Wozu überhaupt Sachbücher publizieren?
Liebe Leserinnen und Leser ,
heute geht es um die große Sinnfrage: Lohnt sich das Schreiben von Sachbüchern eigentlich?
Das werde ich in meinem Umfeld sogar sehr häufig gefragt. AutorInnen verdienen doch nichts, sonst müsste ich nebenher nicht noch in einem richtigen Job arbeiten. Etwas Mitleid schwingt auch mit. So nach dem Motto: Ich würde auch gern Bücher schreiben, aber es lohnt sich ja eh nicht!
Als Autorin eines Sachbuchs wägt man im Vorfeld schon sehr gut ab, ob man sich die ganze Mühe macht, sein Herzensthema in ein Buch zu verwandeln und das ist gut so! Und um es vorweg zu nehmen: Meine Meinung ist dazu ganz klar: Ja, das Schreiben von Sach- und Fachbüchern kann sich in Euro und Cent auszahlen. Aber die Medaille hat zwei Seiten, die man kennen sollte und gut für sich nutzen kann.
Also mal „Butter bei die Fische“ wie man hier in Norddeutschland sagt und Braunschweig gehört ja auch noch dazu…
Im Artikel geht es diesmal um die folgenden Fragen:
1. Was verdienen Autorinnen von Sachbüchern?
2. Kann man mit dem Sachbuch-Schreiben reich werden?
3. Finanziell spannende sekundäre Effekte des Publizierens
4. Dein Sachbuch als Imagefaktor
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Was verdienen Auto*innen von Sachbüchern?
Ganz klar ist, wenn wir nur auf den Abverkauf von Büchern über den Handel schielen - dass ist das Bücherschreiben eine eher brotlose Kunst. Es sei denn, das Buch erreicht sehr große Zielgruppen.
Ein Positiv-Beispiel ist „Darm mit Charme“ der Bestsellerautorin Giulia Enders – 2,2 Millionen Mal im deutschsprachigen Raum verkauft, mittlerweile in über 40 Ländern erschienen. Trotzdem hat sich Giulia Enders für ein Leben als forschende Ärztin entschieden, um immer weiter dazu zu lernen.
Dieser Erfolg von „Darm mit Charme“ ist leider die Ausnahme: Von den 50.000 Sach- und Fachbüchern, die jedes Jahr in Deutschland erscheinen, landen nur sehr wenige auf den Bestsellerlisten.
Nun mal Tacheles: Was verdiene ich als normale Sachbuchautorin?
Meine letzten Sachbücher:
„Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie ihr Türklinke“ (272 Seiten) kam im Februar 2019 im Heyne Verlag für einen Preis von 12.99 Euro in den Handel.
„Warum wir es tun, wie wir es tun“ (240 Seiten) 2017 im Dumont Buchverlag für 8,49 Euro).
Fakt ist: Eine in einem Verlag erscheinende und professionell gemachte Neuerscheinung hat ihren Preis. Die niedrigen Autoren-Honorare sind natürlich keine böse Absicht der Verlage: Bücher zu verlegen, ist einfach sehr teuer und nicht nur im Zuge der wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Krieges und hoher Papierpreise.
Da sind nicht nur die Druckkosten einzukalkulieren, sondern die Löhne aller Beschäftigten, die es braucht, um ein Buch zu produzieren: Lektoren, Korrektoren, Setzer, Grafiker, Marketing und Presseleute, Vertriebsleute. Ein Verlag investiert fünfstellig in eine Sachbuchidee und muss dabei liquide bleiben. Daher steht er immer vor der Frage: Ist deine Buchidee dem Verlag ca. 30.000 Euro wert?
Ein Honorar erhält natürlich jeder Autor und jede Autorin. Bei mir lagen Garantiehonorare (ohne Buchverkäufe) bei drei Sachbüchern jeweils in einer Spanne zwischen 7.000 – 12.000 Euro (schon ganz gut) über Literaturagenturen verhandelt.
