Die Frau, die die Dinoforschung so richtig in Gang brachte
Wusstest du, dass die Fossilienforschung erst durch die Entdeckungen einer Frau so richtig losging?
Mary Anning war etwa zwölf Jahre alt, als sie im Jahr 1811 zusammen mit ihrem älteren Bruder Joseph eine Entdeckung machte, die für immer in die Geschichte der Wissenschaft eingehen sollte. In der Nähe ihres Heimatortes Lyme Regis (an der Südküste Englands) entdeckten sie nämlich den Schädel eines riesigen Meeresreptils. Sie hatten den ersten vollständigen Schädel eines Ichthyosauriers gefunden – und zwar auf der ganzen Welt. Das Fossil kann man heute noch in Oxford angucken:
Der erste wichtige Fund: Der Ichthyosaurier
Doch was war das für ein Tier?
Ein Ichthyosaurier war ein uraltes Meeresreptil, das vor vielen, vielen Millionen Jahren lebte – lange bevor es Menschen gab. Diese Tiere hatten einen stromlinienförmigen Körper, mit dem sie blitzschnell durch das urzeitliche Meer schwimmen konnten. Sie hatten Flossen statt Beine, einen langen, spitzen Kopf mit Zähnen und große Augen. So konnten sie im dunklen Wasser gut sehen. Heute kennen wir schon 50 Arten von ihnen. Hier sind ein paar Beispiele, wie sie ausgesehen haben könnten:
Sie sehen ein bisschen aus wie Delfine, oder?
Eine gute Freundin
Damals war noch wenig darüber bekannt, wie alt die Erde wirklich war oder welche Tiere einst in den Meeren gelebt hatten. Die meisten Wissenschaftler, die sich mit Fossilien beschäftigten, waren reiche Männer mit Uniabschluss.
Mary Anning hingegen wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Sie konnte sich keine teuren Bücher leisten und musste viel Zeit damit verbringen, Fossilien zu suchen und zu verkaufen, um Geld für ihre Familie zu verdienen. Es war also wirklich besonders, dass sie diese Entdeckungen machte. Ihr Erfolg hat sie auch motiviert, selbstständig mehr über diese Tiere zu lernen.
Sie fand bald schon eine Freundin, die auch an Fossilien interessiert war: Elizabeth Philpot. Gemeinsam suchten sie Fossilien und besprachen ihre Funde. Sie analysierten die Fossilien und zeichneten sie auch.
Hier siehst du eine Zeichnung von Elizabeth Philpot. Das ist der Schädel eines Ichthyosauriers:
Und hier eine Zeichnung eines Plesiosauriers, die Mary Anning gemacht hat:
Als Mary älter wurde, fand sie noch viele weitere Fossilien – ganze Skelette von urzeitlichen Tieren, versteinerte Muscheln, winzige Fische und vieles mehr. Sie wurde sehr berühmt und wäre sie nicht gewesen, hätten die schlauen Männern mit ihren teuren Büchern wenig zu forschen gehabt. Denn Mary Anning war es, die ihnen die Fossilien zum Untersuchen brachte.
Um diese ungewöhnlichen Schätze zu bergen, musste sie oft an steilen Felsklippen graben. Das war gefährlich, und manchmal waren die Fossilien zu schwer, um sie allein herauszuholen. So sieht es in der Gegend aus, die man auch als Jurassic Coast bezeichnet, weil es da so viele Fossilien gibt:
Marys kleiner Helfer
Zum Glück hatte sie eine tolle Hilfe – ihren Hund Tray. Wenn Mary ein tolles Fossil entdeckte, aber noch Hilfe benötigte, ließ sie ihren Hund an der Fundstelle zurück. Tray passte dann auf den wertvollen Schatz auf. Der Hund blieb brav dort sitzen und verhinderte, dass andere Leute das Fossil stahlen oder beschädigten. So konnte Mary loslaufen, um Helfer oder passendes Werkzeug zu besorgen. Dadurch, dass Tray neben dem Fossil lag, konnte sie es auch schnell wiederfinden. Praktisch, oder?
Hier siehst du ein Gemälde von Mary Anning und ihrem Hund:
Alle können forschen!
Ich hatte ja schon erwähnt, dass damals viele Leute glaubten, nur reiche Männer mit teuren Ausbildungen und dicken Büchern könnten große wissenschaftliche Leistungen vollbringen. Doch Mary Anning bewies das Gegenteil!
Sie hat gezeigt, dass jeder Mensch – unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder Reichtum – Großes leisten kann, wenn er neugierig ist, genau hinschaut und nicht aufgibt. Ihre Fossilienfunde prägen bis heute unser Bild von der Vergangenheit. Sie helfen uns, die Geschichte des Lebens auf der Erde besser zu verstehen. Sie zeigen uns, dass in jedem von uns eine Forscherin oder ein Forscher steckt, wenn wir nur neugierig sind und dranbleiben!
Das Gemälde heißt “Duria Antiquior” und wurde vom Geologen Henry De La Beche gemalt. Es zeigt, wie er sich die Fossilienfunde von Mary Anning als lebende Tiere vorgestellt hat. 1830.
Wie entstehen Fossilien:
https://www.youtube.com/watch?v=MnxqJKrJ_Os (Opens in a new window)Doku zum Thema Evolution:
https://www.youtube.com/watch?v=QCH4ncQmBtY (Opens in a new window)Ichthyosaurier von Wikimedia Commons: Fishboy86164577, Dmitry Bogdanov (2x), Nobu Tamura
Gemälde von Mary Anning: Mr. Grey