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Beim Musikhören zuhören

Isabel Mundry: Dufay-Bearbeitungen (2003/04)

Isabel Mundrys Stück für Kammerensemble hat einen bescheidenen Namen: Dufay-Bearbeitungen. Es geht um eine Auseinandersetzung mit der Musik des franko-flämischen Renaissance-Komponisten Dufay, der im frühen 15. Jahrhundert gelebt hat. Mundry lebt heute, und wenn wir ihre Musik hören, hören wir ihr beim Musikhören zu.

Denn Mundry hat nicht nur eine Musik, die über ein halbes Jahrtausend alt ist, nach heute geholt. Sie hat sich selbst beobachtet, wie die Musik auf sie wirkt, und diesen Eindruck in ihre Bearbeitungen hineinkomponiert. Sie setzt sich also eines Nachts mit den Partituren von Dufays Chansons und Hymnen hin, hört sich die Stücke so oft an wie sie Stimmen haben – und singt alle Stimmen nacheinander mit. Auf der Website ihres Verlags Breitkopf schreibt (Opens in a new window) Mundry: “Dabei bekam ich den Eindruck, immer das Gleiche zu singen, doch stets aus einer verschobenen Perspektive, umgeben von verwandten Melodieverläufen zu sein, doch gerade dadurch die eigene Distanz zu ermessen.”

Alles ist gleich, alles ist anders. Die gleiche Sache aus immer neuen Perspektiven zu betrachten, ist eine gute Methode der Wahrheitsfindung. Aus diesem Prozess wiederum ein ästhetisches Erlebnis zu machen, das ist Mundrys großes Verdienst. Hört euch Isabel Mundrys Dufay-Bearbeitungen an:

https://www.youtube.com/watch?v=O8ESBzKt58I&t=270s (Opens in a new window)

Und hier ist das Original: Guillaume Dufays “Se la face ay pale” (ca. 1430):

https://www.youtube.com/watch?v=_EMbGN2jeno (Opens in a new window)

Schöne Grüße aus Berlin
Gabriel

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