Der Mix machts! Wie du Frauen und Männer mit deinen Themen erreichst
Newsletter Februar/ März - 2025

Liebe Sachbuchautorinnen und -autoren,
mein viel zu kurzer Februar war vollgepackt mit Schreibprojekten, Exposé-Überarbeitungen, Lesungen und sogar einem Auftrittstraining. Deshalb erreicht euch mein Newsletter diesmal etwas später. Der März-Newsletter kommt natürlich planmäßig zum Monatsende.
Beim letzten Community-Treffen haben wir diskutiert, ob Sachbücher und Blogartikel für Männer und Frauen unterschiedlich formuliert werden sollten. Das ist besonders relevant, wenn es wirklich darauf ankommt, dass Frauen oder Männer ins Handeln kommen – zum Beispiel bei folgenden Themen:
Männer, die ungern zur medizinischen Vorsorge gehen.
Frauen, die sich nicht um ihre finanzielle Altersvorsorge kümmern.
Und viele mehr...
Natürlich tauchten dabei auch gängige Klischees auf:
Frauen lieben eher Emotionen und Geschichten, Männer Zahlen und Technik.
Frauen bevorzugen illustrierende Erzählungen, Männer kurze, prägnante Fakten.
Männer entscheiden rational, Frauen intuitiv.
Aber was ist wirklich dran an diesen Vorstellungen?
Hier für den wissenschaftlichen Hintergrund ein kleiner Auszug dazu aus meinem Kapitel "Wie kommt das Geschlecht ins Gehirn" aus dem Sachbuch "Sex macht Spaß, aber viel Mühe – Eine Entdeckungsreise zur schönsten Sache der Welt" (Münzberg, Thiele, Kochergin, 2014, Orell Füssli).
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Es ist kein Geheimnis: Frauen und Männer ticken unterschiedlich. Männer sind zum Beispiel aggressiver und können sich besser räumlich orientieren. Sie werfen und fangen besser als Frauen und lesen Landkarten und Baupläne leichter. Dafür sind sie oft weniger einfühlsam.
Frauen dagegen gelten als sprachbegabter, haben einen größeren Wortschatz und lernen häufig schneller Fremdsprachen. Natürlich gibt es immer Ausnahmen.
Der Grund für diese Unterschiede wurde lange in den unterschiedlich strukturierten und funktionierenden Gehirnen von Frau und Mann gesucht. Generationen von Wissenschaftler*innen haben sich daran die Finger wund geforscht.
Man weiß, dass Männer im Durchschnitt größere Gehirne haben als Frauen – was jedoch einfach auf ihre meist größere Körpergröße zurückzuführen ist. Ein größeres Gehirn bedeutet jedoch nicht automatisch eine höhere Intelligenz.
Frauen kompensieren die geringere Gehirngröße durch eine bessere Vernetzung der Nervenzellen. Ihr Hirnbalken ist dicker, was einen schnelleren Informationsaustausch zwischen den Gehirnhälften ermöglicht. Dadurch können sie "ganzheitlicher" denken als Männer, die oft jeweils nur eine Gehirnhälfte nutzen.
Allgemein herrscht die Meinung vor, dass Frauen sensibler auf emotionale Reize reagieren und mitfühlender sind. Das könnte an ihren aktiveren Spiegelneuronen liegen – speziellen Nervenzellen, die es uns ermöglichen, Stimmungen, Gefühle und Körpersprache unserer Mitmenschen besser zu entschlüsseln.
Und was ist mit dem Klischee "Männer denken nur an das eine - Sex"? Das ist natürlich Quatsch – sie denken genauso oft an Essen :-) ! Tatsächlich gibt es im männlichen Gehirn aber einen Bereich, der etwa zweieinhalb Mal größer ist als bei Frauen: Das Areal im Hypothalamus, das für den Sexualtrieb zuständig ist.
In dieser "Sexzentrale" gibt es beim Menschen eine spezielle Neuronengruppe namens INAH3. Sie ist im männlichen Gehirn mehr als doppelt so groß wie im weiblichen.
Unser Gehirn ist eine Baustelle, die zeitlebens an- und umgebaut wird. Die Nervenzellen und Synapsen erlernen wiederkehrende Informationsmuster und bilden das in unserer Hirnrinde ab. Der Alltag formt unsere Gehirne. Das Gehirn von Taxifahrer*innen zeigt eine Anpassung an das intensive Navigationstraining, ihr Hippocampus ist größer und dessen Nervenzellen besser vernetzt. Musiker*innen, die vom frühen Kindesalter an beidhändig trainieren, entwickeln einen dickeren Hirnbalken zwischen ihren Gehirnhälften.
