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Bezaubernde Jazzharfe: Isabelle Olivier

Atmosphärisch, kontrastreich, vielschichtig: Ein elegant aufgefächerter und mit Liebe fürs Detail gewobener musikalischer Bilderbogen begegnet den Zuhörenden auf dem Album "Impressions". Die französische Harfenistin Isabelle Olivier hat das Repertoire in ihrem dafür um sich gescharten Ensemble mit Klavier, Akkordeon, Streichquartett, Schlagzeug, Percussion und Electronics am 21. März in Kanada und den USA über ihr eigenes Musiklabel Rewound Echoes veröffentlicht. In Europa erschien die außergewöhnliche Einspielung bereits im November. Es sind sechzehn bezaubernde Eigenkompositionen, die sich hier mehr dem Impressionistischen, dort mehr dem Jazz, manchmal dem Folkloristischen, anderswo einer zeitgenössischen atonalen Klangerkundung oder der völlig freien Improvisation aus dem Moment heraus annähern. Es gelingt Olivier, die variierenden stilistischen Einflüsse balanciert und stimmig in einen einnehmenden, melodischen Erfindungsreichtum, dezent aufgebaute Spannungsbögen und durchdachte Kontrastsetzungen zu integrieren.

Einer bedächtig fließenden (u.a. "Fleurs de Soleil") oder heiteren (u.a. "Eclats") Melodik stehen anderswo atmosphärische Improvisation (u.a. "Fog on the Lake"), temperamentvoller Tango ("Tango") oder abstrakte Geräuscherkundungen (u.a. "At night") gegenüber. Fragil in Pastellfarben getupfte Stücke (u.a. "Evanescence") werden kontrastiert durch rhythmisierte Kompositionen (u.a. "La Gare"). Abwechselnd agieren dabei Harfe, Streicher, Klavier oder Akkordeon melodieführend. Die Harfe wandelt sich, ist in den verschiedenen Kompositionen teils Rhythmusinstrument, Harmoniegeber oder schlicht eine in flirrenden Einzeltönen eingespielte Klangfarbe. Im Ensemble mit von der Partie sind an Klavier und Akkordeon Tom Olivier-Beuf, an den Violinen Mathias Naon und Anne Le Pape, an der Viola Cyprien Busolini, am Cello Jean-Philippe Feiss, am Schlagzeug Baptiste Thiebault und an den Electronics Raphael Olivier.

Inspirieren ließ sich Isabelle Olivier zu ihrem Repertoire von Gemälden, etwa von Paul Cézanne, Vincent van Gogh, Claude Monet oder Mary Cassatt, aber auch von Musik, etwa Werken von Béla Bartók oder Maurice Ravel. Ebenfalls inspirierend wirkte auf sie "Impressions" von Jazzikone John Coltrane. Es passt ins Bild, dass seine Frau Alice Coltrane einst selbst eine der frühen Pionierinnen der Harfe im Jazz war. Auf Spuren wie ihrer und der von Jazzharfenistin Dorothy Ashby wandeln heute junge Künstlerinnen wie Brandee Younger und schlagen mit moderner Stilintegration ganz neue Wege ein. Isabelle Olivier zelebriert wiederum auf ihre Weise die unzähligen Möglichkeiten der Harfe, die sich in ihren Kompositionen manchmal noch etwas mehr dem Klassischen annähert. Die Künstlerin konnte inzwischen bereits ihr dreißigjähriges Bühnenjubiläum feiern. In diesen drei Jahrzehnten hat sie mit zahlreichen Repertoires, internationalen Tourneen und variierenden Ensembles der Jazzharfe eine Menge neue Bühnen erschlossen.

Text: Christina M. Bauer

Fotos: Piero Ottaviano, Franck Rougeau

Foto 1: Isabelle Olivier (Foto: Piero Ottaviano)

Foto 2: Das Ensemble im Konzert (Foto: Franck Rougeau)

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