Leverkusen: Ausverkauf droht

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!
Als 1860 München vor 33 Jahren in die Bayernliga abstieg, war ich gerade Redakteur bei der Münchner Abendzeitung geworden. Vor der neuen Saison schickte mich der AZ-Sportchef Franz Hellmut Urban zum Trainingslager nach Lienz, wo die Löwen ihren Neuanfang starteten. Vereinspräsident Karl-Heinz Wildmoser hatte einen neuen Trainer verpflichtet: Werner Lorant.
Der fackelte bei seiner Arbeit nicht lange. Lorant trimmte die Mannschaft sofort auf Wiederaufstieg, lieferte uns Reportern Schlagzeilen und machte dem Verein und seinem treuen Anhang klar: Dritte Liga kann nur Zwischenstation sein. Seine Spieler dominierten die Bayernliga, marschierten durchs Unterhaus und landeten 1994 in der Bundesliga. Ich habe dabei Werner beinhart begleitet.
Sein Tod am Osterwochenende berührte mich deswegen sehr. Viele sahen in ihm nur den lautstarken und sturen Antreiber, was er zweifelsohne war. Ich habe ihn aber auch als Fachmann, Zuhörer, Arbeiter und Genussmensch erlebt. Bei einem Legendenspiel 2022 im Münchner Olympiastadion traf ich ihn ein letztes Mal. Er sah damals schon sehr müde aus.
Nun ist er nicht mehr unter uns, der Hrubesch-Entdecker (Opens in a new window), und die Bundesliga trauert. Werner Lorant, als Spieler erfolgreich bei Eintracht Frankfurt (Opens in a new window), war wohl, was man einen Charakterkopf nennt. Einen, den man einmal kennenlernt und nie wieder vergisst. “Ein Typ mit Ecken und Kanten”, wie man so schön sagt. Nicht nur ich werde ihn vermissen.
Einen besseren Dienstag wünscht
Euer Pit Gottschalk
Erfrischung beim Newsletter-Lesen
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⚽️ Bayer Leverkusen: Ausverkauf droht
https://youtu.be/KnGU_PDTaQQ?si=Z6-HLWZCNvd2u4w- (Opens in a new window)Von Pit Gottschalk
Das 1:1 beim FC St. Pauli war der Tiefpunkt einer traurigen Entwicklung: Bayer Leverkusen schafft keine Wunderdinge mehr - nicht mal beim abstiegsbedrohten Aufsteiger. Der Rückstand auf Bayern München beträgt jetzt acht Punkte. Schon kommendes Wochenende, vier Spieltage vor Saisonende, kann der amtierende Meister seinen Titel an den Rekordmeister verlieren. Die Saison endet titellos. Im DFB-Pokal war der Titelverteidiger ja vorzeitig am Drittligisten Arminia Bielefeld gescheitert.
Vor ziemlich genau einem Jahr war das anders. Leverkusen musste Luxus-Fragen wie diese beantworten: Schafft die Mannschaft nach dem Gewinn der Meisterschaft auch den DFB-Pokalsieg und damit das Double? Xabi Alonso erreichte den Höhepunkt seines noch jungen Trainerlebens und ließ dem ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte die Erlösung folgen: Er blieb beim Werksklub und wechselte nicht zum gestürzten Serienmeister. Eine Absage an Bayern München: Das muss man sich leisten können.
Heute, kein Jahr später, ist Bayer wieder Vizekusen und erlebt, was Verein und Mannschaft über Jahre immer wieder geschwächt hat: den Abgang der besten Kräfte. Abwehrchef Jonathan Tah erlaubt keinen Zweifel, dass er Leverkusen zum Saisonende verlässt. Das wollte er schon voriges Jahr. Aber Bayern München zahlte damals nicht den geforderten Preis. Tah sah keine Alternativen, also blieb er in Leverkusen. Die Rolle rückwärts schließt er aus: "Dabei bleibt es jetzt auch." Sein Ziel: vermutlich FC Barcelona (Opens in a new window).
