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Die Vorteile der Schattenflotte

Logo »TITANIC-Wochenrückblick. Der endgültige Newsletter«

Liebe Leser*innen,

na, wie geht’s uns denn heute? Der TITANIC-Belegschaft nicht so berauschend – dank eines Datenlecks konnte die Newsletter-Redaktion die E-Patientenakten aller Kolleg*innen einsehen und interessante Erkenntnisse gewinnen: Ein Drittel der Mitarbeiter*innen hat Maul-, ein weiteres Klauenseuche, jede*r Zweite leidet unter Legasthenie und/oder Aufschieberitis und das gesamte Büro hat sich beim Kinobesuch (»Nosferatu«) mit Angststörungen infiziert. Damit hat es TITANIC aber immer noch vergleichsweise gut getroffen:

Friedrich Merz, im Hintergrund ein vergrößertes Bild einer Tastatur, dazu der Text: »Elektronische Patientenakte geleakt: Friedrich Merz hat ein Schweineherz!«

Merz ist mit seiner anatomischen Besonderheit jedoch nicht allein: Am letzten Wochenende fand in Riesa die weltweit größte Zusammenkunft der mit einem Schweineherzen Lebenden statt. Doch die Polizei war nicht nur vor Ort, um an der Convention teilzunehmen, sondern auch, um ein anderes Großereignis zu schützen:

Die besten Momente vom AfD-Parteitag in Riesa

  • Als sich Alice Weidel mit ihren Äußerungen, man werde »alle Professoren queer-woker Kaderschmieden herausschmeißen und Deutschlands Windkraftwerke der Schande niederreißen«, sobald die AfD an die Macht komme, von ihrer versöhnlichen und sanftmütigen Seite zeigte

  • Als der gesamte AfD-Vorstand zum Dank für Musks Unterstützung auf der Bühne einen völlig verdreckten Tesla sauberleckte

  • Als der Hamburger AfD-Politiker Krzysztof Walczak zurückgeholt werden musste, weil übereifrige AfDler ihn wegen seines polnischen Nachnamens bereits in einen Zug nach Warschau gesetzt hatten

  • Als der sächsische AfD-Landeschef Jörg Urban sein Grußwort: »Wer die AfD wählt, wählt den Frieden, das muss man allen Deutschen klarmachen« um »notfalls mit Waffengewalt« ergänzte

  • Als die AfD-Delegierten alle Vorsicht über Bord warfen und den Parteitag mit Horst-Wessel-Lied-Polonaise, Hitlergruß und geschwenkten Reichskriegsfähnchen in einem rauschenden Fest beendeten

Die AfD setzte sich auf ihrem Parteitag auch für eine Reform des deutschen Bildungswesens ein: Sie fordert eine Rückkehr zur alten Rechtschreibung vor 1876, die Einführung von Homers Odyssee als Pflichtlektüre (Begründung: Odysseus möchte unbedingt in sein Heimatland zurückkehren) und die standrechtliche Exekution aller Schüler*innen, die auf dem Schulhof gendern. Mit den Lieblingsfächern der deutschen Schüler*innen ist die AfD aber ganz zufrieden:

Eine Lehrerin schreibt Sätze an eine Tafel, im Vordergrund eine Schulklasse. Dazu der Text: »Fast richtige Schlagzeile: ›Bio‹, ›Deutsch‹ und ›Rassenkunde‹ sind beliebteste Schulfächer des Jahres.«

Das unbeliebteste Schulfach hingegen ist »Brettspiele«, weil die jungen Leute heutzutage ja nicht mehr wissen, wie man Spaß hat. Umso lieber spielt Hyper-Milliardär Elon Musk. Und gibt TITANIC exklusive Einblicke in seine Strategie:

So spielt Elon Musk

Monopoly: Schlossallee liegen lassen, Badstraße kaufen

Mensch Ärgere Dich Nicht: Nach einer Sechs lieber nicht noch mal würfeln (keine Eins riskieren)

Die Siedler von Catan: Grundsätzlich kein Holz handeln (nicht nachhaltig)

Schach: Immer als Erstes die Dame opfern (sog. »Herren-Rochade«)

Uno: Möglichst viele rote Karten sammeln, dafür ruhig auch mal nachziehen

Spiel des Lebens: Den Mitspieler*innen die Figuren für 100.000$ abkaufen, alleine weiterspielen und schummeln

