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Ist OKC jetzt der West-Favorit?

Herzlich Willkommen zu einer weiteren Ausgabe von Ol’ Dirty Basketball. Ohne Paywall! Sagen wir, wie es ist: Eine kleine Pause wäre nett gewesen. Erst am Freitag (quasi jetzt gerade) bereitet sich Boston auf die Meisterparade vor, schon kommende Woche wird gedraftet, aber auch diese Tage können und dürfen nicht zum Regenerieren genutzt werden.

Außer von Monty Williams, der von Detroit jetzt noch für fünf Jahre und keinerlei Arbeit 65 Millionen Dollar überwiesen bekommt (plus 20 von den Suns!). Aber nicht von uns anderen.

Es geht schon wieder rund - J.J. Redick coacht jetzt endlich auch offiziell die Lakers, Malik Monk bleibt in Sacramento, Pascal Siakam in Indiana. Außerdem waren die Bulls an einem Trade beteiligt, in dem SPIELER getauscht wurden. Arturas Karnisovas hat sein Handy erstmals seit Jahren aufgeladen und benutzt.

Darüber war natürlich zu reden, und das haben wir im Korbjäger Podcast HIER getan (Opens in a new window). Bereits am Donnerstag, also vor den jüngsten Deals, gab es außerdem eine fast zweistündige Mailbag-Folge - hier zu finden:

https://www.youtube.com/watch?v=fTKawZ8R32Y (Opens in a new window)

Nun aber noch einmal zum ersten Trade dieser Offseason. Alex Caruso spielt ab jetzt für die OKC Thunder, Josh Giddey für die Bulls. Es wurde dabei kein einziger Pick bewegt, Sam Presti hat also über die nächsten Jahre nach wie vor 500 davon. Apropos Presti: So offen, wie er diesen Trade hier “erklärt” hat, macht das normalerweise nie ein GM.

https://x.com/AndrewKSchlecht/status/1804161802957111389 (Opens in a new window)

Die Kurzversion: Giddey wollte weg, als ihm eröffnet wurde, dass er nicht mehr starten würde. Die Thunder allerdings hatten, mit einiger Verzögerung, erkannt, dass dies ihr logischer nächster Schritt sein würde. Es war an der Zeit für diese Erkenntnis, meiner Meinung nach. Sowohl 22/23 als auch 23/24 waren die Lineup-Daten ziemlich eindeutig, obwohl es sich im Lauf der vergangenen Saison noch besserte - Lineups mit Shai Gilgeous-Alexander funktionierten besser, wenn Giddey nicht mit auf dem Court stand. Die Starting Five letzte Saison war sehr gut (+9), wurde aber noch weitaus besser, wenn statt Giddey Isaiah Joe (+23) auf dem Court stand. In den Playoffs wurde die Problematik noch offensichtlicher, weshalb Giddey gegen Dallas ja auch - wohl zu spät - aus der Starting Five genommen wurde. Ungeachtet dessen, dass der Australier noch viel unausgeschöpftes Potenzial mitbringt - für die Thunder war er aufgrund seiner Off-Ball- und defensiven Probleme kein guter Fit. Eher ein Klotz am Bein, nüchtern betrachtet. Er war entbehrlich.

Dafür haben die Thunder jetzt diesen Typen bekommen:

https://x.com/NBA_University/status/1803970179480662262 (Opens in a new window)

Caruso ist ein WIDERLICHER Verteidiger - seit Jahren einer der größten Unterschiedsspieler am eigenen Ende, einer der ganz wenigen kleinen Spieler, die diesen Status Jahr für Jahr bestätigen können. Er ist am Ball unfassbar stark - hier hat OKC nun mit ihm und Lu Dort zwei der unangenehmsten individuellen Verteidiger der Liga. Anders als Dort ist Caruso aber auch abseits des Balles richtig gut, immer im Weg. Ein opportunistischer Helfer, der Risiken eingeht und trotzdem nicht viel preisgibt. Ein echter defensiver Playmaker, ideal für die Thunder-Defense, die ohnehin vor allem darauf abzielt, Turnover zu forcieren und ins Laufen zu kommen. Er ist zwar nur 1,96 m groß, kann aber auch weitaus größere Spieler verteidigen und wurde von den Bulls auf jeden starken Wing angesetzt, teilweise sogar auf Bigs.

Caruso ist ein limitierter Offensivspieler, aber wohl leichter zu integrieren als Giddey. Er hat seine Catch-and-Shoot-Fähigkeiten über die letzten Jahre gesteigert, traf vergangene Saison über 40% bei solidem Volumen (5,9 3PA/36 Minuten), auch wenn er dies gerne noch steigern darf. Er kann Possessions am Laufen halten, offene Teammates finden, auch mal Closeouts attackieren. Nicht aus Zufall funktionierte er weiland (!) überragend in seinen Minuten mit LeBron James, und seither ist er ein wesentlich besserer, reiferer Spieler geworden.

Ich halte es dennoch für gut möglich, dass OKC in den Playoffs offensiv Probleme bekommen könnte, wenn Caruso und Dort gemeinsam auf dem Court stehen. Vielleicht tun sie das aber ja auch gar nicht, zumindest nicht viel. Was mich bei den Thunder sehr optimistisch macht: Sie haben noch immer alle Flexibilität, sowohl in Sachen Draft-Assets als auch in der Free Agency. Sie könnten noch immer problemlos Ressourcen in einen weiteren (großen) Shooter oder starken Rebounder investieren, oder beides. Caruso ist vielleicht der nominelle Giddey-Ersatz, in der Realität kann dieser Ersatz aber auch noch in anderen Formen gefunden werden. Vielleicht ersetzt er in der Realität öfter auch mal Dort, in Closing Lineups.

Letztendlich stehen immer noch alle Türen offen - und das ist der Faktor, der mich in Sachen OKC so optimistisch macht. Ich war schon vor diesem Deal am Überlegen, sie als Finals-Vertreter aus dem Westen in 2025 zu tippen; jetzt sind sie ohne Zweifel besser geworden, und ihnen stehen immer noch alle Türen in der Offseason offen. Alle anderen Contender im Westen haben finanzielle Restriktionen, zum Teil massive, wenige Wege sich unmittelbar zu verbessern. OKC gewann schon letztes Jahr die meisten Spiele, hat den jüngsten Kader und die meisten Werkzeuge, jedenfalls jetzt noch, bevor der Supermax von SGA und die Extensions von Williams und Holmgren den Cap belasten.

Dieser Deal zeigt an, dass die Thunder das auch so sehen - dass ihre Testphase vorbei ist, ihr “Frühstück”, wie Presti es vor der vergangenen Saison nannte. Jetzt soll der nächste Schritt folgen. Caruso ist vielleicht nur der Anfang. Ein sehr guter, allerdings.

SOUNDTRACK

https://www.youtube.com/watch?v=Lr9c8KzQT5g (Opens in a new window)