Im Fazit: Es gibt kein biologisch vorbestimmtes Frauen- oder Männergehirn. Jedes Gehirn ist einzigartig. Aber: Ungenutzte Schaltkreise verkümmern. Die Evolution hat unser Denkorgan extra für Veränderungsprozesse optimiert.
Faktencheck: Gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede beim Lesen?
Wahrnehmung: Studien zeigen, dass Männer Kontraste und schnelle Bewegungen besser wahrnehmen, während Frauen die Welt in wärmeren Farbtönen sehen.
Leseverhalten – Klischee oder Wahrheit? Die Forschung belegt: Unterschiede existieren, sind jedoch subtiler als oft angenommen. Laut der Gender Similarities Hypothesis (Hyde, 2005) sind Männer und Frauen in vielen psychologischen Aspekten ähnlicher als erwartet.
Denkweise & Entscheidungsfindung: Neurowissenschaften zeigen, dass das Gehirn kein festgelegtes "männliches" oder "weibliches" Muster hat, sondern ein individuelles Mosaik aus verschiedenen Merkmalen bildet.

Tipps für erfolgreiches Schreiben: Inhalte für ALLE lesenswert gestalten
Als Sachbuchautorin und Bloggerin schreibe ich für ein breites Publikum, das sich aus etwas mehr Frauen als Männern zusammensetzt. Dabei habe ich festgestellt, dass nicht nur der Inhalt, sondern auch die Präsentation entscheidend ist. Menschen konsumieren Inhalte unterschiedlich – nicht strikt nach Geschlecht, sondern nach persönlichen Präferenzen.
Ich selbst bin ein rationaler weiblicher Lesetyp und möchte ohne viel „Gesummse“ informiert werden. Trotzdem finde ich persönliche Erfahrungsberichte sehr lesenwert,
Meine wichtigsten Erkenntnisse aus meiner Schreibwerkstatt
1. Struktur: Klarheit trifft auf Erzählung
Männer scannen Texte oft schnell und bevorzugen Bulletpoints, klare Überschriften und kompakte Absätze.
Frauen lassen sich häufiger auf fließende, erzählerische Texte ein.
Mein Ansatz: Eine Mischung aus beidem – eine klare Struktur für schnelle Orientierung und erzählerische Elemente für eine tiefere Verbindung.
2. Tonalität: Direkt und empathisch
Männer bevorzugen eine sachliche, faktenorientierte Sprache: „So reduzierst du Keime um 80 %.“
Frauen reagieren oft auf eine persönlichere Ansprache: „Hast du dich schon mal gefragt, wie sauber deine Türklinke wirklich ist?“
Mein Stil: Fakten auf den Punkt bringen, aber Raum für Reflexion und Alltagsbezug lassen.
3. Storytelling & Fakten: Die perfekte Balance
Studien zeigen unterschiedliche Interessenschwerpunkte:
Männer tendieren zu technischen und faktenbasierten Aspekten.
Frauen interessieren sich oft für den praktischen Nutzen und werden von narrativen Elementen angesprochen – also von der Story hinter den Fakten.
Mein Stil: Wissenschaft mit Geschichten verknüpfen. Zahlen allein sind trocken, Geschichten ohne Fakten wenig überzeugend. Deshalb kombiniere ich beides: Fakten und Zahlen für die analytische Seite, persönliche oft humorvolle Geschichten für die emotionale Ebene.
4. Visuelle Gestaltung: Ansprechend für alle
Männer bevorzugen ein schlichtes Layout und Infografiken.
Frauen sprechen harmonische Farbschemata und emotionale Bilder stärker an.
Mein Trick: Infografiken für die Fakten, lebendige Bilder oder humorvolle Illustrationen mit “Augenzwinkern” für die emotionale Ansprache.
5. Call-to-Action: Klar und einladend
Männer bevorzugen direkte Handlungsaufforderungen: „Teste selbst: Wie oft desinfizierst du dein Smartphone?“
Frauen reagieren besser auf interaktive Fragen: „Welche Hygienetipps nutzt du im Alltag?“
Mein Ansatz: Beides kombinieren – „Teste es selbst – und erzähle mir in den Kommentaren, was du herausgefunden hast!“
6. Authentizität & Inklusivität
Authentizität ist essenziell. Ich schreibe über Themen, die mich selbst begeistern. Meine Leidenschaft für unsichtbare Mikroben – die für andere vielleicht etwas eklig oder unheimlich wirken – überträgt sich automatisch auf meine Texte und Lesungen. Das führt zu interessierten Nachfragen und konstruktivem Feedback von Leserinnen und Lesern – und inspiriert mich selbst zu neuen Ideen.
