Cosplay Corner: Bogen oder Dolch, was darf’s sein?
Ivaniss & Rieke – © Joey Baumbach (Opens in a new window)
Auch heute stellen wir euch ein Cosplay unserer Community vor und stellen euch in den Mittelpunkt. In dieser Ausgabe der Cosplay Corner dreht sich alles um Eileen und ihre Verwandlung in Elaynie.
Eileen, auf Discord auch bekannt als „Ivaniss, Dorfbardin Baravailes“, kommt aus Mönchengladbach und ist seit Oktober 2022 regelmäßige Zuschauerin der Geschichte rund um die Hüter Thayas. YouTube hatte ihr damals eine Folge der Dice Actors vorgeschlagen. Genau ein Jahr später stellt uns die 19-jährige ihr Cosplay zu Riekes Charakter Elaynie vor.
Hey Eileen! Wie schön, dass du uns zu deinem Cosplay Rede und Antwort stehst. Wie kam es überhaupt dazu, dass du zu unserer schurkischen Hexen-Elfin werden wolltest? Und was war überhaupt der ausschlaggebende Punkt für ein Hüter-Cosplay?
Hey! Vielen Dank erstmal, dass ich hier ein bisschen von meiner Cosplay-Erfahrung berichten darf!
Ein Hüter-Cosplay zu machen, schwirrte tatsächlich schon länger in meinem Kopf umher. Ich habe mich von Anfang an super wohl in dieser Community gefühlt und bin den Charakteren und der Welt um Thaya sofort verfallen. Ich glaube, dieses Zusammenspiel von dem lang anhaltenden Wunsch zu cosplayen, der Liebe der Community und der Liebe zum Projekt war es, was mich schlussendlich zum Cosplayen motiviert hat.
Anfangs war es allerdings gar nicht Elaynie, sondern Flynt, den ich cosplayen wollte. Ich hatte zu dem Zeitpunkt noch gar nicht so viel darüber nachgedacht und verfolgte den simplen Weg: Lieblingscharakter -> Cosplay ! Da ich aber schnell merkte, dass ich mit der Einstellung „alles so realistisch wie möglich“ haben zu wollen und der Suche nach Kettenhemden, metallenen Beinschonern und anderen Rüstungsteilen bald nur noch von Wasser und Brot leben und mit meiner definitiv nicht Flynt gleichenden Stärke mit gesamter Ausrüstung einfach umkippen würde und nie wieder aufstehen könnte, fing ich dann doch an, meine Gehirnzellen in meine Überlegungen miteinzubeziehen. Abgesehen von meiner Erkenntnis, dass meine erste Herangehensweise doch ein wenig teuer sein könnte, offenbarte sich mir außerdem der Aspekt, dass ich mit dem Kaufen dieser Artikel sehr viel weniger Möglichkeiten hätte, meine kreative Ader auszuleben und mehr Spaß am Entstehungsprozess zu haben. Ich verbannte also meinen Gedanken, mich in eine mehrere Kilo schwere Rüstung zu prügeln und damit Stunden auf einer Convention zu verbringen, in die Zukunft. Die Idee, Flynt zu cosplayen, verabschiedete sich dann endgültig, als ich die Schichten zählte, die er trägt und beschloss, diesen angekündigten heißen Sommer nicht direkt einen Hitzetod sterben zu wollen.
Ehrlicherweise habe ich mir Flynt als erstes Cosplay aber auch einfach nicht zugetraut. Cosplay umfasst so viele unterschiedliche Handwerksgebiete, die ich größtenteils noch nie gemacht hatte, weshalb ich mich nachher nicht dazu überwinden konnte, direkt mit so viel auf einmal zu starten. Dahergehend auch meinen größten Respekt an die anderen Cosplayer*innen, die absolut wahnsinnig schöne und detailierte Cosplays hatten und verschiedenste Wege gezeigt haben, bestimmte Stoffe wie Holz, Metall, Kleidung usw. täuschend echt nachzuahmen.