Die realistischen Honorare können bei „Freizeitautoren“ oft aber auch zwischen 2.500 -5.000 Euro liegen - vielleicht nicht sehr hoch aber in der Regel fair und vertraglich geregelt. Dazu kommen später die Tantiemen aus den Buchverkäufen. Finanziell interessant wird es auch nochmal, wenn deine Bücher übersetzt und im Ausland auslizensiert werden. Meine Sachbücher sind z.B. auch in Polen erschienen und für Korea lizensiert.
Kann man mit dem Sachbuch-Schreiben reich werden?
Einige Autoren und Autorinnen können natürlich sehr gut vom Bücherschreiben leben. Dabei helfen zwei besondere Umstände:
Wenn du ein VIP, ein Promi aus TV oder Politik bist
Wenn du dir einen ganz besonders effektiven Arbeitsstil angewöhnt hast...
d.h. es gilt vor allem den Faktor Zeit in den Griff zu bekommen, damit sich die Honorare in Verhältnis zum Arbeitsaufwand wieder lohnen. Und Zeit brauchst Du bei einem Sachbuch definitiv für die Recherche, das Anlegen von umfangreichen Archiven, die Manuskriptarbeit. Ein echter Profi kann ein Sachbuch von 200-300 Seiten in sechs Wochen schreiben. Das sind häufig Journalistinnen, die dieses Handwerk sowieso gut beherrschen oder Profischreiber als Ghostwriter.
MEIN TIPP: Du solltest dein Herzens-Buchprojekt niemals vom zu erwartenden Honorar abhängig machen – das entschädigt fast nie unmittelbar für den entstandenen Aufwand!
Also den Dagobert Duck-Traum legen wir mal gleich beiseite : )!
Schauen wir lieber mal auf die spannenden sekundären Effekte eines Lebens als SachbuchautorIn und die beruflichen und persönlichen Vorteile, die eine Publikation mit sich bringen kann….
1. Ein Sachbuch adelt dich als Experte oder Expertin
Ein eigenes Sach- oder Fachbuch zu schreiben, ist eines der besten Instrumente, um deine eigene Persönlichkeit, eine spezielle Leistung, dein Knowhow oder dein Produkt bestens zu erklären und zu vermarkten. BuchautorInnen haben auch im Internetzeitalter einen ganz besonderen Status und bekommen mehr Aufmerksamkeit, weil sie ein Thema (meist) souverän beherrschen und Kompetenzen nachweisen können – das kann sogar zum Karrieremotor werden. Der Nimbus des oder der Wissenden ;-)…
Ein Sachbuch setzt deiner Sichtbarkeit nochmal die Krone auf!
Ja, ich weiß: Die „Selbstvermarktung“ ist oft ein sehr ungeliebtes Thema unter uns AutorInnen. Das eigene Sachbuch oder Fachbuch als Instrument zum Marketing einzusetzen, klingt erstmal etwas gewöhnungsbedürftig. Eigentlich wollen wir doch nur unser nützliches Wissen mit den Lesern, den Leserinnen teilen…Aber „etwas rasseln“ damit man uns sieht, gehört nun mal auch zu unserem Handwerk :-), wenn ihr es ernst nehmen wollt!
Meine Sichtbarkeit als Mikrobiologin, Wissenschaftsjournalistin und Expertin begann (neben der beruflichen PR-Karriere) mit der Entscheidung am Silvestermorgen 2014, einen Blog über Mikrobiologie zu starten. www.mikrobenzirkus.com (Opens in a new window) (Öffnet in neuem Fenster) (Opens in a new window)
Ich arbeitete damals als Pressesprecherin für das Leibniz-Institut DSMZ- Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen. Die DSMZ ist so etwas wie die „Arche Noah der Mikroben“ – die weltweit umfassendste Sammlung von 36.200 verschiedenen Bakterienstämme, 8400 Pilzstämmen, 850 Pflanzenviren; 1100 Bakteriophagen und so weiter. Ein unglaubliches Arsenal – in flüssigen Stickstoff in Tanks eingefroren für die Ewigkeit oder auch gefriergetrocknet wie Kaffeepulver :-).
