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Katargate und Ukraine-Fatigue: Eine schwarze Woche für die EU (Opens in a new window)

17. Dezember 2022

Was bleibt von der Europapolitik der vergangenen Woche? Das  Europaparlament wird von einem Korruptionsskandal erschüttert. Der  EU-Gipfel schiebt alle großen Probeme vor sich her. Und zum ersten Mal  wird ein EU-Land wegen Rechtsstaats-Problemen und Vetternwirtschaft  bestraft.

Dies war eine schwarze Woche  für die EU. Erst der Korruptionsskandal im Europaparlament. Dann die  Kürzung von EU-Geldern für Ungarn – wegen Rechtsstaats-Problemen und  Vetternwirtschaft. Und schließlich noch ein EU-Gipfel, der alle großen  Probleme vor sich her schiebt, weil die Kraft zur Einigung fehlt.

Beginnen wir mit dem Gipfel: Die Ukraine-Fatigue war  unübersehbar, trotz aller Treueschwüre. Die EU-Chefs sind im Krieg mit  Russland an ihre Grenzen gestoßen, viel mehr können und wollen sie nicht  liefern. Geld, Waffen und Sanktionen – überall muß aufgestockt und  nachgebessert werden, nirgendwo reicht’s.

Polen hätte um ein Haar das neunte Sanktionspaket  gegen Russland blockiert, weil es die Maßnahmen für zu lax hält. Die  EU-Kommission mußte kleinlaut eingestehen, dass russische Exporte von  Düngemitteln und Getreide von den EU-Strafen doch betroffen sind – Moskau hatte recht, Brüssel lag falsch (Opens in a new window).

Gleich drei große Themen wurden aufgeschoben. Der Gaspreisdeckel,  über den die EU seit Monaten streitet, wird nun am Montag bei den  Energieministern diskutiert. Kanzler Scholz sagte, dass das Preislimit  so hoch ausfallen soll, dass es nie genutzt wird – doch damit wird die  ganze Konstruktion zur Luftnummer.

Im Handelskrieg mit den USA um “grüne” Subventionen  lagen sich Deutschland und Frankreich in den Haaren. Nun soll die  EU-Kommission einen Vorschlag machen. Und die neue Flüchtlingskrise wurde auch nicht gelöst – dazu soll es einen Sondergipfel im Februar geben!

In der größten Krise seit dem 2. Weltkrieg verhalten sich die EU-Chefs wie Schlafwandler. (Opens in a new window) Sie verdrängen die eigenen Probleme und lassen sich – getrieben von  einer freidrehenden EU-Maschine mit täglichen Sondersitzungen der  Botschafter – vorgaukeln, dass alles nach Plan läuft.

Die Hütte brennt

Dabei brennt die Hütte, und das nicht nur im Europaparlament. Der Korruptionsskandal um  die bisherige Vizepräsidentin Kaili weitet sich aus und droht, das  Vertrauen in die EU nachhaltig zu erschüttern. Nach Katar gerät nun  Marokko in den Fokus – wer weiß schon, wer alles mit diesem Land gedealt  hat?

Bei all den schlechten Nachrichten ging eine ambivalente Erfolgsmeldung unter: Mit Ungarn wurde erstmals ein EU-Land wegen Rechtsstaats-Problemen und  Vetternwirtschaft bestraft. Gestützt auf die neue   Rechtsstaats-Konditionalität, wurden 6,3 Mrd. Euro aus dem EU-Budget  gesperrt.

Eine historische Premiere. Doch das Geld ist nicht weg, Viktor Orban will es sich im neuen Jahr aus Brüssel zurückholen. In der Zwischenzeit  trifft die EU-Strafe vor allem die einfachen Bürger in Ungarn, die z.B.  auf Hilfen aus dem Corona-Aufbaufonds warten müssen…

Mehr Chroniken hier (Opens in a new window).

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