Kastanien in der Mittelkonsole
Ich befinde mich im Besitz eines kleinen, weißen Autos. Es ist nichts Besonderes, bereits in die Jahre gekommen, aber immer japanisch höflich und zuverlässig. Natürlich würde ich viel lieber ohne Auto leben, du weißt schon, wegen Klimawandel und weil eine autofreiere Zukunft für uns alle besser wäre. Aber solange ich auf dem Land wohne, mit Kindern und teurem Nahverkehr, bleibt dieser Traum Utopie.
Ich versuche wirklich öfter mit dem Fahrrad zu fahren, aber das hat gerade einen Platten und ich weiß nicht, wie man den repariert. Natürlich könnte ich jetzt YouTube zu Rate ziehen, aber ich habe Nachbarn, die sich mit so etwas auskennen. Wie schade wäre es, wenn wir alles, wirklich alles, selbst bewerkstelligen könnten und uns dann einander nicht mehr bräuchten.
Also will ich das Fahrrad dieses Wochenende zum Nachbarn schieben. Sicherlich bekomme ich noch eine Tasse Kaffee dazu. Und ich hoffe, ich kann den Gefallen in Form eines Kuchens oder einer Heckenschere zurückgeben.
Seit mir mein Mann abhandengekommen ist, verlottert das Auto. In meinem Haus jage ich jeden Brotkrümel, jede Spinnwebe, aber im Auto lebe ich meine nonkonformistische Seite hemmungslos aus. Autoinnenräume säubern ist meiner Meinung überbewertete Zeitverschwendung. Meine Kinder verspotten mich und wenn sie einsteigen, dann müssen sie erstmal die Tüten für den Altkleidercontainer zur Seite schieben, die ich seit einigen Wochen spazieren fahre.
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