Carlotta Pahl über Neid, Authentizität und die Stimme von Millie Bobby Brown

Noch am selben Tag, an dem wir die ersten Anfragen für diese Ausgabe verschicken, bekommt Marcel einen Anruf. Die Stimme kennt er gut und das ist kein Wunder, denn Carlotta spricht die Hauptrollen in so einigen Serien, die auch Marcel gesehen hat. Ein paar Minuten tauschen sich die beiden aus. Dann steht schon fest: Wir beginnen unsere neue lnterviewreise in Hamburg - und zwar gar nicht weit entfernt von dem Ort, an dem wir zu Beginn der Ausgabe #2 Nevio Wendt (Opens in a new window) besucht haben. Ein schöner Zufall.
Interview Marcel Ristau Fotos Florian Saeling
Wenn wir uns jetzt noch nicht kennen würden, uns einfach so in Hamburg über den Weg laufen und ich frage, wer du bist, wie würdest du dich vorstellen?
Ich würde sagen: “Ich bin Carlotta und ich bin Synchronsprecherin.” oder “Hi, ich bin Carlotta und bin kreativ. Vielleicht.” (lacht)
Also würdest du Synchronsprecherin Lieber doch erstmal nicht sagen?
Also, ich habe mehrmals die Schule gewechselt und versucht, das immer gar nicht so groß an den Nagel zu hängen, weil das alles eher negativ beeinflusst hat. Viele waren dann halt neidisch und deswegen habe ich irgendwie gelernt, das gar nicht so direkt zu erzählen.
Kannten dich trotzdem einige als die Sprecherin von Millie Bobby Brown? In der Grundschule hatte ich ja noch andere Rollen synchronisiert und das wussten dann irgendwann alle. Zu der Zeit habe ich auch noch voller Euphorie erzählt “Ich bin Sprecherin. Cool, oder?”
Dann war ich ein paar Jahre auf einer Waldorfschule und da war das dann schwieriger, weil ich das Gefühl hatte, ich kann nicht so offen darüber sprechen, weil dann schnell Eifersüchteleien angefangen haben. Das war so in der vierten oder fünften Klasse. Ich habe das gar nicht verstanden und es war dann auch so, dass ich mit dem Taxi von der Schule zum Studio gefahren wurde. Das haben natürlich auch viele gesehen und das ist auch oftmals auf Blicke gestoßen, die ich ganz schlimm fand. Dieses Gefühl, ich bin anders als dieanderen, das war schon schwierig, muss ich sagen. Ich habe dann irgendwann die Taxifahrer gebeten, 200 Meter vor der Schule zu halten, damit die Leute mich nicht sehen. Denn ich wollte überhaupt nicht angeben oder irgend was, das war überhaupt nicht mein Plan. Nach dem nächsten Schulwechsel habe ich es erst gar nicht erzählt.
Ich wollte da gar nicht drüber reden. Ich wollte einfach, dass die Leute mich so kennenlernen wie ich bin.
Nach einer Woche kam dann ein Mädel auf mich zu und meinte: “Ey, meine ganze Klasse hat dich gerade gegoogelt und die wissen jetzt alle, wer du bist.”und ich wusste in dem Moment “Okay, jetzt wird sich wahrscheinlich ein bisschen was ändern, wenn ich in der Schule rumlaufe” und das war dann auch sehr, sehr krass. Also in der Pause kamen da wirklich “Schafherden” hinter mir hergelaufen, die dann nach mir gerufen haben. Wirklich jeder Zweite hat dann irgendwann gefragt, ob ich Millie Bobby Brown spreche und ich war halt richtig überfordert. Mein Selbstbewusstsein war ziemlich weit unten, weil es in der Schule davor ja auch schon schwierig war.

»Ich wollte Freunde finden. Keine Fans.«
Du hast jetzt viel über Neid gesprochen. Wie bist du mit Neidern umgegangen und auch mit dieser Aufmerksamkeit, die recht schnell kam?
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