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Wie viele Ratgeber halten wir aus?

„Deutsche lieben Ratgeber“ schrieb Hannes Soltau in einer Glosse zur Leipziger Buchmesse im Tagesspiegel (Opens in a new window). „Jeder halbwegs erfolgreiche Influencer darf heute ein Lebenshilfebuch verfassen, …“ Ich gebe zu: Selbst ich bin manchmal erschlagen von der Zahl der Neuerscheinungen in diesem Genre. Und enttäuscht davon, dass einige davon dann eben doch nicht das halten, was sie versprechen. Vor dem Hintergrund, dass jeder zweite Bundesbürger gerne ein Buch schreiben würde – Zahlen, auf die Soltau verweist (Opens in a new window)– fragst vielleicht auch du dich manchmal: Braucht es meinen Ratgeber überhaupt?

Ich habe ein bisschen gebraucht, um meine Gedanken zum Thema zu ordnen. Heute möchte ich sie mit euch teilen. In dieser Woche gibt es deshalb keine Tipps, aber eine Meinung.

Die Hürden fallen – und das ist gut so

Warum wollen so viele Menschen Bücher schreiben? Meine Theorie: Weil dieser Traum jetzt in greifbare Nähe rückt. Content zu teilen wird immer einfacher und sogar ganze Bücher sind heutzutage schnell geschrieben und veröffentlicht. Durch die zahlreichen Möglichkeiten im Selfpublishing braucht niemand mehr zwingend einen Verlagsvertrag, um seinen Ratgeber herauszubringen. Und das ist gut so!

Ja, an einigen Stellen leidet die Qualität. Je mehr Bücher erscheinen, desto mehr schlechte sind auf dem Markt. Doch Verlage waren und sind nicht immer und ausnahmslos Garanten für Qualität. Es gibt auch unter den Verlagen schwarze Schafe und Griffe ins Klo. Auch Verlage machen Bücher, die rechtlich und ethisch fragwürdig sind oder nur auf den schnellen Euro aus sind. Nicht in der Summe. Aber in Einzelfällen. Auf dem Selfpublishingmarkt ist die Qualitätsspanne deutlich größer, aber auch er professionalisiert sich immer weiter. Und am Ende entscheiden die Leser*innen, was sie lesen möchte. Die Nachfrage bestimmt das Angebot.

In jedem Fall begrüße ich es, dass das Bücherschreiben jetzt auch für Personen möglich ist, die früher keinen Zugang zur Branche gefunden hätten – aus den verschiedensten Gründen.

Es braucht mehr denn je gute Ratgeber – lasst sie uns schreiben

Und dann ist da ja auch noch die KI! Ja, ich kenne den Einwand und verstehe die Sorgen, die dadurch aufkommen. Künstliche Intelligenz sorgt dafür, dass noch mehr „Ramsch“ auf den Buchmarkt drängt. Dieses Problem bestand allerdings vorher schon, die neue Technik beschleunigt das Phänomen nur.

Genau deshalb braucht es mehr denn je Autor*innen, die Ahnung auf ihrem Gebiet haben, die dem zusammenkopierten oder geprompteten Einheitsbrei gute Bücher, mit echten Ratschlägen, basierend auf Wissen und Erfahrung entgegensetzen. Auf Dauer, da bin ich mir sicher, wird sich Qualität durchsetzen. Gerade jetzt, wo wir an jeder Stelle mit Ratschlägen überschüttet werden, ob gefragt oder ungefragt, aber nicht mehr klar sagen können, ob mehr dahinter ist als heiße Luft. Sauber recherchierte und fundierte Ratgeber, die auf jahrelanger Erfahrung fußen, sind von der KI nicht zu ersetzen. Dass sich dann trotzdem Bücher dazwischenmogeln, hinter denen außer einer großen Reichweite kaum etwas steckt, ist eine Begleiterscheinung, mit der wir wohl leben müssen.

Die Leute wollen lesen und sie wollen schreiben – das ist ein Grund zur Freude

Abseits von all diesen Diskussionen: Wie könnte man sich nicht freuen, dass so viele Menschen Bücher lesen und schreiben wollen?! Dafür brennen wir Ratgeberautor*innen doch. Für Bücher. Dafür, Menschen mit Büchern das Leben zu erleichtern und es angenehmer für sie zu machen.

Sprich: Wir halten eine Menge Ratgeber aus – wir freuen uns sogar darüber!

Danke, dass du dir Zeit für meine Gedanken genommen hast. Mich würde jetzt brennend interessieren: Wie siehst du das?

Deine Katharina