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Bella Bading über Schule, Kompromisse und das Leben in ihrer Schauspielerfamilie

Wir besuchen Bella zu Hause in Potsdam. Fast eine Stunde unterhalten wir uns entspannt mit ihr und ihren Eltern im Wohnzimmer über kreative Projekte und Filme. Dann setzen wir uns zu dritt auf den weichen Teppich in ih­rem Zimmer. Dort sitzt sie auch sonst gerne mal, wenn sie ein Buch liest. Davon hat sie unübersehbar viele in ihrem Regal zu stehen. Ein paar mehr liegen neben ihrem Bett und dane­ben steht ein Klavier, auf dem sie seit Kurzem übt, wenn sie nicht gerade in der Schule ist, Ballett tanzt oder sich auf einen neuen Film vorbereitet. Denn die 15-Jährige ist Schau­spielerin und hat längst mehr Rollen gespielt als sie alt ist. Auch in diesem Jahr stehen statt Ferien und Urlaub Dreharbeiten für eine Serie an, in der Bella die Hauptrolle spielt. Neben der Schule an Filmsets zu arbeiten und während­dessen im Online-Unterricht die Schulinhalte nachzuholen, ist für sie ganz normal. Sie verrät uns, ob sie das als Stress empfindet, warum sie so gerne in Rollen schlüpft und was für eine sie am liebsten mal spielen wurde, wenn sie diese ganz frei gestalten könnte.

Interview Florian Saeling Fotos Max Saeling

Stell dir vor, wir sitzen zufällig im ICE nebeneinander, kommen ins Gespräch und ich frage dich, wer du bist und wohin du fährst. Was würdest du sagen?
Ich würde sagen, ich fahre gerade nach Potsdam nach Hause und komme gerade vom Drehen. Weil mit dem Zug reise ich meistens zum Drehen oder wieder nach Hause. Ich bin Schauspielerin, schon sehr lange. Ich weiß gar nicht genau, wie viele Jahre, aber ungefähr seitdem ich fünf bin. Das macht mir auf jeden Fall total Spaß dadurch so viele neue Menschen kennenzulernen – Gleichaltrige und auch Erwachsene. Mit Schauspielern zusammen zu arbeiten, die ich schon im Fernsehen gesehen habe und sie dann persönlich kennenzulernen, finde ich auch richtig spannend.

Interessant, dass du so viel schon erzählen würdest. Mich würde dann echt interessieren, welche Rollen du gespielt hast. Woher könnte man dich kennen?
Mein erster Kinderfilm war Lassie - Eine abenteuerliche Reise. Das war auch meine erste richtige Hauptrolle und das erste Mal, dass ich gelernt habe, über einen langen Zeitraum zu drehen und dabei mit der Schule zurecht zu kommen. Meine Lieblings­rolle war aber bei Tides. Das ist ein Science Fiction Film, in dem ich zu einem Volk gehöre, das eine Fantasiesprache spricht und komplett nicht real ist. Das hat mir sehr Spaß gemacht zu drehen.

Bella hat ihre Schauspielschule direkt zu Hause. Ihre Eltern sind beide Schauspieler. Ihre neun Jahre ältere Schwester auch.

Was genau macht dir daran Spaß?

Mir macht es Spaß, das Gegenteil davon zu sein, wie ich sonst bin.

Und ich finde es auch cool, mit Erwachsenen zusammen zu sein und von ihnen respektiert zu werden.

Schlüpfst du auch zu Hause gerne schon mal in eine Rolle?
Nein, ich bin nicht so ein Typ, der mit der Rolle verschmilzt. Ich hätte da auch Angst, dass ich mich so krass emotional mit der Rolle verbinde. Deshalb mache ich das eher spontan und gehe kurz vorher in die Rolle rein.

Willst du auch nach der Schule damit weitermachen oder kannst du dir auch etwas anderes vorstellen?
Das werde ich sehr oft gefragt. Ich möchte auf jeden Fall weitermachen, bis ich mit der Schule fertig bin. Wenn es dann läuft und es mir immer noch Spaß macht, könnte ich mir auch vorstellen, das als Beruf zu machen. Aber ich finde es schwierig, davon finanziell abhängig zu sein und immer drehen zu müssen, um Geld zu verdienen und meine Wohnung zu finanzieren.

Jetzt kann ich mir das noch aussuchen. Wenn mir eine Rolle nicht gefällt, muss ich sie nicht machen.

Früher konnte ich mir auch vorstellen, im Labor zu arbeiten und Wissenschaftlerin zu werden. Aber jetzt ist Schauspielerei die beste Option.

Das läuft ja auch echt gut. Auf deiner Vita stehen schon jetzt mehr Rollen als du alt bist. Aber du bist auch Schülerin. Wie machst du das mit der Schule?
Ich habe schon zweimal eine Web-Schule bekommen. Das ist Online-Unterricht, den zum Beispiel auch Kinder bekommen, die im Krankenhaus sind und nicht zur Schule gehen können. Ich hatte beide Male die­selbe Lehrerin und habe mich mit ihr gut verstanden. Aber es ist natürlich hart, weil ich drehe dann fünf Tage und am Wochenende habe ich den Online-Unterricht. Das ist schon anstrengend und das erfordert auch Disziplin, mich einerseits auf die Rolle vorzubereiten, den Text zu lernen und gleichzeitig auch noch Schule zu machen. Aber für mich hat das immer gut funktio­niert und als ich dann wieder in der Schule war, hatte ich gar nicht das Gefühl, dass ich so viel verpasst habe. Man muss aber immer Kompromisse eingehen. Für die nächste Rolle verpasse ich die Klassenfahrt.

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Topic Interview

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