Schick, Boniface, Frimpong, Grimaldo, natürlich Wirtz (Opens in a new window): Es ist eine Frage der Zeit, bis die Namen auf dem Transfermarkt gehandelt werden und ihr Abgang ein Preisschild in Millionenhöhe erhält. Bayer Leverkusen ist wie eine Aktie, die an der Börse ihr Allzeithoch erfahren hat: Danach beginnt der Ausverkauf. Sportchef Simon Rolfes muss den Laden nun irgendwie zusammenhalten. Das wird schwer. Sein bestes Argument war bisher der Trainer.
Doch von Xabi Alonso hört man in diesen Tagen kein Bekenntnis zu Bayer Leverkusen (Opens in a new window). Auch seine Tage im Rheinland sind gezählt. Er wird, wenn keine Überraschung passiert, Carlo Ancelotti bei Real Madrid ersetzen und bei den Königlichen die nächste Karrierestufe erklimmen. Drei Jahre lang hat er bei Leverkusen das Trainerhandwerk gelernt und die Meisterprüfung abgelegt. Nun zieht er weiter. So ist das Business und trotzdem irgendwie traurig.
Zurück bleibt ein Verein, der ein einziges Mal die Bayern so richtig geärgert hat und jetzt den Preis dafür blecht: Der Erfolg weckt Begehrlichkeiten bei Klubs, die noch mehr Geld und noch mehr Perspektiven bieten. So wie beim VfB Stuttgart 2007 und beim VfL Wolfsburg 2009: Nach dem Freudentaumel folgte der Katzenjammer, dass die Rückkehr ins Mittelmaß unaufhaltsam schien. Bayer Leverkusen braucht jetzt eine neue Story.
Die alte lautete: Alonso baut aus Beamtenfußballern titelhungrige Punktemonster. Doch die Zeit ist vorbei. Vorige Saison hatte Leverkusen 16 Punkte mehr geholt als heute, was dazu führte, dass Bayern München irgendwann die Luft ausging. Heute sind 64 Punkte nicht schlecht, Platz zwei und Vizemeisterschaft sind nicht mehr zu nehmen - aber halt nicht so furchteinflößend, dass der Tabellenführer ins Schwitzen kommt.
Die zentrale Frage ist wohl: Wer wird der neue Alonso, der Mannschaft und Verein mitzieht? Der Trainermarkt verspricht ein paar gute Namen (Glasner, Fabregas, Raul), aber das ist ja nur die eine Baustelle. Die andere ist: Wie früh kann er anfangen, am Kaderpuzzle mitzuarbeiten? Der Umbruch wird, Spekulation heute, größer als erwartet. Und vielleicht bleibt am Ende nur das Dankeschön für die erfolgreiche Alonso-Zeit.
⚽️ Heute im Fernsehen
21 Uhr, Sky: Premier League, Manchester City - Aston Villa

⚽️ Klick gemacht
https://youtu.be/l06O6eja0xc?si=gbz6obxXmtY9JAn_ (Opens in a new window)HSV muss Mentalität zeigen
Es ist die beste 2. Liga der Welt, und der Dino ist der Hamburger SV. Kein anderer Verein ist so lange ununterbrochen vertreten wie die Hanseaten, die schon seit einer gefühlten Ewigkeit (6 1/2 Jahre) feststecken. Jetzt ist die Chance wahrscheinlich so groß wie noch nie zuvor, endlich den Aufstieg zu packen. Grund genug, um auf die aktuelle Lage des HSV zu blicken. Seit Merlin Polzin das Traineramt übernommen hat, geht es stetig bergauf: Der Ballbesitz-Fußball entwickelt sich weiter, er ist variabler als der Walter-Ball. Die Führungsqualität von ihm scheint auch deutlich besser zu sein als die unter Baumgart, immerhin blühen die Spieler nun auf. Aber: Wie hoch muss man die jüngsten Rückschläge gewichten? Es schwebt die nächste Krise über den Köpfen des HSV... nun geht es darum, Mentalität zu zeigen. Zum Video: Hier klicken! (Opens in a new window)
⚽️ HSV-Fans schuld am Punktverlust?