Außerdem setze ich auf inklusive Sprache – denn Wissen soll für alle zugänglich sein.
Fazit: Die Mischung macht’s!
Beim Schreiben denke ich daran, dass Männer und Frauen unterschiedliche Lesegewohnheiten haben können – aber beide von einer klugen Kombination profitieren. Klare Struktur, fundierte Fakten, erzählerische Elemente und ein persönlicher Ton machen Texte für alle zugänglich.
Unten findest du noch alle Quellen zum Thema in der Linkliste.
Übrigens,
wusstet ihr, dass Frauen trotz gleicher Leistung in Deutschland im Schnitt 16 Prozent weniger verdienen als Männer?
Der 7. März 2025 der Equal Pay Day – der Tag im Kalender, bis zu dem Frauen theoretisch unbezahlt arbeiten, während Männer schon ab dem 1. Januar für ihre Arbeit entlohnt werden. Da haben wir noch großen Nachholbedarf!

Herzliche Grüße,
Susanne
Quellen und Linkliste:
Wie kommt das Geschlecht ins Gehirn? (Weibliches und männliches Gehirn)
· Baron-Cohen, Simon: Frauen denken anders. Männer auch - Wie das Geschlecht ins Gehirn kommt. München, 2009
· Brizendine, Louann: Das weibliche Gehirn. München, 2008
· Brizendine, Louann: Das männliche Gehirn. München, 2011
· Fine, Cordelia: Die Geschlechterlüge - Die Macht der Vorurteile über Frau und Mann. Stuttgart, 2012
· Hüther, Gerald: Männer - Das schwache Geschlecht und sein Gehirn. Göttingen, 2009
· Quaiser-Pohl, Claudia/Jordan, Kirsten: Warum Frauen glauben, sie könnten nicht einparken - und Männer ihnen Recht geben. München, 2007
· Diverse Autoren: Mann & Frau. Spektrum der Wissenschaft: Gehirn und Geist, Dossier. Heidelberg, 2014
Studien zum Leseverhalten:
Wie sich Frau und Mann unterscheiden – GEO: https://www.geo.de/wissen/forschung-und-technik/geschlechterforschung-wie-sich-frau-und-mann-unterscheiden-verblueffende-30179942 (Opens in a new window)
Gender Similarities Hypothesis – Janet Shibley Hyde (2005)
Evaluating Gender Similarities and Differences Using Metasynthesis – Ethan Zell et al. (2015)
Studie zu Farbpräferenzen – LplusL: https://www.lplusl.de (Opens in a new window)
Lesestudien und Geschlechterunterschiede – Fachzeitungen: https://www.fachzeitungen.de (Opens in a new window)
Neue Termine für die Community-Treffen 2025
Wir treffen uns immer am dritten Dienstag im Monat um 19:30 Uhr. Als Bezahl-Abonnent*in erhaltet ihr den Zoom-Link vorab.
18.3. Wir diskutieren darüber: Wie funktioniert Humor im Sachbuch und Blog - Eure Erfahrungen
15.4.
20.5. (weitere Termine folgen)
Zusätzlich sind in diesem Jahr weitere Zoom-Seminare zu folgenden Themen geplant, allerdings stehen die Termine noch nicht fest.
Gebt mir gern Feedback für meine Planung, ob ihr daran Interesse habt.
Für Bezahl-Abonnent*innen sind diese Seminare in eurem Jahresabo enthalten. Sagt mir auch gern, welche weiteren Seminar-Themen ihr euch wünscht:
Wie finde ich mein unwiderstehliches Sachbuch-Thema?
Die Kunst der guten Recherche
Wie mache ich eine Marktanalyse für mein Sachbuch?
Die professionelle Autor*innen-Vita
Exposés für Sachbücher schreiben
Tipps fürs Schreiben und Dranbleiben als Autor*in mit Hauptjob
Natur schreiben – Inspiration für Schreibspaziergänge
Mitglied bei „Let me Edutain You!“ werden
Wie steht es um eure Buchprojekte? Wo seid ihr gerade? Worüber würdet ihr gern mehr lesen?
Wenn du am Anfang eines Sachbuchprojekts stehst und eine erste Struktur suchst, bist du hier genau richtig.
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Eure
Susanne Thiele