Und ich ärgerte mich sehr darüber, dass so wenig über die nützlichen Seiten der Mikroorganismen für die Umwelt, für unsere Gesundheit in der Öffentlichkeit gesprochen wurde. In erster Linie werden Bakterien und Viren doch nur als Krankheitserreger abgestempelt. Dabei können wir von diesen Stoffwechselkünstlern so viel lernen: sie verweilen seit 3,5 Milliarden Jahren auf der Erde und haben sich in der Evolution an so viele Bedingungen angepasst. Ich denke da nur schaue an das Thema Plastikverwertung oder Anpassungen an den Klimawandel.
Long Story short: Der Mikrobenzirkus-Blog traf in eine Lücke und – schon lange bevor ein Sachbuch im Jahre 2019 daraus entstand - auf eine sehr nette wohlwollende Fangemeinde aus wissenschaftsaffinen Laien, StudentInnen & Schülern, Lehrer in Schule und Hochschulen, JournalistInnen und sogar Köchen und Fermentistas…
Ein ganz spannendes Netzwerk. Und da sind wir schon beim nächsten wichtigen Thema...
2. Kontakte, Kontakte - Hochwertiges Netzwerken über Publikationen
Über eine Publikation wie ein Sachbuch oder einen Ratgeber kann man wunderbar und mit überschaubarem Aufwand sehr gute Kontakte knüpfen: zu einer Leserschaft, zu potenziellen Kundenkreisen oder zur Kundenbindung für Coaches oder Seminartrainer, über Internetforen, Diskussionsbeiträge. Der Marketingeffekt entsteht en passant – ganz nebenbei sozusagen. Dann folgten bei mir ganz schnell Anfragen für Impulsvorträge und ...
3. Liveauftritte & Vorträge
BuchautorInnen sind häufig auch sehr gute Referenten zum jeweiligen Thema. Die AutorInnenhonorare, machen euren Aufwand und die geleistete Arbeit für das Sachbuch mit jedem Auftritt wieder wett. Dieser Markt entwickelt sich auch in Deutschland dynamisch.
Die Realität sieht bei mir in der Praxis so aus. Ich halte viele Vorträge…mal mit gutem Honorar und manchmal auch ohne – einfach für den guten Zweck „in geheimer Aufklärungs- und Bildungsmission“. Ich habe über mein mikrobiologisches Thema schon fast überall mit viel Leidenschaft „referiert“ in Volkshochschulen, in Bürgergärten, auf Street-Food-Festivals, Wissenschaftsfestivals, auf Tagungen, bei Podiumsdiskussionen, als Wissensbotschafterin in Schulen oder wie hier für das Haus der kleinen Forscher auf You-Tube.
Und mit zunehmender Präsenz werden auch die Medien aufmerksamer…
4. Der Imagefaktor: SachbuchautorInnen sind interessante Gesprächspartner für die Presse
Mit eurem Sachbuch erzielt ihr optimaler Weise Aufmerksamkeit in den Medien, in der Öffentlichkeit, in eurer Branche und Fachwelt.
Zu den Mechanismen solltet ihr wissen, dass es leider erst einmal egal ist, ob es gute oder schlechte Werbung ist – Hauptsache sie erzielt Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit ist die Währung und wesentliche Voraussetzung in den Medien und der Kommunikationswelt für den geschäftlichen und persönlichen Erfolg – kurz: „Attention-Economy“.
„There’s no such thing as bad publicity, as long as they spell your name right”
Kluges Praxiswissen vom amerikanischen Showman und Zirkusbesitzer P. T. Barnum (1810-1891).
