2022, 2023, 2024 – Was kommt als Nächstes?
Liebe Leser*innen,
in der TITANIC-Wochenrückblick-Redaktion ging soeben folgende Eilmeldung ein: Das Jahr 2024 soll in vier Tagen beendet werden! So hat es die Bundesregierung gestern Abend besoffen und überfressen entschieden. Was auf dieses Jahr folgt, ist noch unklar, es kursieren aber schon verschiedene Namen für die kommende Zeit: »Na gut, versuchen wir’s noch mal«, »2026«, »Ära des TITANIC-Wochenrückblicks« und »Hans-Werner«. Wofür die feinen Damen und Herren Regierung sich am Ende entscheiden werden, wissen wir noch nicht. Aber immerhin können wir Ihnen präsentieren, was »in 2024« so passiert ist:
2024 demonstrierten nicht nur die Bauern, auch andere Protestformen wie »sich auf die Straße kleben«, »›L’Amour toujours‹ singen« und »für Jahrzehnte in den Untergrund gehen« waren en vogue. Letzteres scheint die effizienteste Art zu sein, um zumindest für einige Wochen zur Crêpe Suzette der Berichterstattung zu gehören:
Neben der RAF feierte auch Putin dieses Jahr ein vielbeachtetes Comeback: Nachdem es in letzter Zeit sehr ruhig um den Powerautokraten geworden war, brachte er sich im Frühjahr wieder ins Gespräch.
Auch andere Politiker*innen hielten Reden, zum Beispiel US-Newcomer Donald Trump. Seine aufrüttelndsten Schilderungen schwappten sogar über den großen Teich:
Was Migrant*innen und alle anderen Menschen auch nach Jahresende auf keinen Fall essen sollten: Spekulatius. Warum, erklärt unser Kulinarikconnaisseur Moritz Hürtgen.
Überschätzte Lebensmittel (LV)
Heute: Spekulatius
Alle Jahre wieder kommt das Christuskind. Und mit ihm all jene Gemeinheiten, welche die ach so herrliche Weihnachtszeit für uns traditionell bereithält. Schreckliche Musik, Lichtverschmutzung durch Festbeleuchtung und als schillernde Krone des Wahnsinns: der Spekulatius.
Der Spekulatius ist ein »flaches Formgebäck«: Ein Begriff, der sich auch eignet, um irgendwelche verschnarchten Beamten zu schmähen. Beispiel: »Wo bleibt mein Ausweis, Sie flaches Formgebäck?«
Aber ein Beamter ist harmlos und ein Spekulatius im Prinzip ein dreister Anschlag auf die Gesundheit. Das muss man erst einmal hinkriegen, ein Gebäck staubtrocken zu backen – und gleichzeitig nicht mal knusprig, sondern so bröselig, dass einem die Wut kommt. Möglich macht es der Mürbeteig. Genau: »Mürbe«-Teig. Der Name sagt schon alles. Bzw. ist er im Falle des Spekulatius nur ein Teil des Grauens.
Gewürzt ist das X-Mas-Kultgebäck mit Kardamom, Gewürznelke und Zimt. Kardamom und Zimt will man noch durchgehen lassen – aber mit Nelken, das ist bekannt, werden die widerlichsten Zigaretten aromatisiert, die sich die verbrecherische Tabakindustrie je hat einfallen lassen. Wenn Sie es nicht glauben, rauchen Sie mal eine Nelkenzigarette. Aber beschweren Sie sich hinterher nicht! Sie waren gewarnt.
Ein letztes Mal zurück zum Spekulatius, bevor wir ihn für immer ignorieren wollen. Laut Wikipedia wird die Herkunft des schrecklichen Gebäcks in Belgien und den Niederlanden vermutet. Es ist kein Geheimnis, dass diese Völker nicht mehr alle Tassen im Schrank haben. Aber auch am Niederrhein beansprucht man irrerweise, Schöpfer dieser kulinarischen Infamie zu sein. Man wundert sich, aber die meisten Kriminellen zeigen sich irgendwann geständig, wenn das schlechte Gewissen zu groß wird.
Fassen wir zusammen: Der Spekulatius ist ein Gebäck der Niedertracht. Es ist falsch, ihn herzustellen, zu verschenken oder ins Regal zu stellen. Es muss bald ein Ende haben.
Viele Menschen nehmen sich fürs neue Jahr (oder was auch immer auf 2024 folgt) vor, an ihrer Work-Life-Balance zu arbeiten. Einen Vorschlag, wie das aussehen kann, skizzierte Ari Plikat schon vor einigen Wochen:
Nun folgt hier die Kolumne von unserem Kolumnisten Torsten Gaitzsch:
Hallo Kinder, seid ihr alle da?
Das frage nicht ich, das fragt der Kasper. Ich hingegen frage mich, warum der Kasper »Seid ihr alle da?« fragt statt »Seid ihr alle hier?«.
Ich betrachte mich ja als wahrhaft gesamtdeutsch, meine Ohren sind offen für sämtliche Mundarten und Varietäten, aber dass im südlichen Teil des deutschen Sprachraums oft »da« gesagt wird, wenn »hier« gemeint ist, lässt mich schier verzweifeln. Hier ein Dialog, der sich exakt so zugetragen hat. Eine Person ruft während einer Kleingruppenwanderung aus: »Da is' schön, gell?« – Ich: »Wo ist es schön?« – »Na, da!« – »Ach so, hier. Ja, stimmt.« Man muss mich für schwachsinnig gehalten haben.
Hätte Hegel über das »Hiersein« statt über das »Dasein« philosophiert, wenn er oberhalb der Maingrenze geboren worden wäre? Über die schwindelerregende Hier-Da-Vermanschung sollte, falls nicht längst geschehen, eine germanistische Doktorarbeit geschrieben werden, möglicher Titel: »Deixis und Dialekt: Räumliche Unschärfe im Spannungsfeld überregionaler Alltagskommunikation«.
Themenwechsel. Wieso gibt es kein einigermaßen würdevolles Synonym für »Kondom«? Bekannt aus Medien und Jugend- wie Erwachsenenliteratur sind mir: Lümmeltüte, Präser (von Präservativ), Pariser, Überzieher, Verhüterle. Da schüttelt es mich, es bereitet mir körperliche Qual, diese Wörter nur hinzuschreiben. Um den Cringe-Faktor ins Unermessliche zu steigern, werde ich mir jetzt die Lyrics zu dem 1996er Tic-Tac-Toe-Hit »Leck mich am A, B, Zeh« durchlesen. Darin geht es nämlich, gewohnt frech und kritisch, um ungeschützten Geschlechtsverkehr. Aha, so so, sie verwenden den Ausdruck »Gummi«. Den lasse ich gerade noch durchgehen. Zu erklären, wer Tic Tac Toe waren, spare ich mir, denn Leute unter 30 lesen hier eh nicht mit. Gnade der späten Geburt.
Ist weiterhin für Sie »da«:
Ihr Torsten Gaitzsch
Verabschiedet sich ebenfalls und wünscht Ihnen gut informierte Feiertage:
Ihre TITANIC-Redaktion
Titanic verspricht: 2025 wird’s nicht besser!
Wer hofft, nächstes Jahr ginge es bergauf, dem sei gesagt: Ziehen Sie den Kopf aus dem Arsch!
Worauf Sie sich trotzdem freuen können, ist der TITANIC-Wochenkalender 2025: 53 legendäre Titelbilder, gedruckt auf feinstem Karton, liebevoll kuratiert. Das ideale Geschenk für sich selbst, für Freunde und Feinde.
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