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Szenisch erzählen: Sinneseindrücke und Details sind nicht genug

Hey und willkommen bei Story Gold! Heute geht es um Szenen und die Illusion, mit dabei zu sein, wenn zum Beispiel die Titanic untergeht. Denn das können Szenen leisten: Handlung erfahrbar machen und das Publikum hineinziehen.

Etwas Atmo und ein Super-Fokus reichen nicht aus

Viele glauben, szenisch zu Texten bedeutet, viele Eindrücke einzufangen, die Sinne anzusprechen, mit dem Stift, Mikro oder der Kamera ganz nah am Geschehen zu sein. Das stimmt aber nicht.

Das ist bloß die “Verpackung”, die wir als Publikum sehen. Wenn wir Szenen selbst texten müssen, dann kommt es auf etwas anderes an: auf den Inhalt.

Was ist eine Szene?

🚀 In einer Szene strebt jemand etwas an und kämpft mit Widerständen. Es entsteht ein Konflikt, die Situation kann sich verschärfen, oder die Person findet eine Lösung.

🚀 Szene bedeutet Veränderung: Am Ende kann nicht alles so sein, wie es am Anfang der Szene war.

🚀 Eine Szene erfüllt mindestens eine dieser Funktionen:

  • Enthüllt den Charakter

  • Treibt die Handlung voran

🚀 Eine Szene muss die Handlung in der Aktion erlebbar machen. Sie ist keine Nacherzählung. Details, Sinneseindrücke und Atmosphäre helfen dem Publikum, in das Geschehen einzutauchen.
➡️ Hack fürs Schreiben: Gegenwartsform (auch, wenn die Handlung in der Vergangenheit liegt)

Erinnert dich das an die Definition von Geschichten (Opens in a new window)? Gut, denn eine Szene ist eine Geschichte. Eine Mini-Geschichte innerhalb der gesamten Story. Die große Geschichte lässt sich auf drei Akte herunterbrechen, die jeweils eine Geschichte erzählen. Darunter sind die Mini-Geschichten aka. Szenen.



Wie du Pseudo-Szenen vermeidest

“Wir sind auf dem Weg zum Ort X. Dort soll sich die grausame Tat ereignet haben”. Journalist*innen stehen oft am Ort des Geschehens und dokumentieren hautnah. Warum eigentlich? Nicht immer ist das ganz klar.

In seinem Buch “Geschichten erzählen” schreibt Sven Preger von der sog. “falschen Reportage”. Es gibt Situationen, Beispiele und Anekdoten, die mit detaillierten Beschreibungen als Szene verpackt werden. Sie sind aber eher irritierend, weil zum Beispiel nichts passiert, was für die gesamte Geschichte relevant wäre.

Schaue dir deine Situation an und frage:

📌 a) Passiert hier etwas? Gibt es Aktion, Dialog oder einen Konflikt?

📌 b) Hat die Situation etwas mit der Geschichte zu tun, die ich erzählen möchte? Treibt sie die Handlung voran und/oder offenbart den Charakter?

📚 Links zum Weiterstöbern

🔗 Der Drehbuchautor John August (Big Fish) hat eine Schritt-für-Schritt Anleitung zum Thema Szenen Schreiben (Opens in a new window) erstellt.

🔗 Nach einem Workshop mit der Pulitzer-Preisträgerin Jacqui Banaszynski hat Cristian Lupsa ihre Hacks zum Thema Schreiben (Opens in a new window) zusammengefasst. Es geht auch darum, wie man die Details und Atmosphäre einer Szene einfängt.

🔗 2005 schreibt der Drehbuchautor David Mamet einen wütenden Brief an seine Autoren der Serie: “The Unit” - alles in Großbuchstaben, (Opens in a new window) versteht sich. Der Brief wird geleaked und wir können heute viel über Szenen, Storytelling und die toxische Atmosphäre in Hollywood lernen.

💌 Ein kleiner Auszug aus Mamets Brief:

In diesem Sinne, bis zum nächsten Mal!
Teodora

Wer schreibt Story Gold?

Ich bin freie Journalistin für Audio- und Online-Medien. Storytelling habe ich bei der Einhundert (Dlf Nova) gelernt. Zuletzt war ich Online-Redakteurin bei SWR Kultur. Mehr von meiner Arbeit gibt es hier (Opens in a new window).
📱Mein Linkedin (Opens in a new window)