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Sonderausgabe: Spaziergang mit Flechten

Hallihallo,

ich hoffe, ihr habt schöne Feiertage! Ich bin gerade mit meinem Mann und den Hunden in Dänemark, wie wir es jedes Jahr über Weihnachten und Silvester/Neujahr machen. Bei einem kleinen Spaziergang kamt ihr mir in den Sinn, und ich dachte, ich nehme euch einfach mit. Also los geht's!

Wenn ich in Dänemark bin, habe ich auf Spaziergängen gern mein Kniekissen dabei, denn ich weiß genau, dass irgendwann der Moment kommt, in dem ich anfange, herumzukriechen – sei es, um die perfekte Perspektive für ein Foto zu finden oder einfach, weil ich etwas Spannendes auf dem Boden entdeckt habe.

Meine treue Partnerin in Crime, Torvi, kennt dieses Ritual nur zu gut. Sie wartet dann geduldig neben mir oder schnüffelt neugierig, während ich mich voll und ganz auf meine Entdeckung konzentriere.

Jedenfalls habe ich Torvi bald nach Hause gebracht, weil ich etwas am Straßenrand entdeckt habe und wusste, dass es jetzt für alle Beteiligten nur noch nervig werden wird. Außerdem wollte ich meine Kamera mit dem Makroobjektiv holen. Das hier war mein Objekt der Begierde, zu dem ich kurz darauf zurückgerannt bin:

<heavy breathing>

Ein komplett flechtenbewachsener Baumstumpf! Auf ihm wachsen meine Lieblingsflechten, Cladonia sp., bei denen einige Arten auch “Elfenbecher” (im englischen Sprachraum “Pixie Cups”) genannt werden. Das liegt an ihrer kelchartigen Form, in der sich dann auch gern Tautropfen sammeln.

Das Schöne an diesen Cladonia-Flechten ist, dass sie von Nahem aussehen wie kleine Städte mit futuristischen Wolkenkratzern.

Kurz darauf kroch ich etwas weiter nach hinten, um mich dort nach Flechten umzusehen. Ich fand auch einen schon ziemlich verrotteten Baumstumpf, auf dem sich wunderschöne kleine Welten gebildet haben.

Ihr findet diese Flechten nicht nur in Dänemark, sondern auch in Deutschland. In Hamburg kenne ich einige Stadtbäume, an denen sie wachsen, aber auch in den Hamburger Mooren kann man die hier und da auf Totholz entdecken – zum Beispiel im Ohmoor am Rand der kleinen Pfade, die durchs Moor führen – natürlich entdeckt man die nur, wenn man gut hinschaut und sich auch mal bückt. :)

Was ich da auch viel sah: Taubedeckte Spinnennetze, die mich anglitzerten:

Dann dachte ich mir: Warum nicht ein bisschen umherkriechen und nach den Baumeisterinnen dieser schönen Netze suchen? Mir war klar, dass ich quasi die Nadel im Heuhaufen suchte, denn die Netze hatten einen Durchmesser von circa 5 Zentimetern, was auf eine sehr kleine Konstrukteurin hinwies. Zuerst fiel mir nur das glitzernde Netz ins Auge, das im Licht schimmerte. Also kroch ich näher heran, gespannt darauf, wer sich dahinter verbarg. Ich versuchte, mich so ruhig wie möglich zu halten – was gar nicht so einfach war, da ich meinen Blitz zu Hause vergessen hatte und auch noch manuell fokussieren musste, weil alles so kleinteilig war. Das hier war jedenfalls die entscheidende Ecke:

So weit, so banal. Und jetzt gucken wir mal, was ich mit meinem Makroobjektiv sah: Eine winzige Spinne, vielleicht 2-3 Millimeter klein, die umgeben von Silberkugeln zu schweben schien ...

Näher rangezoomt:

Zauberhaft, oder? Sie bewegte sich so leichtfüßig durchs Netz, dass kein einziger der Tautropfen abgeschüttelt wurde und herunterfiel …

... und auf ihrem Bauch trug sie eine ganze kleine Welt in einem Tautropfen mit sich:

Ende. :)

PS: Bückt euch mal und schaut hier und da mal genauer hin. Ihr werdet euch wundern.

Bis zum nächsten regulären Newsletter! Den gibt es am Wochenende und ist wieder für Elche, Farne und Wale. (Opens in a new window)

Alles Liebe

Jasmin

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Topic Natur, Ökologie & Co.

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