Auswertung: Tote bei Hilfskonvoi in Gaza
Die ersten Meldungen zum Desaster der Hilfskonvois mit angeblich über 100 Toten ließen mich hellhörig werden.
Die Informationen, Aussagen und das von Israel veröffentlichte Material passten nicht zusammen. Selbst wenn man davon ausgeht, ich betone das ausdrücklich, dass Israel natürlich ebenfalls eine Schuld von sich weisen würde.
Über die tendenziöse Berichterstattung der Medien habe ich bereits gestern etwas gesagt. (Bericht dazu hier… (Opens in a new window))
Also habe ich seit Freitagmorgen viele Medienberichte dazu rezipiert, natürlich Primärquellen gesucht und mir das Videomaterial – auch das von Al Jazeera und Videos auf Social Media – angeschaut.
Das Drohnen-Video habe ich auf der Facebook Fanpage veröffentlicht.
Ich gebe eine Auswertung; eine Interpretation dessen, was meiner Ansicht nach in den frühen Morgenstunden am Strand von Gaza passiert ist.
Wer mich noch nicht kennt: Ich war Unteroffizier und „hauptberuflich“ Luftbildauswerter, auch für die NATO und im Einsatz. Allerdings habe ich auch eine Grundausbildung auf dem Kampfpanzer Leopard II absolviert.
Meine Vita finden Sie hier… (Opens in a new window)
Die Lage
Die UN ordnet den Gazastreifen seit 1967 als von Israel besetzt ein, obwohl Israel 2005 dort einseitig abgezogen ist und sogar die eigenen Siedler dort verscheucht hat.
Daher sieht die UN Israel als verantwortlich für die Hilfslieferungen. Was im Umkehrschluss bedeutet, für die UN ist nicht die gewählte Regierung Palästinas oder die Regierung des Gazastreifens – die radikalislamistische Terrororganisation Hamas – für die Verteilung zuständig, sondern Israel.
Die UN stuft die Hamas nicht als terroristische Vereinigung ein. Was für viele Medien Leitmotiv ist.
Diese Einordnung ist zur Interpretation der Meldungen und öffentlichen Aussagen wichtig.
Dabei sollte man bedenken, dass genau die über Recht und Unrecht entscheiden sollen, die Israel einseitig in der Verantwortung sehen.
Israel fertigt inzwischen am Grenzübergang Kerem Schalom nahe der Grenze zu Ägypten und in Rafah an der ägyptisch-palästinensischen Grenze bis zu 200 LKW täglich ab. Das entspricht dem Vorkriegsniveau. (etwa 180 LKW täglich)
Die zuständige Koordinierungsstelle COGAT hat sich bereits öffentlich beschwert, dass die Hilfslieferungen, die sich bereits auf palästinensischem Gebiet befinden, nicht abgeholt werden. Dafür zuständig wäre das UNRWA, das eng mit der Hamas zusammenarbeitet.
Da die Hamas aber bekämpft und immer weiter zurückgedrängt wird, ist ein Machtvakuum entstanden. Weshalb das UNRWA bzw. die UN sich nicht im Stande sieht, die Hilfslieferungen zu verteilen.
Mehrfach wurden LKW geplündert und entführt. Es kursieren viele Videos von bewaffneten Männern, die ganze LKW kapern und auf der Ladung stehend andere Palästinenser verscheuchen. Hinzu kommen Berichte, dass palästinensische Bewaffnete in die Menge geschossen haben.
Einige Politiker sprechen von „kriminellen Banden“. Dabei kann es sich jedoch nur um Hamas oder führungslose Hamas handeln, die selbstverständlich keine „kriminellen Banden“ im Gazastreifen dulden würden, als sich selbst.
Die Hamas trägt bewusst keine Uniformen, die zumindest die Polzei und die Qassam-Brigaden besitzen.
Aus militärischer Sicht muss man also davon ausgehen, dass im Gazastreifen nach wie vor tausende bewaffnete Männer herumlaufen, die nicht als Kämpfer zu erkennen sind.
Konvois in den Norden
Der Norden des Gazastreifens befindet sich militärisch unter Kontrolle der israelischen Streitkräfte IDF (Israel Defense Forces). Das bedeutet nicht, dass dort nicht gekämpft wird. Es ist nach wie vor eine Kampfzone. Allerdings eine ruhigere, dort werden kaum noch Luftangriffe geflogen. Das Geschehen hat sich nach Chan Yunis und weiter südlich verlagert.
Da die Grenzübergänge aber nah an der heißen Kampfzone liegen, sind Lieferungen in den Norden schwer.
Dennoch wurde geschafft, in der vergangenen Woche drei Tage lang Hilfslieferungen in den Norden nach Gaza-Stadt zu bringen.
Die ständigen Warnungen der UN vor einer Hungersnot halte ich für überhöht. Zumindest außerhalb der heißen Zone. Was ich für sehr viel wahrscheinlicher halte, ist eine extreme Form des Corona-Klopapier-Effekts.
In der Nacht zum Freitag, den 29.02.24, sollte ein vierter Konvoi mit etwa 30 LKW nach Gaza Stadt kommen. Er sollte in den frühen Morgenstunden am Nabulsi Platz am Strand von Gaza-Stadt ankommen. Daher war auch klar, dass er über die Hauptverkehrsstraße Al Rashid von Süden kommen würde.
Dabei wurde er zumindest in diesem Abschnitt von zwei Merkava Kampfpanzern begleitet. Die Fahrer der LKW waren Palästinenser.
Diese Information wurde vorher öffentlich. Gegen 04:00 Uhr morgens brach das Chaos aus.
Die Plünderung
Die ersten LKW wurden von mehreren tausend Menschen gestürmt.
Einige Medien, u.a. die New York Times, schreiben, die Menschen seien „zusammengekommen“. Das gibt nicht das Bild wieder, das sich dort geboten hat. Und das man deutlich sehen kann.
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