Freuden und Sorgen, die plötzlich auftauchen, verwirren
Daniel Defoe
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Liebe Kunstfreundin, lieber Kunstfreund,
du hast wahrscheinlich schon bemerkt, dass die Models bei Modenschauen keine Emotionen im Gesicht zeigen. Nur selten dürfen sie lächeln oder irgendwelche Gesten machen. Normalerweise wird von ihnen ein neutraler Gesichtsausdruck verlangt, der den Betrachter nicht von dem ablenkt, was wirklich wichtig ist: die Kleidung und die Arbeit der Designer. Wenn die Gesten einheitlich sind, wird die Kollektion als kohärentes Ganzes wahrgenommen.
Die Kunst hat in fast allen Epochen neutrale Gesichtsausdrücke in Figuren dargestellt, sowohl in der Malerei als auch in der Bildhauerei. Dies ist nicht nur auf das Streben nach Schönheit zurückzuführen, sondern auch auf ein ähnliches Ziel wie bei der Modenschau: das Werk ohne Ablenkung zu präsentieren.
Man darf nicht vergessen, dass in der Renaissance und im Neoklassizismus Harmonie und Ausgewogenheit geschätzt wurden und dass bei Porträts neutrale Gesichtsausdrücke vorherrschten, um Perfektion zu vermitteln. So konnte der Betrachter seine eigenen Gefühle auf die Neutralität der Werke projizieren. Erst im Barock und vor allem in religiösen Werken erlaubten sich die Künstler mehr emotionale Freiheit in ihren Figuren, um eine lehrhafte Botschaft zu vermitteln.
Begleiten Sie mich auf dieser Reise durch die Gesten der Figuren in den Werken von Franz Xaver Messerschmidt, Joseph Ducreux, Gustave Courbet und Esther Ferrer.
Groteske Gesten
Franz Xaver Messerschmidt. Charakterköpfe. 1770-1783. Sammlung Belvedere. Wien.
Franz Xaver Messerschmidt (1736-1783) war ein deutscher Bildhauer, der den größten Teil seines Lebens in Wien arbeitete. Dort schuf er eine Reihe so genannter Charakter- oder Phantasieköpfe, die übertriebene Gefühlsausdrücke wie Schmerz, Überraschung, Schrecken, Wut, Lachen und Verzweiflung zeigen. Diese Werke sind für die damalige Zeit sehr fortschrittlich und stellen eine einzigartige Herangehensweise an das bildhauerische Porträt dar, die in der Geschichte der Kunst erst mit dem Aufkommen der zeitgenössischen Kunst im 21. Jahrhundert wieder zu finden ist.
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