Out Of Time
Is yesterday tomorrow today?
(Stereophonics)
159/∞
Good evening, Europe!
Auch nach über einer Woche habe ich mich nicht an die Zeitumstellung gewöhnt. 1 Ich bin völlig aus dem Rhythmus; es ist abends viel zu lange hell und weil auch noch seit Tagen die Sonne scheint, habe ich eine fear of missing out, wie ich seit Beginn des ersten Corona-Lockdowns vor fünf Jahren keine mehr hatte. Nicht, dass ich glaubte, irgendwelche Leute zu kennen, die jetzt in irgendwelchen Außengastronomien sitzen (dafür ist es ja auch noch viel zu kalt), aber bei so einem schönen Wetter kann ich doch nicht einfach in der Wohnung bleiben! 2
Von der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt ereignete sich vor einer Woche ein humortechnischer Supergau: Es war der 1. April und offenbar war das Moratorium, das vor ein paar Jahren angesichts von Pandemie, Donald Trump, Fox News, Propaganda-Bots und ähnlichen Fehlinformationen stillschweigend vereinbart worden war, ausgelaufen.
Jedenfalls gab es jede Menge „lustige“ Aprilscherze auf Instagram (und einen (Opens in a new window) gelungenen) und als wäre das nicht schon schlimm genug, gewann am Abend auch noch Arminia Bielefeld sein DFB-Pokal-Halbfinale gegen Titelverteidiger Bayer Leverkusen. Der Weg war damit frei für jede Menge „Bielefeld gibt’s doch gar nicht!“-Sprüche, die wirklich zum Unlustigsten, Deutschesten und Nervigsten gehören, was ich mir überhaupt vorstellen kann.
Ich war gestern beim Sport, in zwei Baumärkten, im Getränkemarkt und bei Aldi; ich habe in den letzten Tagen eine Tür lackiert, ein Gitarrenkabel gelötet und Gemüse eingepflanzt.
Es ist also offensichtlich: Ich müsste das Dossier für den diesjährigen ESC vorbereiten und meine ganzen Steuer- und Versicherungsunterlagen sortieren. Nur eben nicht so dringend, dass es pressiert, sondern noch so weit am Horizont, dass ich lieber Tausend andere Sachen mache (und mir hinterher selbst versichere, dass das alles total okay so sei, weil es das ja auch wirklich ist, und das Einzige, was jetzt noch sinnloser und lähmender wäre, ein schlechtes Gewissen ist).
Bis ca. 15 Jahre nach meinem Abi habe ich regelmäßig geträumt, dass ich wieder zur Schule gehen und mich auf eine Mathearbeit vorbereiten müsste — meistens, wenn mein Unterbewusstsein genau wusste, dass ich noch etwas erledigen musste. Das ist dann irgendwann Träumen gewichen, in denen ich unvorbereitet zu Fernsehshows und Bühnenauftritten erschien.
Vor ein paar Wochen habe ich meinem Sohn von diesen Träumen erzählt und mein Unterbewusstsein tat in der folgenden Nacht das einzig Richtige und präsentierte mir einen Traum, in dem Hans-Peter Schmitz, mein ehemaliger Mathelehrer, den Song Contest kommentierte.
Letzte Woche Sonntag kam zwischen Tür und Angel die Nachricht (Opens in a new window) rein, dass Dennis Scheider gestorben sei. Dennis war - meist ohne Nachnamensnennung - lange Gitarrist und zweiter Sänger von Muff Potter gewesen, der - Sorry, Nagel! - etwas hübschere mit der etwas schöneren Stimme. Und nun war er tot, mit gerade einmal 47 Jahren. Es war einer dieser Momente, wo Du nur „FUCK, FUCK, FUCK!“ denken kannst, und die nicht besser werden dadurch, dass Dein Kind Dich anguckt und „Papa, was ist?“ fragt.

Ich hab Muff Potter zwischen 2003 und 2009 achtmal live gesehen, ihre Alben „Heute wird gewonnen, bitte“ und „Von wegen“ waren mit 20, 22 extrem wichtig für mich — und viele Songs sind es bis heute. Nachdem die Nachricht gekommen war, ging ich in den Garten, goss die Pflanzen und hörte die Songs, die Dennis gesungen hatte: „Bis zum Mond“, „Denn Du bist es auch“, „Wir sitzen so vorm Molotow“, „Wecker? Tickt.“ — und wie das so ist, wenn jemand gestorben ist, klingen manche Zeilen, die man hundertfach mitgesungen hat, plötzlich ganz anders: „Ich würde gern noch ein bisschen bleiben“, „Wir ham noch so viel vor“, „Noch dieses eine Kapitel mehr“.
