#14 Die Drogenpolitik der Parteien
Es ist der Erste im Monat - und damit ist es Zeit für den psychoaktiven Newsletter - dem begleitenden Newsletter zum Podcast Psychoaktiv. Das bedeutet spannende Denkanstöße und einen Monatsrückblick zu den Themen Drogen & Sucht. Außerdem gibt es die wichtigsten AHA-Erlebnisse aus den zwei Podcast-Folgen, die ich in dem Monat herausgebracht habe.
Liebe Grüße
Stefanie
Um was geht es heute?
Die Drogenpolitik der Parteien - was steht in den Wahlprogrammen?
Dry January - was ist, wenn es nicht geklappt hat?
Wie die Alkohol-Lobby Einfluss auf die Politik nimmt
Weniger ist mehr von Fabian Pitter Steinmetz
News des Monats
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1. Die Drogenpolitik der Parteien - was steht in den Wahlprogrammen?
Die vorgezogene Bundestagswahl steht in Deutschland vor der Tür. Wie die Alkoholpolitik in Deutschland von der Lobby beeinflusst habe ich im Januar auch schon in dieser Folge (Opens in a new window) dargestellt und im Februar (13.02.) könnt ihr euch noch auf eine Folge zur Cannabislegaliserung freuen!
Für den Newsletter habe ich euch eine kurze Übersicht der größeren Parteien bezüglich ihrer Haltung zur Drogenpolitik zusammengestellt.
CDU/CSU (Union)
➡ Cannabis-Legalisierung rückgängig machen. Die Union sieht die Legalisierung als gescheitert und will sie zurücknehmen. Sie fordert eine verstärkte Strafverfolgung und setzt auf Polizei- und Präventionsmaßnahmen, um den Drogenkonsum zu begrenzen.
SPD
➡ Cannabis soll legal bleiben, aber mit stärkeren Maßnahmen für Jugendschutz und Prävention. Die SPD plant bundesweit niedrigschwellige und digitale Beratungsangebote für junge Menschen in psychischen Belastungssituationen. Zudem fordert sie, dass alle Menschen, die eine Psychotherapie benötigen, schneller einen Therapieplatz erhalten. Sie betrachtet Suchthilfe als Teil einer umfassenden Gesundheitsstrategie.
Bündnis 90/Die Grünen
➡ Cannabis bleibt legal, zusätzliche Maßnahmen gegen organisierte Kriminalität und Schwarzmarkt. Die Grünen sprechen sich für ein Verbot aromatisierter Vapes aus. Zum Thema Suchthilfe oder andere Drogen gibt es im Wahlprogramm keine konkreten Aussagen.
FDP
➡ Beibehaltung der Cannabis-Legalisierung, setzt auf Entkriminalisierung und Aufklärung statt Repression. Die FDP betont, dass eine kontrollierte Abgabe den Schwarzmarkt eindämmt und Jugendschutz sowie Qualitätssicherung verbessert. Sie sieht Prävention bei Suchtmitteln als zentrale Maßnahme und setzt auf Aufklärung statt Kriminalisierung.
AfD
➡ Komplette Rücknahme der Cannabis-Legalisierung, mit Verweis auf gesundheitliche und gesellschaftliche Risiken. Die AfD fordert den Ausbau der suchtpsychiatrischen Versorgung, um die Abstinenz von Drogenkranken zu fördern.
Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW)
➡ Kein klarer Standpunkt zur Drogenpolitik im Wahlprogramm. Weder Cannabis noch Suchthilfe werden thematisiert.
Die Linke
➡ Vollständige Legalisierung von Cannabis, zusätzlich Entkriminalisierung anderer Substanzen. Die Partei fordert ein Werbeverbot für Alkohol und Tabak sowie mehr Investitionen in Prävention und Suchthilfe. Die Linke setzt sich für eine nicht-stigmatisierende und akzeptanzorientierte Drogenpolitik ein.
Quelle: Wahlprogramme 2025 im Vergleich | Upstream (Opens in a new window)
Ich persönlich finde es sehr schade, dass der Fokus so hoch auf der Cannabislegalisierung liegt und Themen wie Ausbau & Finanzierung der Suchthilfe und der rechtliche Umgang mit anderen psychoaktive Substanzen so wenig Beachtung in den meisten Wahlprogrammen findet.
Wer sich auch über andere Parteiein informieren möchte, kann dies bei #mybrainmychoice (Opens in a new window) machen oder mit dem Fokus auf Cannabis auch beim Hanfverband (Opens in a new window).
2. Dry January - was ist, wenn es nicht klappt?
Wer macht eigentlich noch Dry January und geht es eigentlich nur beschissen?
Gedankenprotokoll eines Posts auf Thread.
Auch dieses Jahr widmete ich mich im Januar mit dem Psychoaktiv-Podcast dem Dry January und stellte Reflexionsanleitungen bereit, die Menschen dabei unterstützen, diesen Monat bewusst zu nutzen. Ziel des Dry January ist es, Nüchternheit positiv zu besetzen, die vielfältigen Vorteile einer Alkoholpause hervorzuheben und möglichst viele Menschen zu motivieren, diese Zeit als Chance zur Selbstreflexion wahrzunehmen.
