Skip to main content

Superhelden und menschliche Bedürfnisse

Es heißt, wir genössen in diesem Jahr einen milden Winter. Kann sein. Er geht mir trotzdem auf die Nerven. Geht's Dir auch so? Wenigstens beginnt heute der Februar. Der ist glücklicherweise kürzer als die anderen Monate, und das bedeutet, dass der März nicht mehr weit weg ist. März klingt schon ziemlich stark nach Frühling.

Wenn ich müde bin und unter einer gewissen Antriebsschwäche leide, wie es derzeit der Fall ist, freue ich mich, wenn ich etwas Leichtes zu lesen habe. 'Leicht' klingt für mich immer ein bisschen nach 'faul' oder 'aufgeben' oder so. Ich bekomme das immer noch nicht raus aus meinem System. Es sind Überreste aus meinem Literaturstudium, in dem ich Bücher las, weil ich sie lesen musste, und mich schlecht fühlte, wenn ich zu anderen griff, die ich interessanter und irgendwie 'leichter' fand. Egal, jedenfalls lese ich gerade ein leichtes Buch. Es ist ein Comic. Ich lese es sogar bereits zum zweiten Mal, weil es mir so gut gefällt.

Der Held der Geschichte ist tatsächlich ein Held, ein Superheld. Er nennt sich 'Invincible', was 'unbesiegbar' bedeutet, und hat Superkräfte, weil sein Vater ein Außerirdischer ist. Deshalb kann er fliegen, ist wahnsinnig stark und beinahe unverletzlich. Beinahe, denn vollkommen unbesiegbar ist er natürlich nicht, das wäre ja langweilig. Es gibt Kräfte im Universum, die stärker sind als er und die ihn mehrmals an den Rand des Todes bringen.

Abgesehen davon ist er sehr, sehr menschlich. Und das ist es, was diesen Comic so herausragend macht. Wenn Invincible nicht sein Superheldenkostüm trägt und Leute vor Monstern und Verbrechern rettet, dann heißt er Marc, liebt Superheldencomics, lebt bei seiner Mutter und hat Liebeskummer. Später heiratet er seine Superheldenfreundin und geht, als sie schwanger wird und ihre gemeinsame Tochter zur Welt bringt, in Elternzeit auf einen fremden Planeten, wo er das exotische Essen leider nicht verträgt.

All diese Niedlichkeiten wechseln sich regelmäßig ab mit der bitteren und extrem blutigen Realität des Superheldenalltags, weil die Schläge, Tritte, Schüsse und Explosionen, die da so passieren, eben doch schlimme Verletzungen und fürchterliche Tode mit sich bringen. Und auch das wird in allen Einzelheiten gezeigt.

Superheldengeschichten sind so alt wie die Menschheit. Zumindest kennen wir sie bereits aus den ältesten Kulturen, ob es nun die Hebräer, Kelten, Griechen oder Germanen waren. Irgendetwas fasziniert Menschen daran. Ob Du dazu gehörst, weiß ich natürlich nicht. Aber den Wunsch, mehr Kraft zu haben, mehr Stress überstehen zu können, mehr Dinge einfach machen zu können, zu denen Du Dich nicht ohne Weiteres in der Lage fühlst – einfach unbesiegbar zu sein, den kennst Du sicher auch.

Am 8. Februar, also heute in einer Woche, lese ich Dir eine dieser uralten Superheldengeschichten vor, wenn Du magst. Es ist die von Bödvar Bjarki, einem Mann, der von einem Bären abstammt und übermenschliche Kräfte hat. Die alten Skandinavier haben sich seine Heldengeschichten erzählt, und später wurden sie auch aufgeschrieben. Ich habe sie gefunden in 'The Saga of King Hrolf Kraki', die von einem anonymen Autor im vierzehnten Jahrhundert aufgeschrieben worden ist und deren einzelne Stories stellenweise fast tausend Jahre alt sind. Weil meine Freundin Rose im vergangenen Sommer eine Wikinger-Party veranstaltet und mich gebeten hatte, Wikingergeschichten zu erzählen, habe ich die von Bödvar Bjarki ins Deutsche übersetzt und sie vorgelesen.

Am nächsten Mittwoch werde ich das wieder tun und lade Dich herzlich zu einem Zoom Call mit mir ein, bei dem du es Dir gemütlich machen und uralten Heldengeschichten lauschen kannst. Um 19.30h geht es los. Den Link sende ich Dir wie immer kurz vorher per Email.

0 comments

Would you like to be the first to write a comment?
Become a member of Gofizine and start the conversation.
Become a member