Naja, wie meine Entscheidung dann auf Elaynie fiel, war eher spontan. Ich spielte immer mal wieder mit dem Gedanken, sie zu cosplayen, weil mir die Arbeitsschritte im Gegensatz zu Flynt doch geringer und einfacher erschienen, hatte aber noch keinen Entschluss gefasst. Als ich dann mit ein paar Freunden in einen Spielzeugladen ging und dort einen Kinderbogen sah, war es um mich geschehen und ich befand mich wenige Minuten überglücklich mit besagtem Bogen in der Hand wieder vor dem Geschäft. Ich liebe Bogenschießen und die Vorstellung, eine Bogenschützin zu cosplayen und den Bogen selbst „zum Leben erwecken zu können“, fand ich super cool. Außerdem konnte ich als Elaynie meine Liebe zu Flynt wunderbar in der Figur weiterspielen. :p
Nim & Ivaniss - © Caaly
Elaynie ist wirklich dein erstes Cosplay?
Ja, wie man schon rausgehört hat, ist es genau das. Ich hatte nahezu keine Erfahrung auf dem Gebiet, bis auf etwas, von dem ich nachher nicht einmal Gebrauch gemacht habe: dem Stylen von Perücken. Auch mit dem Nähen habe ich erst durch dieses Cosplay begonnen, weshalb man wahrscheinlich auch am Kleid die verschiedensten Nähstiche finden kann, sofern man denn suchen möchte… Allgemein ist diese Nähmaschine für mich immer noch ein großes Rätsel, was es zu lösen gilt. (An dieser Stelle Danke an meinen jüngeren Bruder, der diese Teufelsmaschine jedes Mal wieder zusammengebaut hat, nachdem ich sie auf der Suche nach dem Unterfaden halb zerlegt hatte.)
Hast du dich zu Beginn der Arbeit am Cosplay direkt ans Werk gemacht oder vorher ausgiebig geplant, wie du jedes Detail umsetzen willst?
Also wenn dieses Cosplay etwas war, dann alles andere außer durchgeplant. Es fing an mit dem spontanen Kauf des Bogens. Mir war nicht mal wirklich bewusst, wie ich den Bogen in das gewünschte Aussehen modellieren sollte. An dieser Stelle danke an alle Cosplayer*innen, die immer mal wieder ihren Entstehungsprozess im Fanwork dokumentierten. Dort fand ich nämlich Tipps und Materialien, die ich in meinen eigenen Arbeitsprozess einbinden konnte. Durch Hikari (Hikari| Norgovias Mondheilerin) entdeckte ich zum Beispiel den Foam Clay (eine Art formbares, lufttrocknendes Moosgummi), mit dem ich dann nach Augenmaß meinen Bogen modellierte, bis es mir gefiel. Die geschwungenen Enden des Bogens formte ich dabei allerdings erstmal separat, da ich Angst hatte, dass sie sich in ihrem doch noch weichen Zustand verformen könnten und weil man die Sehne des Bogens herausnehmen konnte und ich das beibehalten wollte, um sie gegebenenfalls austauschen zu können.
Was beim Bogen einfacher und schneller ging, war umso komplizierter im Nähprozess. Bevor ich irgendwelche Stoffe kaufen ging, habe ich mich erstmal mit der Nähmaschine vertraut gemacht, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Nachdem ich von „Löcher in ein altes Handtuch nähen“ zu „die Löcher wieder vernünftig zunähen zu können“ aufgestiegen war, eilte ich schon in den Stoffladen. Natürlich wieder ohne jeglichen Plan, Maße sind ja auch total überflüssig… oder so. Im Stoffladen wurde ich allerdings super lieb von einem Mitarbeiter beraten, der mir anhand des offiziellen Artworks nachher die perfekten Stoffe zeigte. Er nahm dann grob Maße von mir, um die Länge der Stoffe zu bestimmen und ich verließ freudestrahlend und motiviert den Laden. Nachher stellte sich leider heraus, dass der Stoff, der für den Umhang gedacht war, nicht ausreichte, zumindest nicht für die Länge, die ich mir erhofft hatte. Der für das Kleid reichte dafür allemal. Dafür hatte ich mir ein Schnittmuster einer Freundin von einem engen Rollkragenpullover ausgeliehen und einfach nach unten hin zu einem Kleid erweitert. Besagte Freundin hatte mir auch vorher schon gezeigt, was man beim Nähen beachten sollte, weshalb ich da mit gutem Gewissen, aber wohl etwas zu viel Ehrgeiz anfing. Da ich für die Nähmaschine zu schnell war und sie mehrmals verstopfte oder ich merkte, dass ich schon wieder den falschen Stich gewählt hatte und nun wieder zum Nahtauftrenner greifen durfte. Schlussendlich habe ich aber doch alles, was ich mir vorgenommen habe, auch ohne oder nur mit wenig Plan geschafft.
