Die Bayern in Hamburg, Digga!
Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!
Das Wochenende ist ein ganz besonderes für den FC St. Pauli. Nein, nicht nur weil die Bayern zu Gast am Millerntor sind. Ab Sonntag können Mitglieder, Fans und sonstige Sympathisanten ein Stück Pauli erwerben. Um die 750 Euro pro Stück (Opens in a new window) sollen Anteilsscheine an der Genossenschaft kosten und 30 Millionen Euro Kapital in die Kasse spülen, die “Football Cooperative St. Pauli (Opens in a new window)” Mehrheitseigner des Stadion werden.
Die Basis als Besitzer - und nicht ein Investor, der nur das Beste will, nämlich Geld, Geld, Geld. Mit seiner Finanzierungsform beschreitet St. Pauli neue Wege und will vormachen, dass Kapitalbeschaffung und Fußballverein symbiotisch zueinander sein können. In der Idee liegt Romantik, aber das ist überhaupt nicht schlimm. Im Gegenteil: Es ist schön zu sehen, dass Vereine etwas wagen, das ihren Werten entspricht und nicht denen von anderen.
Ein fließendes Wochenende wünscht
Euer Pit Gottschalk
⚽️ Die Bayern kommen! Hamburg ist wieder auf der Karte, Digga!
(Opens in a new window)Von Alex Steudel
Den Hamburgern bedeutet dieses Wochenende sehr viel, einigen Restdeutschen ist das vermutlich gar nicht so klar. Zum ersten Mal seit sieben Jahren kommen nämlich die Bayern in die Stadt, um ein Bundesligaspiel zu bestreiten, weshalb nach der Landung womöglich am Flughafen Peter Maffay gespielt wird (“über sieben Brücken”, “sieben dunkle Jahre”, “sieben mal die Asche” und so weiter.) Der Rekordmeister wird nur nicht beim Hamburger SV antreten, wo er zuletzt am 21. Oktober 2017 mit 1:0 gewann und danach klassenunterschiedsbedingt nie mehr auftauchte, sondern beim FC St. Pauli.
Das ist schlimm für HSV-Fans. Am Samstag werden es deshalb viele vermeiden, auf die Straße zu gehen, um nicht aus Versehen dem Mannschaftsbus der Münchner über den Weg zu laufen. So eine Begegnung kann ja durchaus alte Wunden aufbrechen lassen.
Okay, genaugenommen würde sie eher alte und neue Wunden weiter aufklaffen lassen, denn der HSV hadert seit dem Abstieg 2018 tagtäglich mit seinem Zweitliga-Schicksal. Feiertage nicht ausgenommen, bestand zu keinem Zeitpunkt die Gefahr des Wundheilens.
Nicht weit von meiner Wohnung entfernt wird dagegen ein Fußballfest steigen, ich höre das dann sogar auf meinem Balkon. Wie schön. Wir packen Hamburg wieder auf die Karte! Digga! (Musikkenner wissen, was ich meine.*)
Ein Heimspiel gegen den FC Bayern München ist tatsächlich das Größte. Da könnte Leverkusen fünfmal in Folge Meister werden und Dortmund bei der Klub-WM durchmarschieren, es würde sich nichts daran ändern.
Machen wir uns nichts vor, viele Vereine steigen in erster Linie auf, um sich einmal mit den Nachfahren von Franz Beckenbauer und Gerd Müller messen zu können. Jeder Fußballspieler ist heiß auf so ein Duell, und der eigene Marktwert lässt sich damit en passant in Höhen katapultieren, die selbst Bitcoinhändler neidisch machen.
Die Fakten: St. Pauli hat seit 13,5 Jahren kein Bundesligaspiel mehr gegen die Bayern bestritten. Am 7. Mai 2011 setzte es ein 1:8, man stieg klanglos ab (gesungen wird am Millerntor immer) und kam erst im Sommer 2024 wieder.
Der Kiezklub und die Münchner, das ist sowieso eine eigene, großartige Geschichte. Eigentlich müsste man sich hassen. Der FC St. Pauli besiegte 2002 den Weltpokalsieger FC Bayern 2:1 und demütigte die Münchner anschließend mit der Anfertigung des legendären "Weltpokalsiegerbesieger"-T-Shirts, das heute noch im Fanshop für 24,95 Euro (+5,95 Euro Versand) erhältlich ist.
Stefan Effenberg stand damals auf dem Platz, Ruhm und Unsterblichkeit erlangte aber Thomas Meggle, Regisseur des FC St. Pauli mit der "10" auf dem Rücken und Torschütze des 1:0.
