Monday Motivation #32
Führung ist Beziehung
Führung findet in und durch Beziehungen zwischen Menschen statt. Es liegt an uns, diese Beziehungen zu gestalten. Wir können sie – »inspiriert« von Caligula und seinem Motto »Sollen sie mich doch hassen, solange sie mich fürchten« – mit Angst erfüllen. Dann sollten wir uns aber auch nicht beklagen über angepasste Mitläufer, die nach oben buckeln und zum Ausgleich nach unten treten. Wie der obrigkeitshörige Konformist Diederich Heßling, den Heinrich Mann in seinem Roman »Der Untertan« so charakterisiert: »Am Geburtstag des Ordinarius bekränzte man Katheder und Tafel. Diederich umwand sogar den Rohrstock. «
Familien sind heute meist fortschrittlicher als viele Organisationen. Die streng autoritäre, auf Angst basierende Erziehung, wie sie vor einigen Generationen noch üblich war, wird heute mehrheitlich abgelehnt. Der Rohrstock dient heute nur noch als Wuchshilfe für Pflanzen. Das Credo des dänischen Familientherapeuten Jesper Juul lautet stattdessen »Erziehung ist Beziehung«. Dazu benötigen die Beziehungen in der Familie eine ganz bestimmte Qualität, wofür Juul den schönen Begriff der »Gleichwürdigkeit« prägte: »Gleichwürdig bedeutet sowohl ›von gleichem Wert‹ (als Mensch) als auch ›mit demselben Respekt‹ gegenüber der persönlichen Würde und Integrität des Partners. In einer gleichwürdigen Beziehung werden Wünsche, Anschauungen und Bedürfnisse beider Partner gleichermaßen ernst genommen.«
Gleichwürdigkeit ist nicht Gleichberechtigung, weil es nicht um gleiche Rechte und Pflichten geht. Gemeint ist vielmehr die Haltung, die anderen Mitglieder der Gemeinschaft in ihrer Individualität und ihren subjektiven Bedürfnissen und Wünschen mit der gleichen Würde anzuerkennen, anstatt sie zu Objekten zu degradieren. Die Führungsaufgabe und Verantwortung bleiben dabei klar bei den Eltern, allerdings mit dem Ziel der eigenverantwortlichen Selbstführung der Kinder.
Nicht nur Erziehung ist Beziehung, auch Führung ist Beziehung. Führung findet in und durch Beziehungen zwischen Menschen statt. Auch in unseren Organisationen sollten wir daher auf die Qualität der Beziehungen achten und sie nicht mit Angst, sondern lieber mit Gleichwürdigkeit erfüllen, ganz so wie es Brené Brown in ihrem Buch »Verletzlichkeit macht stark« beschreibt: »In einer Organisationskultur, in der gegenseitiger Respekt und die Würde des Einzelnen an höchster Stelle stehen, funktionieren Beschämung und Schuldzuweisungen als Mittel des Führungsstils nicht. Es gibt dort keine Macht durch das Schüren von Angst. Empathie wird kultiviert, Verantwortlichkeit ist die Regel statt die Ausnahme, und das primäre menschliche Bedürfnis nach Zugehörigkeit wird nicht zur Manipulation und zur sozialen Kontrolle benutzt.«
Einen guten Start in eine würdevolle Woche wünscht
Marcus
Literatur
Brown, B. (2017). Verletzlichkeit macht stark: Wie wir unsere Schutzmechanismen aufgeben und innerlich reich werden (M. Randow-Tesch, Übers.; vollständige Taschenbuchausgabe). Goldmann.
Juul, J. (2007). Was Familien trägt: Werte in Erziehung und Partnerschaft; ein Orientierungsbuch (5. Aufl). Kösel.
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