Waren bestimmte Teile des Cosplays besonders kniffelig und musstest du auch Kompromisse eingehen?
So gern ich auch die Gürteltasche selbst gemacht hätte, musste ich mir eingestehen, dass ich die mit meinem jetzigen Nähfähigkeiten nicht so hinbekäme, wie ich es mir wünschte, weshalb ich diese mit dem farblich abgestimmten Gürtel kurze Zeit vor der AnimagiC kaufte. Ein Teil des Cosplays, der aber wirklich kniffelig war und mir wortwörtlich Kopfschmerzen bereitet hatte, war der Umhang.
Nachdem ich meinen ursprünglichen Stoff aufgrund der Länge verworfen hatte, musste etwas Neues her. Meine Mom fand in unserem Gewandungsfundus noch einen weißen Fleece-Umhang von ihrer Hochzeit, den sie mir zum Färben überließ. Ich kaufte also zwei Pakete Färbemittel für Mischgewebe und schmiss den Umhang mit einem Paket in die Waschtrommel. Einige Stunden später sah ich mit einem weinenden Auge auf den immer noch komplett weißen Umhang. Naja, da das Färbemittel für Mischgewebe nicht funktioniert hatte, kaufte ich mir nochmal welches für Polyester. Es war inzwischen zwei Tage vor der AnimagiC und ich verspürte ein kleines bisschen Stress… nun gut, vielleicht auch sehr viel. Da das Polyester-Färbemittel allerdings ungeeignet für die Waschmaschine war, stand ich ich da nun über die Badewanne gebeugt, die eher nicht so wohltuenden Dämpfe einatmend, mit einem großen Holzstab in der Hand, um den sich in einer Wäschekiste befindenden Umhang in der grünlichen Suppe für eine Stunde hin und her zu schwenken. Obwohl ich in dieser Gestalt wahrscheinlich noch ein paar Hexensprüche hätte aufsagen können, war das Ergebnis eher weniger magisch. Der Umhang sah nun so aus, als wäre er an einer Wiese vorbeigerannt und das war es. Eine letzte Hoffnung hatte ich noch: Ein großes weißes Bettlaken. Also stopfte ich ein weiteres Mal den Stoff mitsamt meines letzten Pakets Färbemittel (dass ich absolut in weiser Voraussicht mitbestellt hatte und nicht nur pures Glück hatte) in die Waschmaschine und betete zu Pelor und allem, was mir heilig ist. Einen Tag vor der AnimagiC hatte ich endlich meine Pechsträhne waldgrün färben können. Als Schnittmuster nutze ich dann den nun hellgrünen, damaligen weißen, Umhang und schaffte es, auf den Faden genau meinen Umhang fertigzustellen. Also, nervenaufreibender bei meiner Cosplay-Erstellung war wohl nichts.
Aus deinem Thread im Fanart-Bereich unseres Discord-Servers geht hervor, dass auch du kurz vor der AnimagiC in leichten Zeitstress geraten bist. Ist damals alles gut gegangen?
Im Endeffekt ja. Ich bin mit allem fertig geworden, auch wenn dieser Umhang eher mich fertig gemacht hat. Ich hatte zusätzlich auch noch das Pech, drei Tage vor der AnimagiC mit Fieber und Schnupfen krank zu werden, was die Arbeit kurz vorher nicht gerade erleichterte und eine Achterbahn der Emotionen auslöste, aber ich wollte auf keinen Fall so kurz vorher aufgeben oder etwas nicht fertig bekommen, woran ich die ganze Zeit gearbeitet hatte.
