Zum Start: Über Busy-ness und Abenteuer
Ganz am Anfang des Jahres habe ich auf meinem Instagram-Kanal gefragt: Was wünschst du dir für dieses Jahr? Die mit Abstand meistgewählte Antwort (vor „mehr Geld“, „mehr Sinn“, „tiefere Freundschaft“ und „eine neue Beziehung“) war: ein großes Abenteuer.
Einer der Personen stand tatsächlich eines bevor, eine alte Freundin von mir, sieht heißt Katharina, und sie hat sich vor einigen Monaten auf den Weg gemacht, die Welt zu Fuß und per Kayak zu umrunden (Opens in a new window), auf der Route entlang des nördlichen Polar-Kreises.
Damit ist sie eine Ausnahme unter vielen anderen, für die das Abenteuer (zu) lange ein Wunsch bleibt. Ich fühle das sehr. Ich trage die Idee für dieses Projekt schon eine ganze Weile mit mir herum. Es sollte mein Abenteuer für 2023 werden. Und dann kam und kam ich nicht zu Potte.
Ich war einfach zu busy. Und hatte in bisschen Schiss.
Kann ich es wirklich schaffen, jede Woche einen Beitrag zu veröffentlichen?
Sollte ich vielleicht fünf oder gar zehn Texte „auf Halde“ produzieren, um immer etwas in petto zu haben?
Habe ich genug Ideen, genug Zeit zum schreiben?
Habe ich genug zu sagen?
Womit fange ich an?
Und dann passierte mir wieder etwas, las ich etwas, sprach ich mit jemandem über etwas und dachte: Mist, hätte ich das Projekt doch schon gestartet, das wäre ein perfektes Thema!
Aber: die Busy-ness.
Man kennt es.
Wir sind alle so oft einfach zu busy.
Vielleicht fragst du dich jetzt:
Was hat das alles mit Abenteuer zu tun?
Für mich ist Abenteuer das Heilmittel für Busy-ness. Ein Abenteuer ist etwas, auf das wir uns voll und ganz einlassen. Ohne so ganz genau zu wissen, was die einzelnen Schritte sind, mit einem Ziel vor Augen, das ein kleines bisschen unerreichbar scheint. Wenn wir uns auf ein Abenteuer begeben, erwarten wir nicht, dass immer alles shiny und komfortabel ist, im Gegenteil: Wir rechnen damit, dass es herausfordernd sein wird, dass wir müde und hungrig sein werden, dass wir nass werden, dass wir frieren, dass der Schweiß uns in Sturzbächen den Rücken hinab läuft; dass die eine oder andere Situation uns in die Knie zwingen wird. Und: Wir verlassen uns darauf, dass wir die Kraft haben, wieder aufzustehen und weiterzumachen; dass es auch wieder aufhört zu regnen; dass wir unterwegs Leute treffen, die uns wohlgesonnen sind und uns weiterhelfen. Wir vertrauen darauf, dass es sich am Ende alles gelohnt haben wird.
Die Wirtschaftszeitschrift brand eins machte „Abenteuer“ zum Titelthema ihrer Ausgabe 01/2021 (Opens in a new window). Eine Zwischenüberschrift: „Abenteuer sucht man nicht, man findet sie. Und dann lässt man sich darauf ein und macht was draus.“
[Die Zeitschrift habe ich im Januar in einem Café in Wien gesehen... JA, so lange denke ich schon über dieses Projekt nach, HAHA]
Sich drauf einlassen und was draus machen
Das ist ein Abenteuer. Und wenn wir das erkennen, dann kann jeder und jede von uns ein Abenteuer finden.
Die wenigsten werden dafür die Erde zu Fuß umrunden, so wie Katharina.
Es kann ein genauso großes Abenteuer sein, ein Buch zu schreiben.
Einen neuen Job anzufangen.
Einen alten Job zu kündigen und sich auf die Suche machen, was als nächstes kommt.
Sich selbstständig zu machen.
Einen Garten anzulegen.
Eine Therapie zu beginnen.
Ein altes Haus zu kaufen.
Oder ein Pony.
Sich auf eine Beziehung einzulassen.
Eine alte Beziehung hinter sich zu lassen.
Jeden Tag 10.000 Schritte zu gehen.
Das Auto abzuschaffen.
You get the idea.
All diese Dinge können ein Abenteuer sein – wenn wir uns mit Haut und Haaren darauf einlassen, wenn wir uns dazu committen, das durchzuziehen, im vollen Wissen, dass es Rückschläge geben mag und schlechte Tage. Wenn wir trotzdem weitermachen. Dann können wir in all diesen Sachen Sinn und Erfüllung finden, die weit über die Busy-ness unseres Alltags hinausgehen. Dann können all diese Sachen das Leben gut machen.
Ich weiß nicht, wie genau dieses Projekt hier am Ende des Jahres aussehen wird. Ich habe keinen einzigen Text auf Halde, ich fange jetzt einfach an. Ich weiß nicht, ob ich es schaffen werde, jede Woche einen Beitrag zu schreiben. Ob ich immer gute Ideen habe, Zeit, Muße.
Was ich weiß ist: Dieses Projekt hier, das ist mein Abenteuer für dieses Jahr.