Der Kicker schrieb:
“Gegen den im 4-4-2-System beginnenden FC Bayern spielte St. Pauli mit einer mutigen Offensiv-Variante mit zwei Innenverteidigern ohne Absicherung Mann gegen Mann, wobei Gibbs Pizarro und Stanislawski Jancker nicht von der Seite wichen. Der überzeugende Spielmacher Meggle sollte die beiden Spitzen Rath und Patschinski bedienen.”
Den FC St. Pauli-Fans fällt das Hassen des Klassenstrebers ohnehin etwas schwerer, seit der damalige Bayern-Manager Uli Hoeneß ihnen per Benefizspiel den ins Soll geratenen Arsch rettete. Er wurde 2003 – ebenfalls per T-Shirt – als "Retter" (aber ohne Arsch) gefeiert. Eigentlich wird er dafür bis heute geliebt, was zu den großen Paradoxa des Fußballs gerechnet werden kann.
2003 zog ich übrigens nach Hamburg und hatte eine lustige Begegnung. Ich (Schwabe) lernte bei ein paar Bierchen aufgrund auffälliger Dialektähnlichkeit eine Gruppe sympathischer Süddeutscher kennen, die mich irgendwann fragten: "Was machst du beruflich?"
"Ich bin stellvertretender Chefredakteur von Sport-Bild", sagte ich stolz. Und stellte dann eine verhängnisvolle Gegenfrage: "Und was macht ihr so?"
Antwort: "Wir spielen für den FC St. Pauli."
Die Gruppe bestand aus Florian Lechner, Benjamin Adrion (der spätere Gründer von Viva con Agua) und Marcel Eger. Das war natürlich sehr peinlich, also für mich, aber der Klub kickte 2003 halt nur in der Regionalliga Nord, und man kann ja nicht jeden kennen. Ebenjener Eger traf beim 1:8 sieben Jahre später für den FC St. Pauli, und das sollte für 13 Jahre das letzte Bundesliga-Heimspieltor des FC St. Pauli bleiben. Eger wechselte vor Schreck erst mal nach England und machte in der Hamburger Hafenstraße eine Kneipe auf.
Ja, diese Geschichten sind alle schön, aber alt, wofür die Bayern nichts können. Inzwischen haben sich die Zeiten geändert, die große weite Welt kennt Hamburg heute eher wegen der Elbphilharmonie und des Miniaturwunderlands. (Nein, ich meine damit nicht den HSV.)
Am Samstag um 15.30 Uhr beginnt jedenfalls eine neue Ära. Und, wer weiß, vielleicht passiert wieder ein Wunder, und der FC St. Pauli gewinnt. Auf den T-Shirts müsste dann aber "Championsleaguehalbfinalausscheiderbesieger" stehen. Nicht so sexy.
* Gemeint ist das Lied "Ahnma" (2016) von der Hip-Hop-Band "Beginner" mit dem Hamburger Jan Delay, einem Werder-Bremen-Fan
Jetzt zugreifen: Das Steudel-Kolumnenbuch!
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Noch alle Tassen im Schrank
Unsere Fever Pit’ch Kaffeetasse erfreut sich großer Beliebtheit und ist fast immer vergriffen. Jetzt steht ein neuer Schwung im Schrank! Wie man die Kaffeetasse portofrei ins Haus bekommt, steht unter diesem Link hier:
⚽️ Heute im Fernsehen
18.30 Uhr, Sky: 2. Liga, Nürnberg - Lautern, Braunschweig - HSV
20.30 Uhr, DAZN: Bundesliga, Union Berlin - SC Freiburg
Behält Union die weiße Weste?
Seit drei Duellen ist Union Berlin ungeschlagen, das letzte Duell im Mai (2:1) brachte den Klassenerhalt. In Berlin (3-2-0) hat der SC Freiburg nur mal ein Pokalspiel 2004 (0:4) gewonnen. Union ist noch ohne Heimniederlage, der SC auswärts ohne Unentschieden. Freiburg gewann nur vier der letzten 21 Freitagsspiele. Es kommt zum Duell der Mannschaft mit den meisten Fouls (Union) gegen die mit den wenigsten in dieser Saison (Freiburg). Der erste Union-Treffer wäre zugleich Freiburgs 1300. Gegentor in der Bundesliga.
⚽️ Klick gemacht
(Opens in a new window)Überraschung im DFB-Kader
Mit seiner Kader-Nominierung für die zwei Länderspiele gegen Bosnien-Herzegowina und Ungarn hat Bundestrainer Julian Nagelsmann überrascht: Er holte Julian Brandt von Borussia Dortmund zurück in die Nationalmannschaft und verzichtete erneut auf Leroy Sané von Bayern München. Die Cause Sané: Nur eine Vorsichtsmaßnahme - oder doch eine versteckte Botschaft wie bei Leon Goretzka, dass die Zeit beim DFB ausläuft? Darüber diskutieren Pit Gottschalk und Malte Asmus im Fever Pit'ch Podcast (Opens in a new window). Zum Podcast: Hier klicken! (Opens in a new window)
(Opens in a new window)Außerdem im Podcast heute
Das deutsche Mittelmaß in der Champions League - alarmierend oder nur Wasserstandsmeldung?
