Zittern vor dem Millionenurteil
(Opens in a new window)Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!
Bei Durchsicht der Nachrichtenlage konnte man gestern den Eindruck gewinnen, dass Deutschlands Fußball permanent vor Richtern aufspielen muss. Drei Verfahren verlangen gerade erhöhte Aufmerksamkeit.
Union Berlin zieht im Rechtsstreit mit dem VfL Bochum vors DFB-Bundesgericht (Opens in a new window) und notfalls durch alle anderen Instanzen, um die Frage zu klären, ob ein Feuerzeug-Wurf zum Punktabzug reicht.
Das Landgericht Frankfurt/Main bestellt inzwischen ehemalige DFB-Präsidenten wie Reinhard Grindel ein, um die ungeklärte Zahlung von 6,7 Mio. Euro (Opens in a new window) vorm deutschen Sommermärchen 2006 zu erörtern.
Der wichtigste Prozess findet heute vorm Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe statt: Nach zehn Jahren wird entschieden, wer die zusätzlichen Polizeikosten bei Bundesliga-Spielen trägt - der Staat oder die Vereine.
Man ist ja schon dankbar, dass zwischendurch richtiger Fußball gespielt wird: Neun Bundesliga-Partien finden Dienstag und Mittwoch statt. Vorausgesetzt, dass niemand etwas dagegen hat und Einspruch erhebt.
Einen erlebnisreichen Dienstag wünscht
Euer Pit Gottschalk
⚽️ Zittern vor dem Millionenurteil
https://youtu.be/MT11c9WVWqc?si=uD1vUbN88jLlY6Ia (Opens in a new window)Von Alexander Sarter
Wenn die roten Roben am Dienstag um 10 Uhr im Karlsruher Sitzungssaal erscheinen, könnten einige Fußballbosse zügig schwarz sehen. Sollte das Bundesverfassungsgericht bei seinem Urteil zum zehn Jahre dauernden Streit um die Polizeikosten den Vorgängerinstanzen folgen, muss sich zumindest ein Teil der Profiklubs zukünftig auf gesalzene Rechnungen rund um Hochrisikospiele einstellen.
Die Spitze der Deutschen Fußball Liga (DFL) hat zur Sicherheit schon vorgebaut, falls sie den Richterspruch des Ersten Senats erneut als Niederlage betrachten muss. "Es wird nicht so kommen, dass die Klubs aus den Bundesländern, in denen diese Kosten nicht erhoben werden, in einen Solidartopf einzahlen", sagte der DFL-Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Joachim Watzke - und erteilte damit einem gemeinsamen Fonds der Profivereine eine Absage: "Das ist schon die Verantwortung auch der einzelnen Landesregierungen."
Der zu erwartende Zoff um die Begleichung der Kosten könnte der Endpunkt einer Diskussion sein, die seit 2015 köchelt. Damals stellte das Land Bremen nach dem Derby zwischen Werder und dem Hamburger SV der DFL erstmals eine Rechnung (425.000 Euro) für einen Polizeieinsatz. Der Ligaverband reagierte empört, musste aber in der Folge juristische Niederlagen vor dem Oberverwaltungsgericht Bremen und dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hinnehmen.
Das Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht wurde im April 2024 eröffnet. Vor dem endgültigen Urteil argumentierte die Liga bisher vergebens, dass die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit außerhalb der Stadien eine staatliche Kernaufgabe sei, die grundsätzlich aus Steuermitteln zu finanzieren ist.
Knapp zwei Millionen Euro hat Bremens Innensenator Ulrich Mäurer der DFL über die Jahre in Rechnung gestellt. Die Hälfte davon musste Werder beim Ligaverband begleichen, der Rest wurde vorerst gestundet. Sollte Mäurer in seiner Praxis des Rechnungsschreibens bestätigt werden, dürfte er weitere Mitstreiter in anderen Bundesländern finden - vor allem Hamburg und Rheinland-Pfalz gelten als Kandidaten. Deshalb hat Mäurer eine jährliche Beteiligung der DFL in Höhe von rund 20 bis 30 Millionen Euro in Form eines Fonds vorgeschlagen.
