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Wer ist für Falschmeldungen anfällig?

Eine neue Studie kommt zum Ergebnis: Menschen aus der Gen Z (geboren zwischen 1997 und 2012) sind etwas öfters für Fehlinformation anfällig.

Eine groß angelegte Studie befragte mehr als 66.000 Personen in 24 Ländern und kam zum Ergebnis: Angehörige der Generation Z, nicht-männliche, weniger gebildete und konservativere Teilnehmer:innen sind im Durchschnitt anfälliger für Fehlinformation. Den Personen wurden 20 Headlines vorgelegt, 10 wahr, 10 falsch. Und aus diesem großen Sample wurde dann ermittelt, welche Gruppen besser einschätzen konnten, was wahr ist. Und auch, wie zutreffend sie die eigenen Fähigkeiten hierbei bewerten. Eine falsche Headline lautete beispielsweise: „Die Regierung verbreitet wissentlich Krankheiten über Funkwellen und Nahrungsmittel.“

Frauen wiederum fielen damit auf, besonders gut ihre Fähigkeiten einschätzen zu können, wie zutreffend sie Fehlinformation erkennen können. Wohingegen bei extrem Konservativen diese Selbsteinschätzung wenig damit zusammenhing, wie gut sie dann im Test waren. Obwohl die Gen Z im Test vergleichsweise am schlechtesten dabei abschnitt, Fehlinformation als solche zu erkennen, konnten die Befragten aus dieser Generation am besten einschätzen, wie gut oder schlecht ihre Fähigkeiten hierbei sind. Das sind ein paar der Ergebnisse der Untersuchung (Opens in a new window) unter Führung von Yara Kyrychenko, Rakoen Maertens und Friedrich Götz. Wie die Studienautor:innen selbst anmerken: Statistisch gesehen waren die Generations-Unterschiede beim Erkennen von Fehlinformation klein - aber angesichts dessen, wie viel Zeit Menschen im Internet verbringen, wie viel Fehlinformation dort es kursiert, meinen die Studienautor:innen sinngemäß, könne der reale Einfluss solcher Unterschiede ernstzunehmend sein.

Ebenso wichtig erscheint mir eines: Wenn ich Vorträge halte, gibt es manchmal holzschnittartige Annahmen, wie gut oder schlecht Generationen beim Erkennen von Fehlinformation sind. Zum Beispiel gibt es auch die Meinung, dass die Boomer-Generation besonders große Schwierigkeiten im Umgang mit Fehl- und Desinformation hätten. Tatsächlich gab es eine Studie zur US-Wahl 2016, die aufzeigte, dass in den Wochen vor der Wahl Menschen ab 60 (Opens in a new window) besonders oft mit unseriösen Webseiten in Kontakt kamen. Die nun hier vorliegende, sehr große internationale Befragung lenkt jetzt eher den Blick auf junge Menschen, die maximal 28 sind (wohlgemerkt: die Studie befragte nur Erwachsene).

Ein Fehler wäre meines Erachtens auch, das Problem allzu sehr an einer Altersgruppe festzumachen. Denn selbst, wenn einzelne Generationen-Unterschiede auffallen, bedeutet das ja nicht, dass irgendeine Generation quasi perfekt reagieren würde und keine Probleme mit dem Erkennen von Falschmeldungen hätte. Probleme fallen in allen Altersgruppen auf. Mein Eindruck ist sogar: Es gibt für jede Generation passende Falschmeldungen und Mythen, die auf Social Media kursieren. Und diese Falschmeldungen und Mythen verraten manchmal auch etwas über Ängste, Werte und Feindbilder in diesen Altersgruppen. Das heißt, in allen Altersgruppen kann man Menschen „intellektuelle Demut (Opens in a new window)“ empfehlen - also sich vor Augen zu führen, dass man auch falsch liegen könnte.

Dazu ein Veranstaltungshinweis: Über diese Thematik, die Generationen-Unterschiede bei Falschmeldungen und wie man darauf reagieren kann (Opens in a new window), werde ich übrigens auf der re:publica in Berlin am 28. Mai sprechen. Freu mich, falls wir uns dort sehen!

Vielleicht ist es manchen aufgefallen: Dieser Newsletter war eine (kurze) Sonderausgabe. Weil ich kommende Woche keine Zeit habe, einen Newsletter zu verfassen, habe ich dieses kleine Update geliefert.

Wir können uns dann wieder in 2 Wochen lesen - bis bald!

Schönen Gruß

Ingrid Brodnig

Das Bild in der Web-Version wurde mit ChatGPT 4o erstellt.

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