Ich glaube in dieser Zeit habe ich das erste Mal verstanden, was der Ausdruck „con crunch“ wirklich bedeutet, weil man alles unbedingt noch fertig bekommen will und jede freie Sekunde nutzt, um noch etwas am Cosplay zu perfektionieren.
Wieviel Kontakt zu anderen Cosplayenden hattest du bereits vor der AnimagiC? Wie war es für dich, die anderen vor Ort zu treffen?
Die ersten Cosplayenden habe ich bereits auf der Dokomi kennengelernt. Leider an dem Samstag, wo sie out-of-cosplay waren, aber es war da schon super toll, das erste Mal persönlich auch mit anderen Leuten vom Server zu quatschen. Als dann am darauffolgenden Sonntag Bilder von den Cosplayer*innen im Cosplay hochgeladen wurden, fasste ich den Entschluss, mich selbst daran zu versuchen, weil ich, kindlich gesprochen, auch so werden wollte wie sie.
Auf dem Dice Actors-Fantreffen in Eschbach konnte ich noch ein paar weitere Cosplayer*innen kennenlernen und auch endlich live im Cosplay sehen und das wirkte, als würde ich meine Vorbilder treffen. Ich habe gestrahlt wie ein Honigkuchenpferd.
Besonders gut verstanden habe ich mich auf Anhieb mit Marleen (Marleen, Karminoter Bardin). Wir merkten schnell, dass wir dieselben Interessen haben und haben uns super viel an diesem Wochenende ausgetauscht. Auch noch danach schrieben wir viel und ermutigten uns gegenseitig, wenn der andere gerade an etwas Neuem für das Cosplay tüftelte. Aber auch von den anderen Cosplayer*innen kam nur Liebe und Zuspruch entgegen. Es sind alles super nette Menschen, die sich gegenseitig geholfen haben, wenn irgendwer gerade irgendein Problem hatte.
Skizzy, Marleen & Ivaniss - © Caaly
Was sagen deine Pläne? Wirst du dich nochmal an einem Hüter-Cosplay versuchen oder hast du andere Ideen?
Das letzte Hüter-Cosplay wird es bestimmt nicht gewesen sein, aber erstmal steht da ein Haufen an NSCs auf der Liste, die ich gerne mal cosplayen wollen würde. Vielleicht ist da ja auch schon was in Planung, wer weiß, wer weiß…
Ivaniss, Nim & Hikari - © Skarion
Wir sind gespannt! Vielen lieben Dank für deine Zeit und dein großartiges Cosplay. Wenn du noch Worte an die Community richten möchtest: Feuer frei!
Dann spiele ich jetzt einmal Amor und verteil ein bisschen Liebe.
Ich bin Ende November letzten Jahres auf den Discord Server gejoint und war ziemlich nervös. Ich war noch nie Teil einer Community oder habe Menschen online kennengelernt. Bevor ich in den ersten Call gegangen bin, haben meine Hände dermaßen geschwitzt und mein Puls so gerast, dass man hätte meinen könnte, ich hätte gleich die Prüfung meines Lebens. Aber als ich dann drin war, wurde ich von Liebe überhäuft. Ich wurde so herzlich von der lieben Juno (Juno, Paladin von Hartingen) empfangen, dass ich mich direkt wohl gefühlt habe. Danke.
Im Laufe der Monate hatte ich so viele lustige, emotionale und tolle Gespräche und habe so viele neue Leute kennengelernt, dass hätte ich mir vor einem Jahr nicht mal ausdenken können. Ich habe neue Freundschaften geschlossen und kann mich Teil einer so unfassbar talentierten und netten Community nennen. So viel wie mir diese Community gibt und gegeben hat, werde ich niemals alles zurückgeben können. Danke, ihr seid der Wahnsinn!
Und natürlich danke an euch, liebe Dice Actors! Ohne euch wären so viele meiner Jahreshighlights nur Nebel und Rauch und ihr habt mir Licht in einer Zeit gegeben, wo es nur bewölkt schien. Ihr habt etwas geschaffen, was sich nur in einem Wort zusammenfassen lässt: Liebe!
Ihr wollt zukünftige Beiträge dieser Art nicht verpassen? Dann lasst euch von uns erinnern!