Wir kannten uns nicht persönlich, aber wie das oft so ist mit Bands, die man im kleinen Rahmen gesehen und dann in immer größeren, denen man in Backstage-Bereichen über den Weg gelaufen ist, die man einfach nur gehört hat, als es dringend war: Man fühlt sich ihnen verbunden. Einmal waren wir uns begegnet, als ich mit Gordian Scholz von den Kilians im Hochsommer 2011 bei einem Konzert von The Pains Of Being Pure At Heart in Berlin war. Muff Potter waren da seit anderthalb Jahren aufgelöst und noch acht Jahre von der Reunion entfernt. Gordian und Dennis kannten sich aus dem Rock ’n’ Roll Circus und wir quatschten kurz — keine Ahnung, worüber, aber es war dieses Jungmänner-Dingen mit Bierflasche in der Hand und Zigarettenschachtel in der Hosentasche, es war ein flirrender Abend in der Nähe der Oberbaumbrücke, Romananfangsatmosphäre. Das alles fiel mir jetzt wieder ein, jahrelang nicht dran gedacht, aber plötzlich wieder sehr präsent, nicht wirklich sachdienlich, aber offenbar gut verstaut an einem besonderen Platz in meinem Herzen, da, wo die warmen und wohltuenden Erinnerungen lagern.
Ingo Knollmann (Opens in a new window) von den Donots und Linus Volkmann (Opens in a new window) haben tolle, persönliche Nachrufe auf Dennis veröffentlicht. Mein Mitgefühl gilt allen, die ihm nahestanden.
Gestern vor 25 Jahren erschien „St. Amour“, das erste Soloalbum von Tom Liwa, ein bis heute eher übersehenes Meisterwerk des deutschsprachigen Indierock/Americana.

Im Blog (Opens in a new window) hab ich aufgeschrieben, wie ich Liwa auf meinem ersten Haldern Pop Festival gesehen habe, wie ich das Album in der Großstadt kaufen musste und wie Tom Liwa für ein paar Jahre in meiner kleinen Teenager-Welt ein großer Popstar war. (Nicht mehr in den Text passte die Anekdote, dass noch bis vor wenigen Monaten ein von Liwa signiertes Tourposter auf der Innenseite jener Tür hing, die einmal mein Kinder- und späteres Jugendzimmer vom Rest der Welt getrennt hatte. Ich habe es abgenommen, weil ich Sorge hatte, dass meine Nichten und Neffen, die manchmal dort übernachten, sich vor dem Mann mit dem zerknautschten Gesicht auf dem Poster gruseln könnten.)
Beim Schreiben ist mir wieder aufgefallen, wie schwer mir die Gegenwart fällt. Bei einem Album, das Jahre oder Jahrzehnte alt ist, kann ich aufschreiben, welche Bedeutung es hat; wie es mit meinem Leben, dem Gesamtwerk des Acts und/oder der Weltgeschichte zusammenhängt.
Und das ist nicht auf Musik beschränkt: Ich habe schon vor Jahren aufgeschrieben (Opens in a new window), dass ich Geschichtsbücher möchte, keine Liveticker!
Etwas Schlimmes passiert, Idioten posten ihre Mutmaßungen und eigentlich vernünftige Leute zitieren dann die Idioten, um darauf hinzuweisen, dass es da draußen Idioten gebe. Tja, puh. Die richtigen Medien schaffen es in solchen Momenten manchmal immerhin, Texte der Kategorie „Was wir wissen — und was nicht“ zu veröffentlichen. Da ist wenigstens noch erkennbar, dass sich jemand Gedanken gemacht hat, aber ich persönlich fänd’s auch okay, erst davon zu hören, wenn die Lage halbwegs übersichtlich ist. (Bei Donald Trump und Elon Musk könnte ich auch sehr gut damit leben, erst wieder mit ihren Nachrufen behelligt zu werden.)