Während ich den Ansatz und die Ziele dieses Monats weiterhin unterstütze, habe ich in diesem Januar jedoch auch überlegt, wie die Ansprache noch gezielter gestaltet werden könnte – insbesondere für jene Menschen, die den Dry January nicht durchhalten oder negative Konsequenzen daraus erfahren. Wenn Alkohol beispielsweise genutzt wird, um Symptome psychischer Erkrankungen zu lindern, kann eine Abstinenz dazu führen, dass diese Symptome verstärkt wahrgenommen werden, was den psychischen Zustand belasten kann. Ebenso können Menschen, die ihren Vorsatz nicht einhalten, erstmals mit Scham über den "Rückfall" konfrontiert sein – ein Gefühl, das im schlimmsten Fall den Konsum weiter verstärken könnte. Hier sehe ich einen wichtigen Ansatzpunkt: Statt diese Herausforderungen als "Scheitern" zu werten, könnte der Dry January ein Impuls sein, professionelle Beratung oder Unterstützung in Anspruch zu nehmen, um langfristig einen gesünderen Umgang mit Alkohol zu entwickeln.
Für nächstes Jahr plane ich auf jeden Fall eine Podcast-Folge, die genau dies mehr auffängt. Hier kommst du aber zur diesjährigen Folge:
3. Wie die Alkohol-Lobby Einfluss auf die Politik nimmt
Die Alkohol-Lobby hat in Deutschland einen erheblichen Einfluss auf die Gestaltung der Alkoholpolitik – mit weitreichenden Folgen für die Gesellschaft. Statt einer wirksamen Regulierung, die den öffentlichen Gesundheitsschutz stärkt, setzen mächtige Industrien auf geschicktes Marketing und politische Einflussnahme, um den Absatz ihrer Produkte zu sichern. Das führt dazu, dass Maßnahmen wie höhere Steuern, strengere Werbeverbote oder umfassendere Präventionskampagnen immer wieder blockiert oder abgeschwächt werden. Besonders alarmierend ist, wie gezielt junge Menschen und vulnerable Gruppen durch Werbung angesprochen werden, um den Konsum von Alkohol gesellschaftlich zu normalisieren. Diese Praktiken werfen nicht nur ethische Fragen auf, sondern sie verursachen auch immense Kosten für das Gesundheitssystem und die Volkswirtschaft.
In der neuen Folge von Psychoaktiv tauchen wir tief in die Mechanismen und Strategien der Alkohol-Lobby ein. Warum wird Wein in Deutschland immer noch nicht besteuert? Welche Rolle spielen Politiker und Unternehmen in diesem System?
Dir brennt ein Folgenwunsch unter den Fingern? Dann lass es mich wissen!
4. Weniger ist mehr! von Fabian Pitter Steinmetz
Insbesondere im Lichte der Selbstoptimierung ist der Konsum von Substanzen hoch. Dabei handelt es sich nicht immer um psychotrope Substanzen, oder zumindest nicht um stark psychotrope Dosierungen. Substanzen bei jener Supplementierung sind oft Vitamine, leichte Psychostimulanzien (z.B. Koffein), Aminosäurederivate (z.B. Vorstufen von Neurotransmittern) oder niedrig dosierte Psychedelika. Letztere sind auch bekannt als sog. Microdosing. Während manche Menschen nur teuren Urin produzieren - eine in Fachkreisen gängige Allegorie für Wirkungslosigkeit -, steigt bei anderen Menschen das Risiko für Wechselwirkungen. Grundsätzlich gilt: Je höher die Zahl an täglich eingenommenen Medikamenten, Drogen, Supplements o.ä., desto größer das Risiko für Neben- und Wechselwirkungen, welche im schlimmsten Fall auch zum Tode führen können. Während Ärzt*innen versuchen bei älteren Patient*innen jenes Risiko zu senken, indem sie bspw. die Anzahl an Medikamenten reduzieren, ist vielen jungen Erwachsenen nicht bewusst, dass die Tipps der Health-Gurus auf Social-Media, insbesondere bei gewissen Kombinationen, der Gesundheit eher schaden.
Falls du dich weiter über das Thema “Microdosing” informieren möchtest, kannst du dies in dieser Podcastfolge (Opens in a new window) tun!
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In dieser Kategorie findest du eine kleine News-Rückschau über den letzten Monat. Was wurde zu den Themen Drogen und Sucht berichtet? Finde es heraus!
👃Der „Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht“ am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat am 21.01.2025 einstimmig empfohlen, das Nasenspray Naloxon aus der Verschreibungspflicht zu entlassen. Unklar bleibt noch, ob dann das lebensrettende Nasenspray bei Opioidüberdosierungen immer noch von der Krankenkasse übernommen wird: Wichtiger Schritt im Kampf gegen Überdosierungen: Nasales Naloxon bald rezeptfrei? • Condrobs e.V. (Opens in a new window)
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🚦In Bayern gibt es immer mehr Nachfrage nach einem Beratungsangebot zum Thema “Mediensucht” (Opens in a new window)
📰 Ein neuer Trendspotter Bericht zum Thema “Synthetische Opioide” wurde veröffentlicht. Die Situation sei noch nicht “höchst kritisch”, sollte aber weiterhin beobachtet werden. Bei jungen Erwachsenen ist der Konsum opioidhaltiger Schmerzmittel angestiegen und es wurden Beimischungen von NPS-Opioiden (z.B. Nitazenen) festgestellt. Der komplette Bericht kann hier heruntergeladen werden: NEWS Trendspotter: Synthetische Opioide (Opens in a new window)
6. Meine Fortbildungen 2025
Ich bin 2025 wieder in Deutschland und halte auch ein paar Fortbildungen und Vorträge. Vielleicht interessieren dich folgende Themen:
30.06.2025: Podcasts in der Suchthilfe: (Opens in a new window)Online Seminar in dem du die wichtigen Basics lernst um mit deinem Podcast zu starten!
23.07.2025: Django, Ballerliquid, C-Liquid, Spice: Wirkung und Risiken von Synthetische Cannabinoiden (Opens in a new window). Kostenloser Vortrag!
01.09.2025: Neue, legale und illegale Substanzen und Medikamente: (Opens in a new window)Ein Tag Substanzkunde als Grundlage für deine Arbeit.
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