FC St. Pauli gegen Bayern München - Erinnerung an die Zeit, als der Hamburger Stadtteilklub zum Weltpokalsieger-Besieger aufstieg.
Eintracht Frankfurt - das beste Umfeld für Wunderstürmer. Aber warum nur dort?
⚽️ Nur Geduld beim Bayern-Talent Wanner
https://youtu.be/l8d6x_NMTac?si=9wYr3OJMd6_7jsDb (Opens in a new window)Von Oliver Mucha
Mit 18 Jahren eine Berufung für die deutsche Nationalmannschaft? Da kann man vor Freude doch nur an die Decke springen und voller Begeisterung seine Familie und Freunde anrufen. Nicht so Paul Wanner. Die Heidenheimer Leihgabe des FC Bayern gab Julian Nagelsmann laut Süddeutscher Zeitung und Kicker einen Korb - zumindest vorerst.
Ein Aufschrei nach dem Motto "Wie kann er nur?" wäre aber falsch. Das Top-Talent fühlt sich mit Deutschland und Österreich, der Heimat seiner Mutter, verbunden. Zudem sieht er die große Konkurrenz durch Florian Wirtz und Jamal Musiala in der DFB-Auswahl. Daher ist es völlig legitim, wenn sich Wanner noch ein bisschen Zeit für die wichtige Entscheidung nimmt, für welche A-Nationalmannschaft er auflaufen soll.
Das mag nicht jedem gefallen, doch der Deutsche Fußball-Bund ist meist gut damit gefahren, keinen Druck auf Spieler in Wanners Situation auszuüben. Falls er sich am Ende für das DFB-Team entscheidet, dann hat er dies nach reiflicher Überlegung und aus voller Überzeugung getan. Dass er inzwischen für die deutsche U21 aufläuft, ist schon mal ein kleiner Fingerzeig. Ein wenig Geduld ist aber noch gefragt.
Oliver Mucha ist Fußballchef beim Sport-Informationsdienst (SID)
⚽️ Was sonst noch so los ist
https://youtu.be/Iqj0UvEaOTg?si=2qIUYRvxPbvpAN_a (Opens in a new window)1:0! Eintracht Frankfurt auf Europa-Tournee
Dank eines 1:0-Erfolgs gegen das gut mitspielende Slavia Prag am 4. Spieltag in der Europa League rangiert Eintracht Frankfurt mit zehn Punkten weit oben in der Tabelle. Zum Video: Hier klicken! (Opens in a new window)
TSG Hoffenheim schafft in der Europa League 2:2 gegen Lyon (Opens in a new window)
2:0! Heidenheim weiter ungeschlagen in der Conference League (Opens in a new window)
Die neue Champions League macht mehr Spaß als gedacht (Opens in a new window)
So ernüchternd ist die Halbzeitbilanz in der Champions League (Opens in a new window)
VfB Stuttgart: Lehrstunde in europäischem Spitzenfußball (Opens in a new window)
Goretzka zu Stuttgart? Warum das keinen Sinn ergibt (Opens in a new window)
Callum Hudson-Odoi: Vom Abstellgleis ins Rampenlicht (Opens in a new window)
Nationalteam-Posse um Mitchell Weiser (Opens in a new window)
Mehr als Netzers Wasserträger: Hacki Wimmer wird 80 (Opens in a new window)
Skandal im griechischen FußballSpuckendes Unschuldslamm (Opens in a new window)
Neymar-Vertrag soll vorzeitig aufgelöst werden (Opens in a new window)
⚽️ Alle mal herhören
Über den Erfinder deutscher Fußballbegriffe
Vor 150 Jahren hat Konrad Koch den Fußball nach Deutschland gebracht. Aber war das der Fußball, den wir heute kennen? Koch führte nicht nur die Regeln ein, sondern auch deutsche Fußballbegriffe, die bis dahin nur auf englisch bekannt waren. Malte Oberschelp hat ein Buch veröffentlicht mit dem Titel "Konrad Koch - der Fußballpionier (Opens in a new window)". Dafür hat er stundenlang in Archiven gesucht, um Originaltexte von Koch ans Licht zu bringen, und darüber jetzt im Podcast von Ralf Bosse gesprochen. Was deutlich wird: Koch war ein moderner Lehrer, der pädagogisch seiner Zeit meilenweit voraus war. Zum Podcast: Hier klicken! (Opens in a new window)