Ich meine um Himmels Willen nicht, dass früher alles besser war. Aber früher ist eben alles schon gewesen. Ich kann es einordnen und abheften, alles Gute und alles Schlechte (oder zumindest das allermeiste davon) ist schon als solches erkennbar. Zerbrochene Beziehungen tun sehr viel weniger weh, wenn man die andere Person Jahrzehnte später wiedersieht und denkt: „Ach, gut, dass es anders gekommen ist!“
In der Gegenwart ist alles vergleichsweise unklar: Vieles wird sich noch zeigen. Ja, puh, sag bitte Bescheid, wenn es soweit ist — oder besser noch: gewesen ist! Wie groß der Abstand sein sollte, sieht man an der Abwahl Donald Trumps im November 2020: Da dachten wir, der ganze Scheiß wäre vorbei. Viereinhalb Jahre später erscheint es denkbar, dass bald ganz andere Sachen vorbei sind: die Demokratie in den USA, die Weltwirtschaft, ein auch nur halbwegs okayes Klima. Aber wir wissen es nicht, wir müssen dabei zusehen, wie es sich entwickelt. Und es hilft auch nicht, wenn fast jede Person eine Meinung dazu hat, die auf dem einen Geschichtsbuch beruht, das sie mal gelesen hat. Aaaaanstrengend!
Erst in den letzten Wochen ist mir aufgefallen, dass ich auch nicht an die Zukunft denke — und das meine ich gar nicht in so spießigen Kategorien wie „Altersvorsorge“: Wenn ich irgendwohin gehe, mache ich mir in der Regel keinerlei Gedanken, was mich dort erwartet. Nachmittags fahren auch andere Menschen mit dem Auto durch die Stadt und über die Hauptausfallstraßen? Interessant! Jedes Mal, wenn ich freitags bei Aldi Aktionsware kaufen will, die seit Montag im Angebot ist, bin ich verwundert, dass sie schon ausverkauft ist.
In acht Jahren macht mein Sohn Abitur, danach kann ich mir überlegen, ob ich Bochum noch mal verlasse oder hierbleibe. Ich finde es schön, im Urlaub zu sein, aber ich hab keinen Bock, mir vorher über sowas Gedanken zu machen oder es gar zu planen — womöglich noch im Jahr vorher, weil man dann den Urlaub eintragen muss. Wir reden hier ja immer noch über Freizeit oder sogenanntes Privatvergnügen!
„Every plan is a little prayer to father time“, haben Death Cab For Cutie gesungen (Opens in a new window) und bevor ich mir etwas ausmale oder wünsche, was dann nicht eintritt, lasse ich es lieber ganz. Natürlich habe ich Ideen, wie ich gerne wohnen würde — aber das ist alles so teuer, dass es zum jetzigen Zeitpunkt wenig Sinn ergibt, als alleinstehender Mann Anfang Vierzig ohne Bausparvertrag oder Lottogewinn darüber nachzudenken.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich will mich gar nicht über die Leute erheben, die sich gerne ein Zuhause einrichten wollen. 120 Quadratmeter Wohnfläche, noch mal 60 Quadratmeter Garten. Reihenhäuser, alles sieht für Außenstehende gleich aus, alles wird erst abbezahlt sein, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Sich über diese IKEA-Idylle lustig zu machen, wäre zynisch. Für diesen kleinen Traum von einem eigenen Zuhause stehen die Menschen morgens um sechs auf und arbeiten sich kaputt. Wenn alles gut läuft, wird das hier immerhin mal ein Zuhause, zu dem die Kinder gerne zurückkommen, wenn sie groß und ausgezogen sind. Dieses Vertrauen in die Zukunft, in Arbeitsplatz, Beziehung und eigene Gesundheit, muss man bewundern. Eigentum verpflichtet und erfordert Mut. Dann doch lieber 54 Quadratmeter zur Miete und eine Idee, wie ich wohnen würde, wenn ich könnte. Solange bin ich hier zufrieden, zur Not auch: stattdessen.
Ein Freund und Kollege meinte neulich, es sei irritierend, dass mein Videoformat „5 Songs, die Ihr diesen Monat gehört haben solltet“ immer am Ende des Monats erscheine; die Leute wollten im April kein Video gucken, das „März“ im Titel trage.
Ich konnte diesen Kritikpunkt - wie viele weitere, die er geäußert hatte - inhaltlich nachvollziehen. Nur: Ich weiß am Monatsanfang nicht, welche Musik erscheinen wird, welche ich hören und gut finden werde. Der unangenehm kategorische Titel ist ja schon ein Zugeständnis an diese über-aufgeregte Welt von YouTube und Social Media, die mir persönlich suspekt bis zuwider ist.
