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Vorstellung – die Erste – Johannes Reller und der Königshof

Johannes Reller steht hinter einem Tisch, auf dem Keramikscherben ausgelegt sind. Hinter ihm steht eine Regalwand mit Fundkisten.

Johannes Reller im August 2024. Foto: Sara Jagiolla, CAU.

In unserem Newsletter zum Forschungsprojekt „Genese des westlichen Ruhrgebiets“ werden wir bis zum Ende des Jahres unsere Akteur*innen genauer vorstellen.

Wir forschen an zwei Standorten, nämlich am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und der Stadtarchäologie Duisburg. Der Austausch ist dennoch intensiv, wir „zoomen“, „chatten“, telefonieren, mailen und treffen uns regelmäßig. Inzwischen kennen wir alle uns recht gut und damit Sie genauer erfahren, wer wir sind, stellen wir uns und unsere Forschungsthemen hier in diesem Newsletter mal genauer vor. Den Anfang macht Johannes Reller, der sich mit Duisburg in Spätantike und Frühmittelalter auseinandersetzt. Er stellt sich in diesem Newsletter selbst vor. Doch zunächst ein Video-Tip für Sie.

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Diesen August ging die vielbeachtete Ausstellung „Modern Times – Archäologische Funde der Moderne und ihre Geschichten“ im LWL – Museum für Archäologie und Kultur in Herne zu Ende. Anlässlich dessen hielt unser Mitantragsteller Prof. Dr. Ulrich Müller aus Kiel einen Vortrag mit dem Titel: „Gartenzwerge, Graffiti und ein Spiegelei aus Schnee“. Es ist ein Thema, was für viele fremd erscheinen mag, heißt doch Archäologie „Altertumswissenschaften“. Aber tatsächlich hat sich die Archäologie als Geschichtswissenschaft, mit dem Blick auf die materielle Kultur, von einer Festlegung auf bestimmte Epochen längst gelöst. Aber dazu mehr im Vortrag. Schauen Sie rein, es lohnt sich. Einen Videomitschnitt des Abends finden Sie auf Youtube. Der Link dazu im Button.

Ihre Maxi Platz

Johannes Reller und der Königshof

Ich komme ursprünglich aus Niedersachsen und bin für das Studium 2014 nach Tübingen gegangen. Dort habe ich im Bachelor „Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie und Archäologie des Mittelalters“ im Hauptfach sowie „Paläoanthropologie im Nebenfach“ studiert. Meine Bachelorarbeit schrieb ich über eine Notbergung in Überlingen am Bodensee, bei der beigabenlose Bestattungen dokumentiert wurden. Es handelte sich um späte Bestattungen in einem frühmittelalterlichen Gräberfeld (8. Jahrhundert nach Christus), die ich sowohl archäologisch als auch schwerpunkthaft anthropologisch auswertete. Die Arbeit mit dem Titel „Die Ältesten Bewohner der Stadt Überlingen? Die Anthropologische Auswertung der Frühmittelalterlichen Gräber in der Zahnstraße 7, Überlingen, Bodenseekreis“ wurde von Joachim Wahl betreut. Im Herbst 2019 begann ich mein Masterstudium „Archäologie des Mittelalters“ ebenfalls in Tübingen. Dieses schloss ich mit meiner Masterarbeit „Kosel-West (LA 117/118, Kreis Rendsburg-Eckernförde): Mit QGis und Datenbank vom Pfostenloch zur Siedlungs(re)konstruktion“ unter Betreuung von Lukas Werther und Natascha Mehler ab. Dort wertete ich die kaiserzeitlichen Siedlungsbefunde aus. Während meines gesamten Studiums habe ich mich in der Fachschaft und Universitätsgremien auf Instituts-/ Fachbereichsebene und ab 2020 darüber hinaus im Dachverband Archäologischer Studierendenvertretungen e.V. (https://www.dasv-ev.org (Opens in a new window)) engagiert.

Mich interessierte und faszinierte mein gesamtes Studium und auch schon vorher das Frühmittelalter und Hochmittelalter – eher im nördlichen Europa – sowie Siedlungs- und Stadtarchäologie und die Frage nach Kontinuität und Diskontinuität. Dazu kamen naturwissenschaftliche Auswertungsmethoden (biologische Anthropologie, Genetik, Datierungsmethoden und Pollenauswertungen), GIS-Anwendungen/ „digitale Archäologie“ und Hausforschung. Zwischen meinem Studium und dem Projektbeginn durfte ich in der Lübecker Altstadt eine Leitungsgrabung archäologisch begleiten.

Mein Thema im Projekt ermöglicht mir nun, vieles davon anzuwenden:

Das Teilprojekt 1 behandelt die erste der Zeitscheiben, die im Projekt untersucht werden: Die Spätantike (ab dem 4. Jahrhundert nach Christus) und das Frühmittelalter bis einschließlich des 1. Viertels des 10. Jahrhunderts nach Christus. Anders als bei den Teilprojekten 2 und 3 werde ich nicht nur die der Zeitscheibe zugehörigen Fundstellen im Altstadtgebiet, sondern auch solche auf dem heutigen Stadtgebiet Duisburgs untersuchen.

Dabei wird beleuchtet werden, ob der postulierte römische Brückenkopf mit Hilfe der aktuell verfügbaren archäologischen Daten nachgewiesen werden kann. Des Weiteren soll untersucht werden, ob das spätantike/ frühmittelalterliche Dispargum, das Gregor von Tours erwähnt, in Duisburg verortet oder zumindest die Verortungsdiskussion konstruktiv bereichert werden kann. Kernfrage wird aber der Rekonstruktionsversuch der Struktur und des Umfangs der frühmittelalterlichen Siedlungslandschaft und des Königshofs sein. Lässt sich bereits in dieser Phase eine Befestigung nachweisen? Ab wann lässt sich für Duisburg von einem „protourbanem“ Zentrum sprechen und ist dies für das Frühmittelalter überhaupt möglich?

Bisher lag der Schwerpunkt meiner und unserer Arbeit – wie schon in vorherigen Newslettern erwähnt – auf der ersten Sichtung der priorisierten Grabungen. Ein weiterer Fokus waren die ersten Kampagnen der Grabungen im sogenannten Mercatorquartier; für meine Fragestellungen habe ich die relevanten Befunde herausgearbeitet und wir haben begonnen, die dort geborgene Keramik zu bearbeiten und eine Vergleichsserie zu erstellen. Gleichzeitig habe ich für das Projekt eine gemeinsame GIS-Grundkarte erstellt, in der ich bereits verortete, relevante Maßnahmen kartiert habe. Aktuell bearbeiten wir die großen Altgrabungen der 1980er und 90er Jahre in der Duisburger Altstadt.

Johannes Reller, August 2024