Germany's Next Topfeministin, ein How-to
Weißen Frauen aus der Mittelschicht Tipps zu geben, wie sie es möglichst weit nach oben schaffen, liegt auf meiner persönlichen Prioritäten-Liste ungefähr gleichauf mit dem Ziel, weißen Männern aus der Mittelschicht beim Hochschrauben in dieser Welt zu helfen. Auf Instagram, wo ich hauptsächlich schreibe (meistens in den Stories) ging es schon oft darum, warum ich nicht viel von weißen Feministinnen halte. Diesmal handelt auch der Newsletter davon. Ausschlaggebend war eine Erfahrung auf Instagram. Dort schrieb ich vergangene Woche mehrere Stories über Männer und ihre Beiträge zu feministischen Diskussionen. Kurz darauf erschien „Noch wach“ von Benjamin von Stuckrad-Barre – ein Roman, der ziemlich nahtlos an die Männlichkeits-Stories anschloss, sowohl in seiner Machart als auch in der Art, wie er von Autor und Verlag beworben wurde. Ziemlich viele Menschen lasen diese Stories. Und nicht wenige wunderten sich, als sie wiederum ein paar Tage später Teile meiner Story über den Roman von Stuckrad-Barre im Text einer anderen Frau wiedererkannten. Es ist nicht das erste Mal, dass so etwas passiert, aber es ist jedes Mal bitter. Ein Muster ist dabei erkennbar. Mit der Zeit wird es immer deutlicher. Deshalb habe ich beschlossen, die Erfahrungen und Beobachtungen hier aufzuschreiben. Man kann daraus wahrscheinlich zweierlei lernen: Entweder, wie man es als feministische Stimme in diesem Land weit nach oben bringt – oder was man als Feministin umgekehrt besser nicht tun sollte, auch wenn es bedeutet, dass der eigene Wunsch nach Bedeutsamkeit darunter leidet. Am Ende entscheidet das jede*r für sich.
2R03 ist gut. Ein hübscher heller Hautton. 5R04 ist auch nett oder 2R04. Ideal wäre wahrscheinlich eine 3R04 (Opens in a new window): hübsch rosig, Ahnungslose werden es für „weiß“ halten. Eine 3R04 bringt dich nach vorne. Es sei denn, du heißt Zlata oder Yasemine oder Alisz oder hast sonst einen irgendwie fremd klingenden Namen. Versuch am besten Anna zu heißen, das klingt schön vertraut – wobei man natürlich nie weiß, woher so eine Anna wirklich kommt. Dann eben sowas wie Annika oder Franziska. Ein bisschen modern wäre schon wichtig, du willst Deutschland ja den Weg weisen. Da brauchst du nicht mit sowas Ollem wie Stefanie oder Melanie oder Susanne ankommen. Zur Not hast du ja noch einen Nachnamen. Gut, wenn er sich der schönen Zweilaut-Vielfalt der deutschen Sprache bedient: Baier, Mielke, Lauer. Breyer oder Mayen gehen auch. Unschlagbar: Ein ß wie in Kloß, Strauß oder Voß. ß – das gibt es nur im Deutschen. Andererseits: Wenn du später mal ein Buch schreibst, und das wirst du, dann wird aus deinem schönen ß womöglich ein SS, weil sich Großbuchstaben auf Büchern so hübsch machen. Deutsch und SS, nee, das lässt du besser. Am besten ist ein Umlaut. Umlaute gibt es in nur wenigen anderen Sprachen. Und ist dir schon mal aufgefallen, dass ein U mit dem Trema darüber aussieht wie ein lächelndes Gesicht? Das passt doch zu dir. Denn du wirst nicht rüberkommen wie eine verbitterte
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