Trotzdem habe ich mich für die März-Folge noch mal vor mein CD-Regal gesetzt, weil der gleiche Freund meinte, Webvideos müssten eher nah und im persönlichen Umfeld aufgenommen werden — nicht auf einem Bolzplatz wie mein Video im Februar (Opens in a new window).
https://youtu.be/xk4IxOSe0co (Opens in a new window)Ich bin - wie ich vielleicht schon mehrfach erwähnt habe - mit Fernsehsendungen aufgewachsen, für die ich eigentlich zu jung war: „ZAK“ und „Privatfernsehen“ mit Friedrich Küppersbusch, „Canale Grande“ und „Ex! Was die Nation erregte“ mit Max Moor und „Willemsens Woche“ mit Roger Willemsen. Ich wollte immer Fernsehen machen und war stolz, dass wir in der Familie Videotechnik hatten, die es mir schon als Teenager ermöglichte, ein Stück weit Fernseh-Looks und -Formate nachzuahmen. Und jetzt hab ich wirklich fast alle Produktionsmittel an der Hand und soll mich nicht mehr nach oben orientieren, sondern nach unten?! Nee, sorry. You do you, aber ich werde weiter keine Jumpcuts setzen oder Atmer rausschneiden. Ich bin jetzt älter als Danny Glover beim Dreh von „Lethal Weapon“ war, wo er in seiner Rolle als Roger Murtaugh erstmals erklärte (Opens in a new window), „zu alt für diesen Scheiß“ zu sein!
Schreibt (Opens in a new window) mir, was Ihr von „5 Songs“ haltet! Ist es Euch zu schnell oder zu langsam? Erzähle ich zu viel über die Acts oder zu wenig? Soll ich lieber mit dem Mikrofon in der Hand an verschiedenen Orten stehen (etwas, was ich als „Viva-II-Look“ bezeichnen würde) oder halb hinter einem Poppschutz versteckt vor meinem CD-Regal? Ich bin für jeden Input dankbar, vor allem aber natürlich für Aufrufe, Likes und Shares!
Was macht der Garten?
Ich hab schon vor Wochen die ersten Sämlinge nach draußen gesetzt — im Moment kommen sie mit den niedrigen Temperaturen okay klar. Drinnen wachsen noch die Pflänzchen heran, die später mal Gurken, Paprika, Wassermelonen und Lavendel werden sollen. Auf den Wiesen ums Haus wachsen Gänseblümchen und Schaumkraut, außerdem beobachte ich die Eichhörnchen, Raben und einen Grünspecht. (Und wenn Ihr Euch fragt, ob ich Schaumkraut und Grünspecht nur mithilfe meines iPhones als solche identifizieren konnte: Yes! Endlich mal ein sinnvoller Verwendungszweck für moderne Technik!)

Was hast Du veröffentlicht?
Um meinem Ruf als medial Konservativer vollends gerecht zu werden, habe ich für die „wochentaz“ (Opens in a new window) notiert, warum Videotext in meinen Augen dem Internet in vielen Belangen überlegen ist. (Ja, es hat auch damit zu tun, dass Rüdiger und Brigitte dort nicht kommentieren können.)
Was hast Du gehört?
Vergangenen Freitag erschien „Always Been“ (Tamarac; Apple Music (Opens in a new window), Spotify (Opens in a new window), Amazon Music (Opens in a new window), Tidal (Opens in a new window), YouTube Music (Opens in a new window), Bandcamp (Opens in a new window)), das sechste Soloalbum von Craig Finn, der auch Sänger einer meiner Lieblingsbands, The Hold Steady, ist. Seine backing band sind diesmal The War On Drugs, deren Frontmann Adam Granduciel das Album auch produziert hat. Man bekommt also diesen dichten Tom-Petty/Bruce-Springsteen-in-den-1980er-Jahren-Sound von The War On Drugs, kombiniert mit den Texten von Craig Finn, die mehr denn je literarische Kurzgeschichten sind — und hier erzählt er einige seiner bisher besten Geschichten über Menschen, die immer ein bisschen übersehen werden.
Ganz viele Songs, die ich im März toll fand, sind auf meinem monatlichen Coffee-And-TV-Mixtape (Opens in a new window), das es leider nur bei Spotify zu hören gibt.
Was hast Du gesehen?
„Richard Osman’s House of Games“ ist eine BBC-Gameshow, in der prominente Kandidat*innen allerlei absurde, aber auch intellektuell fordernde Denksportaufgaben lösen müssen — gerne aus den Bereichen Kultur, Popkultur und Sport. Die Folgen sind knapp eine halbe Stunde lang und alles hat genau das richtige Verhältnis von Unfug und Ernsthaftigkeit. Es ist also eine Sendung, buchstäblich wie gemacht für mich, und aktuell mein absolutes comfort TV. Zu sehen via BBC iPlayer (Opens in a new window) (wenn man im Vereinigten Königreich ist) oder bei YouTube (Opens in a new window).
