Anleitung: Der perfekte Social Media-Hype
Schön, dass du bei dieser Ausgabe des Social Media Best Practice-Newsletters dabei bist. Ich möchte dir heute ein Social Media-Fallbeispiel aus der Vorweihnachtszeit vorstellen, das zeigt:
wie man den perfekten Social Media-Hype erzeugt,
welche Zutaten es dafür braucht,
was man daraus für die eigene Marke oder Organisation mitnehmen kann
In Köln fand am 5. Dezember ein Fenster-Konzert eines Männerchors statt, das auf Social Media Kanälen viele Millionen Views erhalten hat. Dabei sang der Chor am Fenster eines Brauhauses lokale Lieder und Weihnachtslieder.
Hunderte schauten an dem Abend vor Ort zu.
Millionen sahen es anschließend via Social Media.
Begleitet und verbreitet wurde es von einer lokalen Kölsch-Marke, die damit eine enorme Sichtbarkeit erhielt.
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Die Ausgangslage
Der Männerchor „Grüngürtelrosen“ ist in Köln ein lokales Phänomen und in der Stadt beliebt und bekannt. „Den 100 Männern geht es nicht unbedingt darum, sofort den richtigen Ton zu treffen, sondern einfach Spaß am Singen zu haben“, schreiben sie auf ihrer Homepage.
In der Vergangenheit haben sie mehrfach Fenster-Konzerte vom Gaffel Brauhaus am Dom gegeben. Jeder konnte vorbeikommen und mitsingen. Es war zunächst ein Geheimtipp, der sich schnell rumsprach.
Die Marke Gaffel Kölsch hat vor dem Konzert am 5. Dezember auf seinem Instagram-Account ein Reel als Ankündigung geteilt. Das Reel zeigte einen Ausschnitt von einem Konzert im Sommer: hunderte Menschen auf der Straße, die ihre Smartphone-Lichter hochhalten, Dämmerung, der Dom im Hintergrund, dazu lokale Lieder.
Das Reel hat 1,1 Millionen Views und über 18.000 Reaktionen (Opens in a new window) auf dem Gaffel Kölsch-Account auf Instagram (38.600 FollowerInnen) erhalten.
(Opens in a new window)Das Konzert
Am 5.12. kamen wieder mehrere hundert Menschen vor das Brauhaus, um beim Fenster-Konzert von der Straße aus zuzuschauen und mitzusingen. Das Reel auf dem Gaffel Kölsch-Account von dem Konzert erhielt rund 500.000 Views über mehr als 10.000 Reaktionen.
Zahlreiche Medien waren an dem Abend ebenfalls vor Ort. Hier einige Beispiele nur für Instagram:
Das Reel von „Mit Vergnügen Köln“ (Opens in a new window) zu dem Auftritt hat knapp 350.000 Views und 7000 Reaktionen erhalten.
Das Reel von der Instagram-Seite Koelnistkool (Opens in a new window) zu dem Auftritt erhielt rund 2 Mio. Views bei fast 70.000 Reaktionen.
Das Reel des Kölner Stadt-Anzeigers (Opens in a new window) hat über 6000 Reaktionen und 180.000 Views erhalten.
Auch überregionale Nachrichtenportale berichteten: Das Reel des Instagram-Accounts „ZDF heute“ (Opens in a new window) erhielt 1,4 Mio. Views und über 30.000 Reaktionen.
Die Erfolgsfaktoren
Wodurch wird das Ereignis perfekt für Social Media?
Das Setting: Das Brauhaus liegt am zentralsten Ort von Köln zwischen Dom und Hauptbahnhof. Vom Fenster aus habe ich einen Blick auf den Dom. Es produziert Bilder vor perfekter Kulisse: singende Menschen vor dem Kölner Dom am Abend in der Weihnachtszeit, die ihre leuchtenden Smartphones in die Höhe halten.
Unverbindlichkeit: Ein Fenster-Konzert hat etwas Leichtes. Ich kann einfach vorbeikommen und es mir anhören.
Weihnachtsstimmung: In der Vorweihnachtszeit kommen Menschen zusammen und singen. Seit einigen Jahren finden u. a. in vielen großen Stadien Weihnachts-Mitsing-Konzerte statt.
Es ist niedrigschwellig: Der Männerchor nimmt für sich nicht in Anspruch, am besten singen zu können. Die Freude am gemeinsamen Singen steht im Vordergrund.
Es ist ein perfektes Video-Thema und erhält als Reel auf Instagram entsprechend hohe Reichweiten.
Lokal-Patriotismus: Neben Weihnachtsliedern werden viele lokale Lieder aus Köln gesungen.
Alle diese Punkte münden in einem „Das gibts nur in Köln“-Gefühl.
Wer dabei war, nimmt es auf und verbreitet es dann auf Social Media. Lokale Portale greifen es außerdem dankbar auf, weil sie wissen, dass sie damit auf ihren Social Media-Accounts Reichweite erzielen. Ein No-Brainer für alle Seiten.
Was bringt es der Kölsch-Marke?
Es geht nicht um das Produkt, sondern um das Gefühl. Die Marke wird hier Teil des Gefühls, das erzeugt wird. Dies erzielt via Social Media eine organische Sichtbarkeit im Millionen-Bereich – und spricht dabei hauptsächlich eine urbane Zielgruppe zwischen 20 und 40 an.
So gesehen ist es ein perfekter Social Media-Coup, der eine Reichweite und ein Gefühl für die Marke erzielt, für den man in einer Werbekampagne vermutlich ein Vielfaches bezahlt hätte. Davon kann jede Marke lernen (weiter geht es unter der Anzeige).
An dieser Stelle der Hinweis auf mein Pro-Angebot: Neben einem Free-Newsletter versende ich 1x im Monat eine Pro-Ausgabe. Dort zeige ich dir 15-20 aktuelle und erfolgreiche Social Media-Formate, die du sofort nachmachen kannst.
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Was kann ich als Marke oder Organisation daraus lernen?
Besonders auf lokaler Ebene lohnt es sich zu schauen, wie die Marke Teil eines Gefühls in einer für sie relevanten Zielgruppe werden kann.
Das ist deshalb auf Social Media besonders relevant, weil hier Gefühle und emotionale Geschichten zählen. Niemand interessiert sich auf Social Media für die x-te Werbung für einen Kasten Kölsch. Aber jeder hat besondere Erlebnisse, wenn er auf Veranstaltungen ist, wo es Kölsch gibt: Konzerte, Fußball, Freunde usw.
Aus meiner Sicht lohnt es sich für Organisationen und Marken deshalb sehr zu schauen, wo sie diese Gefühle finden und wie sie auf ihren Social Media-Accounts Teil dieser Gefühle werden können.
Wenn du dir diese Frage für deine eigene Marke stellst, bin ich mir sicher, fallen dir nach diesem Beispiel ebenfalls Möglichkeiten ein.
Wenn dir der Vorgesetzte das nächste Mal eine Pressemitteilung auf den Tisch legt, die ihr „bitte auch groß auf Social Media“ machen sollt, zeigt ihm diese Geschichte, wie es auch anders geht.
Ich wünsche dir schöne Feiertage!
Viele Grüße
Andreas
Über mich: Ich bin gelernter Journalist und berate Unternehmen und Medienhäuser bei Social Media und digitaler Kommunikation. Zuvor war ich unter anderem Direktor für Digitales Wachstum / Social Media bei BILD.
Anfragen für Workshops & Seminare: post@andreasrickmann.de
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