Das ist in etwa die Summe, die für die ungefähr 50 Hochrisikospiele in der Bundesliga und der 2. Liga pro Saison anfällt. 1000 bis 1500 Beamte sind in der Regel bei solchen Partien im Einsatz. "Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes werden die Karten noch einmal ganz neu gemischt", sagte Mäurer vor dem Urteil am Dienstag zuversichtlich.
Unterstützung erhielt der Senator in der Vergangenheit von den Landesrechnungshöfen, die allen Bundesländern das Bremer Vorgehen empfohlen haben. Schließlich ist das Ansinnen Mäurers im europäischen Kontext nicht aus der Luft gegriffen - so werden unter anderem in Italien und Frankreich die Klubs zur Kasse gebeten.
Die mögliche Praxis, wonach Vereine zukünftig abhängig von ihrem Bundesland für die Polizeikosten zahlen müssen oder eben nicht, dürfte allerdings zu einem Aufschrei der betroffen Klubs führen. Doch Watzke weist schon jetzt den Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung zurück.
"Als DFL können wir solche Themen nicht lösen. Wettbewerbsverzerrung kann im Prinzip alles sein", äußerte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund in der Sport Bild: "Wenn der eine einen größeren Sponsor hat als der andere, sehen manche Menschen das auch als eine Wettbewerbsverzerrung an. Oder nehmen Sie die unterschiedlichen Steuer-Hebesätze. Da müssen wir die Kirche im Dorf lassen."
Alexander Sarter ist Redakteur beim Sport-Informationsdienst (SID)
⚽️ Heute im Fernsehen
18.30 Uhr / Sky: Bundesliga, Holstein Kiel – Borussia Dortmund
https://youtu.be/ZzCprZQ23wM?si=IYriNpucCKlaooSS (Opens in a new window)BVB droht in Kiel Hinrunden-Desaster
Punktspiele gab es zwischen den beiden nie, in der Bundesliga ist es Paarung 979. im DFB-Pokal setzte es 2012 in Kiel (0:4) und 2021 in Dortmund (0:5) zwei heftige Niederlagen für Holstein. Die Kieler haben in dieser Saison die meisten Heimniederlagen (sechs). Der BVB ist in der Auswärtstabelle Dreizehnter und verlor sechs der vergangenen neun Auswärtsspiele. Gegen Aufsteiger ist er aber achtmal ungeschlagen. Sollte Borussia Dortmund nicht gewinnen, hat sie die schwächste Hinrunde seit zehn Jahren gespielt.
(Opens in a new window)⚽️ Klick gemacht
https://youtu.be/0lgOmsf_zdg?si=lkM7osFw5EwKA7Is (Opens in a new window)Heute zu Gast: Jörg Tegelhütter (NDR)
26 Mal in Folge hat Harry Kane vom Elfmeterpunkt getroffen – eine beeindruckende Serie, die ihn zum unangefochtenen König der Strafstöße macht. Aber was macht ihn so besonders? "Er macht das mit einer Ruhe und Eiseskälte, da hast du nie den Eindruck, dass er mal einen verschießen könnte", zeigt sich NDR-Fußballreporter Jörg Tegelhütter im Fever Pit'ch Podcast (Opens in a new window) begeistert. Im Vergleich zu anderen Top-Schützen wie Robert Lewandowski wirkt Kanes Anlauf "in einem Fluss, nie hektisch", ergänzt Malte Asmus. Die gegnerischen Torhüter seien jedenfalls häufig chancenlos: "Auch wenn immer nur ein, zwei Zentimeter fehlen zu Kanes perfekt platzierten Schüssen", erklärt Hobby-Torwart Tegelhütter. Doch wie perfektioniert man eine solche Technik? Zum Video: Hier klicken! (Opens in a new window)
⚽️ Was sonst noch so los ist
https://youtu.be/iQmsnEfakUg?si=sHVILYYyRF_rMH_s (Opens in a new window)Gegen den BVB schmorte Superstar Florian Wirtz zunächst auf der Bank. Grund dafür: eine Verspätung! Die beiden Bayer-Profis Wirtz und Palacios hatten im Stau gestanden und Treffpunkt, Teamsitzung und Abfahrt zum Spiel verpasst. Trainer Alonso erklärte erst nach dem Spiel den Startelf-Verzicht. TV-Legende Marcel Reif konnte es kaum glauben. Zum Video: Hier klicken! (Opens in a new window)
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