etwas zu unterstützen, was man selbst anders oder gar nicht machen würde. Weil es nicht immer um einen selbst geht. 

Rubrikloses

Mal wieder ein neues Wort für euch: Statt »wholesome«, was für meinen Geschmack immer ein bisschen zu sehr nach Bioladen klingt, sagen wir bitte jetzt »ganzschön«, Betonung auf »ganz«. 

Und aus meiner Animal-Crossing-New-Horizons-Spielgruppe importiere ich in euer Leben »Kürben« und »Kroken« als Mehrzahl von »Kürbis« und »Krokus«, ist viel schöner, naheliegender, besser. 

Guerlica

Aus: Präraffaelitische Girls erklären Hexerei (Opens in a new window)

Zurück zum Nichts ändert sich, zu den Nichtsändertsichnutzenden, wir sehen uns nächste Woche. Seid lieb, nur nicht zu Nazis.

XOXO,
Frau Frohmann

Empfehlt #NewFrohmanntic gern im Gespräch mit Freund*innen oder in sozialen Medien. Seht auch mal beim Frohmann Verlag (Opens in a new window) vorbei. Danke allen, die über steady finanziell unterstützen, egal ob das gesamte Frohmann-Publishing (Opens in a new window) oder isoliert den Newsletter (Opens in a new window).  Genauso danke allen, die wenig Geld haben und auf andere Weise immer an unserer Seite sind. Ich glaube schon an ein wir, eines, das sich aus aktiven sozialen Beziehungen ergibt und sich verändert, nicht gesetzt ist.

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