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Was in deinem Gehirn passiert, wenn du träumst

Jeden Freitag erzähle ich dir von Erkenntnissen aus Neurowissenschaft und Psychologie, die du kennen solltest. Heute: Warum deine Träume oft so bizarr sind.

Hört, hört: meinen Podcast. Diese Woche beschreibe ich, wie eine Forscherin Menschen dazu bringt, sich an Verbrechen zu erinnern, die sie nie begangen haben. Jetzt auf Spotify anhören (Opens in a new window)! (Opens in a new window)

Heute Nacht habe ich geträumt, dass El Hotzo und ich gute Freunde sind. Falls du El Hotzo nicht kennen solltest: Er ist Satiriker, Podcaster, Autor und wahrscheinlich gibt es dank der Reichweite von Twitter und Instagram niemanden in Deutschland, über dessen Witze insgesamt mehr Menschen gelacht haben. Er hat den bayerischen Kabarettpreis dafür bekommen.

Tatsächlich sind wir uns schon mal begegnet. Als ich zusammen mit dem ZDF Magazin Royale eine Recherche zu Waldorfschulen gemacht habe, hat er als Autor dafür gesorgt, dass die Folge lustig ist (Opens in a new window). War sie auch, sehr. Nur: Das ist 1,5 Jahre her und wir haben uns seitdem nicht wiedergesehen. Der Traum kam also irgendwie aus dem Nichts.

Manchen kommen ihre Träume so real vor, dass sie nach dem Aufwachen erstmal ein paar Minuten brauchen, um zu verstehen: Das war nicht echt. Andere wachen komplett durchgeschwitzt auf, weil sie Nacht für Nacht Alpträume haben. Und wieder andere erzählen dem Partner oder der Partnerin jeden Morgen ausführlichst von jedem Detail, das im Traum vorkam.

All diese verschiedene Träume haben etwas gemeinsam: Sie entstehen im Gehirn. Deshalb wird es auch höchste Zeit, dass ich mir in diesem Newsletter anschaue, was genau da eigentlich hinter steckt. Willkommen zu meiner neuen Mini-Serie.

Du hattest heute Nacht wahrscheinlich eine Psychose

Wir starten mit einer Frage:

Hattest du schon mal eine Psychose?

Wahrscheinlich antwortest du mit Nein.

Nun. Ich glaube, du liegst falsch. Wahrscheinlich hattest du schon mal eine Psychose. Vielleicht sogar heute Nacht. Wenn du heute Nacht geträumt hast, könnte man sagen: Du warst psychotisch.

Keine Sorge, ich vermische hier nicht völlig wahllos verschiedene Konzepte. Laut Matt Walker, einem der bekanntesten Neurowissenschaftler, die sich mit Schlaf und Träumen beschäftigen, sprechen fünf Gründe dafür, dass der Vergleich mit der Psychose ziemlich akkurat ist.

Wenn du träumst …

  1. … siehst du Dinge, die nicht da sind. Du halluzinierst also.

  2. … glaubst du Dinge, die nicht wahr sein können.

  3. … verwirrst du Zeit, Ort und Menschen miteinander. Du bist also desorientiert.

  4. … springen deine Emotionen wild hin und her. Etwas, das Psychiater „affektive Instabilität“ nennen.

  5. … wachst du morgens auf und erinnerst dich an das meiste davon nicht mehr.

Wenn du auch nur eine dieser Erfahrungen im wachen Zustand machen würdest, müsstest du einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Machen wir diese Erfahrungen aber im Schlaf, sind sie völlig normal.

Wenn deine Augen sich ziemlich schnell bewegen

Das, was die meisten unter Träumen verstehen, passiert in einer bestimmten Phase des Schlafes, die REM-Schlaf heißt. REM steht für Rapid Eye Movement. Und weil sich in den letzten zwei Jahrzehnten immer mehr Wissenschaftler:innen damit beschäftigt haben, was genau während des REM-Schlafes eigentlich im Gehirn passiert, gibt es auch neue Erkenntnisse übers Träumen. Genauer gesagt zu drei bestimmten Fragen:

  1. Wie genau kreiert das Gehirn diese neuronale Aktivität, die wir Träumen nennen?

  2. Basieren Träume auf unseren Erfahrungen oder kreiert das Gehirn einfach neue Erlebnisse?

  3. Warum träumen wir überhaupt?

Die Arbeit von Matt Walker beschäftigt sich genau mit diesen drei Fragen. Also mit dem Wie, dem Was und dem Warum des Träumens. Um seine Erkenntnisse und die anderer Schlaf-Forscher:innen geht es in den nächsten Folgen. Wir starten mit der ersten Frage. Was genau passiert da im Gehirn, wenn wir träumen?

Heute Nacht habe ich fast zwei Stunden geträumt

Wie in so vielen Fachgebieten der Hirnforschung spielen Magnetresonanztomografen (MRTs) eine große Rolle in der Erforschung von Träumen. Die Geräte kennst du wahrscheinlich: Patient:innen legen sich auf eine Liege und werden in eine Röhre geschoben. Die Wissenschaftler:innen können dann messen, wann das Gehirn in welchen Regionen aktiv ist.

Wenn man mich heute Nacht in eine solche Röhre geschoben hätte, hätte man gesehen: Für eine Stunde und 51 Minuten meines Schlafes war ich in der REM-Phase.

Ja, das ist eine echte Aufzeichnung meines Schlafes von heute Nacht. Nein, ich bin kein besonders guter Schläfer. Ja, ich war wirklich so früh wach. Ja, ich bin müde …

Zurück zum Thema: In der MRT-Röhre wäre den Wissenschaftler:innen der Übergang vom Tiefschlaf in den REM-Schlaf sofort aufgefallen. Denn, wenn wir träumen, werden bestimmte Regionen im Gehirn deutlich aktiver, als sie es vorher waren. Sie feuern geradezu wild drauf los. Diese vier Regionen erklären, warum unsere Träume bizarr sind. Und auch, warum El Hotzo in meinem Traum aufgetaucht ist:

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