Was hast Du gelesen?
Die Realverfilmung von Walt Disneys wohl wichtigstem Zeichentrickfilm „Schneewittchen“ entwickelt sich für das Studio gerade zu einem kleinen Desaster: Die Einspielergebnisse sind - für einen Film dieser Größenordnung - enttäuschend; schon im Vorfeld gab es sogenannte shit storms aus den unterschiedlichsten Richtungen (was ja manchmal ein Zeichen sein kann, dass man alles richtig gemacht hat, manchmal aber auch nicht) und es hilft dem Projekt nicht, dass die beiden Hauptdarstellerinnen öffentlich recht unterschiedliche Positionen zum Nahostkonflikt beziehen.
Vielleicht (das weiß man ja, s.o., immer erst hinterher) wird dieser Film mal als konkrete Manifestation unserer Zeit betrachtet werden: Auf Nummer Sicher gegangen und einen Stoff zum x-ten aufgewärmt, statt sich etwas Neues auszudenken; gründlich verheddert zwischen Tradition und Modernisierung (beides offenbar eher halbherzig); rassistischen, misogynen und sonstwie bösartigen Online-Kommentaren und -Bewertungen ausgeliefert; ein traditioneller, riesiger, amerikanischer Konzern, der international funktionieren will und mit dem Selbstverständnis und Selbstbewusstsein seiner Millennial- und Gen-Z-Hauptdarstellerinnen überfordert ist.
Ich finde solche großartig scheiternden, mutmaßlich ihre Gegenwart repräsentierenden, Projekte ja immer wahnsinnig spannend und habe dazu zwei sehr interessante Texte gelesen: einen von Nicholas Barber bei der BBC (Opens in a new window) und einen von Jessica Winter beim „New Yorker“ (Opens in a new window), der den wunderbar zusammenfassenden Titel „The ‚Snow White‘ Controversy, Like Our Zeitgeist, Is Both Stupid and Sinister“ trägt.
Bonus track: Der „Observer“ (Opens in a new window) hat am Wochenende berichtet, dass der CO₂-Ausstoß der „Schneewittchen“-Produktion höher war als der des letzten „Fast & Furious“-Films (eine Filmreihe über illegale Autorennen).
Was hast Du zum ersten Mal gemacht?
Seit ich denken kann, hatte der Bahnhof in Dinslaken einen Bahnsteig und zwei Gleise. Nachdem dort jahrelang gebaut wurde, um ein seit den 1980er Jahren geplantes niederländisch-deutsches Eisenbahngroßprojekt (Opens in a new window) voranzutreiben, dessen niederländischer Teil seit 2008 in Betrieb ist, dessen deutscher Teil aber noch bis nach 2030 brauchen könnte, bin ich jetzt vor ein paar Wochen erstmals an Gleis 4 dort angekommen.
Was hast Du gelernt?
Die Landung von Mathias Rust in Moskau führte zur umfangreichsten Entlassungswelle in der Geschichte des sowjetischen Militärs. Michail Gorbatschow trennte sich von über 300 perestroika- und glasnostfeindlich eingestellten Generälen; nicht einmal während der Säuberungen Stalins 1937/38 wurden mehr Spitzenmilitärs entlassen. (Quelle: Wikipedia (Opens in a new window))
Was hat Dir Freude bereitet?
Vor zwei Wochen war ich beim Konzert von Ider in Köln. Das war toll!
Und jetzt: Musik!
https://youtu.be/EtlGUJQ1rrU?feature=shared&t=20 (Opens in a new window)Wenn Dich dieser Newsletter zum Lachen und/oder Nachdenken gebracht hat, wenn er Dir gefallen und/oder geholfen hat, leite ihn doch bitte an eine Person weiter, zu der er passen könnte.
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Habt eine schöne Restwoche!
Always love, Luki
Falls Ihr Euch wie meine ganze Familie fragt, was eigentlich aus dem EU-Vorhaben geworden ist, diese verdammte Zeitumstellung abzuschaffen: Die Mitgliedsstaaten müssen gerade überlegen (Opens in a new window), wie sie das am Besten lösen. Mit der Mitteleuropäischen Zeitzone, wie sie aktuell existiert, wird es für das Gebiet zwischen Westspanien und Ostpolen nicht funktionieren. ↩
Im März sind in Bochum 9,8 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen, im Februar 12,3. Ich finde keine vollständigen Daten (Opens in a new window), aber das ist verdammt wenig. ↩