Gründonnerstag bei meinem Lieblingsdiscounter

Ich merkte schon, dass ich zu spät dran war, weil der Parkplatz bis auf den vorletzten Platz besetzt war. Karfreitag hatte die Sieben-Meilen-Stiefel an und die Menschen Ihre Stress-Kappe. Schnell entschied ich mich, nur das Allernötigste einzukaufen, um möglichst schnell wieder draußen zu sein.
Ich bekam drei Mal einen Wagen in die Fersen geschoben, ein Kind packte unversehens meinen Wagen voll, zwei Geschwisterkinder sorgten für schreiende Unterhaltung, ein nach aufdringlichem Deo stinkender Mittdreißiger mit gedresstem Schnurrbart nahm mir die letzte Salatgurke fast aus der Hand und an allen drei Kassen waren lange Schlangen.
Ich blieb ruhig – ooommmmmmm – und vertrieb mir mit Leute begaffen die Zeit, bis ich endlich dran war. Es war die freundliche Kassiererin, die mich mit „moin“ lächelnd begrüßte, und dann in einer rasanten Geschwindigkeit alle Waren über die Scanner zog.
„Ich hab den einen O-Saft nicht eingescannt, die sind ja im Angebot ‚nimm zwei und zahl nur einen‘“, meinte sie und setzte dann hinzu: „Die App funktioniert heute auch nicht.“
„Ja, hier ist ja die Hölle los“, meinte ich, mir die Schlangen anschauend.
„Ja, wir schließen für immer“, meinte sie grinsend.
Wir lachten beide, als mir rausrutschte: „Erinnert mich an Toilettenpapier in den Corona-Zeiten.“
Wir wickelten die Zahlung ab, das Kartengerät funktionierte trotz allem noch wunderbar.
„Schöne, erholsame Ostertage wünsche ich Ihnen“, sagte sie in meine Richtung, immer noch freundlich. Mir wäre hier mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schon mehrfach die Hutschnur geplatzt.
„Ich Ihnen auch!“, sagte ich, meinen Einkaufswagen zwischen fünf Menschen mit zwei schreienden, kleinen Kindern bugsierend. „Wann ist immer?“, blinzelte ich sie an.
„Samstag, 7 Uhr.“
© Gudrun Anders, www.gudrun-anders.de (Opens in a new window)
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