Mit einem Sachbuch als „Aufhänger“ ist eine klare einheitliche Imagebildung für euch als Autorin, Coach, Seminartrainer oder Expertin viel besser möglich als ohne. Ihr habt mit Buch eine langfristige Wirkung, konzentrierte Aufmerksamkeitslenkung, ein einheitliches Bild in der Öffentlichkeit, eine strukturierte Pressearbeit (Interviews, Buchbesprechungen), eine strategische Positionierung und könnt das alles wunderbar mit weiteren Aktionen und Events verbinden. Zum diesem Thema kann ich euch noch mehr erzählen aber dazu dann später eine vertiefenden Artikel…
5. Helikopterperspektive: Neue Impulse & Weiterentwicklung beim Schreiben
Ein ganz wichtiger und geschätzter Aspekt beim Sachbuch für mich tritt erst im Verlauf des Schreibprozesses auf. Durch das Studium der Literatur, das Anlegen von Archiven dazu und die Recherche zum aktuellen Sachstand in der Fachwelt „durchsteige“ ich mein Thema irgendwann in seiner Komplexität viel besser.
Ich entwickle dann nach und nach einen „Adlerblick“ über die ganze Materie. Mein ganzer Umgang mit dem Thema wird viel souveräner durch das angeeignete umfangreiche Hintergrundwissen, welches sich über mehrere Monate, oft fast ein Jahr ansammelt. Nur so kann ich meine eigenen neuen Gedanken oder ein schlüssiges Fazit hinzufügen.
Eine Expertin im Fachthema oder ein Selbständiger mit viel Berufserfahrung werden vom Schreibprozess sehr profitieren, weil das eigene Fach- oder Methodenwissen noch einmal komplett durchdacht, besser strukturiert und damit verständlicher vermittelt werden kann.
Oft werden bei mir erst aus dieser „Helikopter-Perspektive“ völlig neue Schlüsselbegriffe und Kernsätze entwickelt. Und ich lerne dabei im Austausch mit dem Sachbuchlektorat meiner Verlage, worauf es dem Leser, der Leserin bei meinem Thema im Wesentlichen ankommt.
Ein spannender und sehr kreativer Prozess!
6. Die Freude, eine Autorin zu sein
Sind wir doch mal ganz ehrlich. Neben dem ganzen rationalen Gründen und dem Nutzen, welches es uns bringt, ist es doch auch eine große Freude, ein Autorinnenleben zu führen.
Bei mir ist das sozusagen auch die „Kür“ zum Job. Als Autorin arbeite ich selbstbestimmt an Themen, die mir am Herzen liegen und kann völlig frei gestalten, wie ich es für mein Publikum aufbereiten möchte.
Das positive Feedback per Emails oder in persönlichen Gesprächen nach Lesungen, Signieraktionen oder Impulsvorträgen und die vielen Fragen und interessierten Diskussionen im Publikum machen mir richtig gute Laune.
Das ist mein Treibstoff, um weiter dranzubleiben!
Und nicht zu vergessen, das großartige Gefühl, wenn ich das erste Exemplar eines neuen Buches auspacke – nach den Monaten des Planens, Schreibens und Lektorats :-)!
Woran arbeitet ihr gerade? Schreibt mir sehr gerne!
Mich interessiert nun natürlich ganz brennend, an welchen Sachbuch-Projekten ihr dran seid und vor welchen Problemen ihr steht?
Oder vielleicht seid ihr auch noch ganz verwirrt und unschlüssig, wie es mit euren wilden Materialsammlungen starten könnte und ob euer Thema überhaupt zu einem Sachbuch taugt.
Dann schreibt mir auch sehr gerne …ich arrangiere wie gesagt für euch auch ein virtuelles Community-Treffen, wo wir uns wunderbar dazu austauschen können.
Anmeldung zum Kick-off bitte einfach unter susanne_thiele@gmx.de (Opens in a new window), dann kann ich bei eine Terminfindung besser planen.
Beim nächsten Mal?
Im nächsten Artikel geht es zu eurer besseren Orientierung darum, wie sich Sachbücher, Fachbücher oder Ratgeber überhaupt unterscheiden und welche Leserschaft ihr damit ansprecht. Habt ihr schon Fragen dazu – dann immer her damit!
Ich freue mich über sehr auf eure Nachrichten.
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Grüße aus der Schreibwerkstatt
Eure Susanne (Thiele)