Von Pit Gottschalk
Noch ist nicht abzusehen, ob der frühere Dino Hamburger SV tatsächlich seine Favoritenrolle im Aufstiegskampf erfüllt und nach sieben Jahren 2. Liga in die Bundesliga (Opens in a new window) zurückkehrt. Zuletzt verlor der HSV (Opens in a new window) mit dem 2:4 gegen Eintracht Braunschweig und dem 2:2 auf Schalke seine Tabellenführung an den 1. FC Köln. Vier Spieltage vor Saisonende schrumpfte der Vorsprung auf Platz drei, der nicht zu einem direkten Aufstieg berechtigt und nur Relegation verspricht, auf vier Punkte. Das ist nicht viel.
Solche Phasen übersteht ein nervenschwacher Klub nur, wenn alle Kräfte dasselbe Ziel vor Augen haben und nicht, wie es auf Neudeutsch heißt, "defokussiert" werden. Aber das ist wohl das größte Problem beim Hamburger SV: Plötzlich poppen Themen auf, die im Schlussspurt einer Saison so hilfreich sind wie Migräne und Magenschmerzen. Und man muss nicht mal auf Felix Magath verweisen (Opens in a new window), von dem seit Donnerstag bekannt ist, dass er Vereinspräsident werden will.
Es reicht schon der Blick in die Fankurve. Nachdem der Hamburger SV am Samstagabend den Rückstand gedreht und zehn Schalker an die Wand gepresst hatte, zündeten sogenannte Fans in ihrem Block Pyro und Feuerwerk. Die wild herumfliegenden Raketen lösten in der Veltins-Arena nicht nur Entsetzen auf den Rängen aus, wo die wahren Fußballfans Angst vor einem ungewollten Treffer hatten. Die Spielunterbrechung bedeutete vor allem eines: Strömungsabriss beim HSV.
⚽️ Was sonst noch so los ist
https://youtu.be/KetFF4slyGc?si=JaKjewIIBF9wVO5A (Opens in a new window)Historische Mission von Eintracht Frankfurt
Erst das bittere Ausscheiden im Europacup gegen Tottenham, jetzt ein 0:0 gegen Augsburg: Nach dem schwarzen Donnerstag von Eintracht Frankfurt versucht Trainer Dino Toppmöller, die Mannschaft wieder aufzurichten. Nach einer mauen ersten Hälfte gibt die zweite Halbzeit in Augsburg Grund zur Hoffnung. Aber wie gelingt nach dem Ausfall des Torhüters Kaua Santos und des Mittelfeld-Maestros Mario Götze trotz großer Personalsorgen die legendäre erstmalige Qualifikation zur Champions League? Zum Video: Hier klicken! (Opens in a new window)
https://www.faz.net/aktuell/sport/fussball/bundesliga/bittere-erkenntnis-in-fussball-bundesliga-es-fehlen-die-spitzenteams-110430934.html (Opens in a new window)https://www.sueddeutsche.de/sport/borussia-dortmund-restprogramm-champions-league-li.3239765 (Opens in a new window)https://www.fr.de/sport/sport-mix/sportwelt-trauert-um-verstorbenen-papst-franziskus-zr-93692971.html (Opens in a new window)https://www.bild.de/sport/fussball/2-bundesliga-bosse-beben-bei-hertha-bsc-zecke-neuendorf-sofort-weg-680557fb152a8d782372dba3 (Opens in a new window)https://taz.de/Wettsucht-im-Fussball/!6079508/ (Opens in a new window)⚽️ Alle mal herhören
https://youtu.be/V-Ik6sz3kW0?si=pNY-knOVawDtZubH (Opens in a new window)Groteske Auswüchse in der vierten Liga
Es brodelt in der vierthöchsten deutschen Spielklasse. Während Traditionsklubs in der Regionalliga Nordost vehement eine Reform der Aufstiegsregelung einfordern, gerät im Westen ein Verein nach dem anderen in finanzielle Schieflage - mit teils grotesken Auswüchsen wie beim 1. FC Düren. Dort soll der Spielbetrieb mithilfe eines Spieler-Castings aufrechterhalten werden. In einer neuen Folge schaut der ZDF-Bolzplatz das Chaos genauer an, spricht mit Beteiligten und Experten und diskutiert die Frage, ob das jetzige Regionalliga-System überhaupt noch Sinn macht. Zum Video: Hier klicken! (Opens in a new window)