Twilight Imperium: Mehrere fähige Angestellte aus China importieren und darum bitten, für ihn zu spielen (dank H-1B-Visa)

Auch sehr beliebt (außer bei Schulkindern, s. o.) ist »Schiffe versenken«, eines der Lieblingsspiele unseres Cartoonisten Ari Plikat, das jedoch mit mancherlei Risiko verbunden ist:

Gezeichneter Cartoon: Ein Schiffbrüchiger liegt auf einem Floß, seine Zunge hängt ihm aus dem Mund, er keucht. Haie umkreisen ihn. Die Sonne brennt vom Himmel herab. Der Schiffbrüchige sagt: »Wo ist die Schattenflotte, wenn man sie braucht?«

»I Won’t Let the Sun Go Down on Me« wird wohl nicht gerade das Lieblingslied unseres Schiffbrüchigen sein. Doch wie findet eigentlich unser Popkolumnist Torsten Gaitzsch diesen Song?

Torsten Gaitzsch trinkt eine Tasse Kaffee und schaut in die Kamera

Liebe Lesende!

Es ist schon kurios, welchen unnützen Quatsch bisweilen das menschliche Gehirn unauslöschlich abspeichert. Über ein Vierteljahrhundert ist es her, dass ein Formatradiosender in meiner Heimatregion ein Ratespiel namens »Nik oder nicht Nik?« veranstaltete. Eine Woche lang wurde mehrmals täglich ein Lied gespielt und dazu die Frage gestellt, ob es sich um einen Titel des britischen Interpreten Nik Kershaw handelt. Dann konnte man anrufen, »Nik« oder »nicht Nik« antworten und irgendwas gewinnen. So wie ich damals denken Sie jetzt bestimmt: Haha, das ist doch ganz einfach – wenn was anderes als »The Riddle« gespielt wird, ist es nicht von Nik Kershaw! Gemach! Es gibt nicht nur »The Riddle«. Vor dem scheußlichen Dudel-Hit hatte Mr Kershaw mit den Singles »Wouldn’t It Be Good« und »I Won’t Let the Sun Go Down on Me« zwei veritable Banger vorgelegt. Ich weiß, über Geschmack lässt sich streiten, aber ich kann Achtziger-Jahre-Musik nur streng binär beurteilen: Entweder finde ich sie unerträglich oder grandios.

Irgendwann nach dieser Aktionswoche jedenfalls muss Nik Kershaw von seiner Schicht bei Subway nach Hause gekommen sein und seinen Augen kaum getraut haben, als er aus dem Briefkasten eine daumendicke Tantiemenabrechnung zog. »Blimey, in Deutschland können sie offenbar nicht genug kriegen vom guten alten Nik!« sagte er sich und ging in sein Studio, um nach zehnjähriger Schaffenspause das Album »15 Minutes« aufzunehmen, das am 18. Januar 1999 erscheinen sollte. Bis 2020 veröffentlichte Kershaw noch vier weitere Studioalben.

In Zeiten von SoundHound und Shazam sind Quizze wie »Nik oder nicht Nik« freilich nicht mehr durchführbar. Was haben wir Alten eigentlich früher gemacht, wenn wir ein Lied identifizieren wollten? Also, ich handhabte es immer so: Ich versuchte, so viele Textstellen wie möglich zu memorieren, tippte diese am heimischen PC in Altavista oder Fireball ein und stieß mit Glück auf die vollständigen Lyrics des mir bis dahin unbekannten Liedes. Bei Instrumental-Tracks war man aufgeschmissen.

Und wie war es in der Prä-Internet-Ära? Kam ein Song im Radio, der einem gefiel, klingelte man bei der entsprechenden Station durch und frug: »Was is’n das für’n Lied?«, worauf einen der DJ anblaffte: »ICH stelle hier die Fragen! Also: Nik oder nicht Nik?«

Won’t let the sun go down on you:
Ihr Torsten Gaitzsch

PS: Was macht F. R. David eigentlich heut’?

Verabschiedet sich ebenfalls und wünscht Ihnen ein gut informiertes Wochenende:

Ihre TITANIC-Redaktion

Titelbilder aus den letzten 45 Jahren im Hintergrund. Im Vordergrund das TITANIC-Logo. 
Unterzeile: "Das endgültige Satiremagazin"

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