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Was ist »Gewaltfreie Kommunikation«?

Du interessierst Dich für Dich selbst und Deine Beziehungen. Deshalb liest Du diesen Artikel bei »Aufklärung tut Not«. Nicht nur die Bezeichnung ist problematisch. Das Konzept der »Gewaltfreien Kommunikation« ist nicht vorbehaltlos empfehlenswert.

Gewaltfreie Kommunikation ist ein Begriff, der seit einiger Zeit Konjunktur hat. Wenn ihr mit der Frage “Was ist gewaltfreie Kommunikation” beschäftigt seid, dann kann ich euch sagen, dass ich mir diese Frage auch gestellt habe.

Ich mag den Begriff (Öffnet in neuem Fenster) »Gewaltfreie Kommunikation« nicht, denn er bringt zwei Begriffe zusammen, die sich mit einer Ausnahme ausschließen. Warum dieser Begriff mehr Schaden anrichtet, als für Aufklärung zu sorgen, erfahrt ihr im Folgenden.

Außerdem ordne ich die Ansätze der »Gewaltfreien Kommunikation (Öffnet in neuem Fenster)« im Hinblick auf ihre Nützlichkeit für eure Kommunikation ein.

Gewaltfrei kommunizieren

Wer möchte das nicht? Jeder weiß, dass Gewalt nicht nur unerwünscht ist. Nein! Jede und jeder weiß: Gewaltverhalten ist eine Straftat und das auch im häuslichen Bereich, also innerhalb der Familie.

Der Begriff »Gewaltfreie Kommunikation« suggeriert uns, dass wir oft gewaltvoll kommunizieren. Doch ist dem so?

Gewaltvolle Kommunikation

Eindeutig nein! Es gibt nur eine Form der Kommunikation, die gewaltvoll ist oder klarer formuliert Gewaltverhalten bedeutet. In meinem Artikel zur Definition von »Häuslicher Gewalt (Öffnet in neuem Fenster)« habe ich dies bereits festgestellt.

In aller Kürze stelle ich nochmals fest, dass wir uns verbal nur gewalttätig verhalten, wenn wir anderen verbal damit drohen, uns ihnen gegenüber gewalttätig zu verhalten.

»Wenn Du nicht die Schnauze hältst, haue ich Dir was in die Fresse.«

So oder so ähnlich müssen wir uns äußern, damit unsere Kommunikation gewaltvoll ist. Wir müssen also damit drohen, unseren Mitmenschen körperlich anzugreifen, um gewaltvoll zu kommunizieren. Das Konzept der »Gewaltfreien Kommunikation« zeigt, wie man gewaltfrei kommunizieren kann. Im Umkehrschluss wäre dann jede Kommunikation, die nicht den Vorgaben der »Gewaltfreien Kommunikation« entspricht, gewaltvoll.

Schauen wir uns also an, was gewaltfrei zu kommunizieren nach dem Ansatz der »Gewaltfreien Kommunikation« bedeutet.

Gewaltfreie Kommunikation und 4 Schritte

Die »Gewaltfreie Kommunikation« gibt vor, dass wir für unsere Kommunikation 4 Schritte gehen sollten.

Beobachtung

Zunächst ist es wichtig oder ratsam, ein Phänomen in Form einer Aussage (Nachricht im 4 Ohren Modell) oder Handlung zu beobachten und nicht zu bewerten. Das bedeutet gleichzeitig, nach einer Aussage oder Handlung nicht zu interpretieren. Sprachlich erfordert dies, das jeweilige Phänomen zu erfassen.

Gefühl

Richtigerweise geht es danach darum, die eigenen Gefühle zu benennen. Das entspricht meiner Erkenntnis, dass jede Nachricht oder Handlung, oft auch eine Frage, bei uns mindestens ein Gefühl auslöst oder sich bei uns Unverständnis einstellt. Mit der »Gewaltfreien Kommunikation« geht die Annahme einher, dass unsere Beobachtung eines Phänomens ein Gefühl auslöst. Unserer Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung kommt auch hier eine entscheidende Bedeutung zu.

Bedürfnis

Gefühle sind oft mit Bedürfnissen verbunden und gleichermaßen auch mit Grenzen, die überschritten werden oder wurden. Im Artikel bei Wikipedia zur GfK (Öffnet in neuem Fenster) (Gewaltfreie Kommunikation) wird davon gesprochen, Gefühle zu betrachten. Das ist allerdings erst möglich, wenn wir in der Lage sind, unsere Gefühle auch zu merken.

Oft, nicht immer, weist uns ein Gefühl auf ein nicht befriedigtes Bedürfnis hin.

Bitte

Auf dem Hintergrund eines Gefühls soll dann eine Bitte ausgesprochen werden. Eine Bitte kann laut 4 Ohren Modell durch eine Botschaft auf der Appellebene (Öffnet in neuem Fenster), auf der Beziehungsebene (Öffnet in neuem Fenster) und der Selbstoffenbarungsebene erfolgen. Die »Gewaltfreie Kommunikation« macht diesen Hinweis offenbar nicht.

Gewaltfreie Kommunikation – Kritik

Selbstverständlich gibt es auch Kritik (Öffnet in neuem Fenster) an der »Gewaltfreien Kommunikation«. So gibt es die Idee oder Befürchtung, dass damit ein Instrument vorliegt, mit dem man Menschen manipulieren kann. Diese Kritik ist nicht von der Hand zu weisen, denn es kursieren genügend Beispiele, wie die 4 Schritte der gewaltfreien Kommunikation aussehen müssen.

Obwohl jemand nicht in der Lage ist, ein Gefühl wirklich zu merken, kann er diese Schritte einstudieren. Doch diese Kritik muss sich auch auf das 4 Ohren Modell beziehen. Grundsätzlich besteht immer die Gefahr, dass wir nicht wirklich authentisch kommunizieren, wenn wir einem Ideal, welches durch ein Modell vorgegeben wird, entsprechen wollen.

Ich habe bereits darauf hingewiesen, dass der Begriff »Gewaltfreie Kommunikation« bedenklich ist. Er suggeriert, dass wir gewaltvoll kommunizieren, wenn wir nicht nach den Regeln der »Gewaltfreien Kommunikation« kommunizieren. Dadurch entsteht nicht nur ein enormer Druck, sondern es entsteht auch die Gefahr, dass wir an Authentizität verlieren.

Außerdem entsteht durch den Begriff ein völlig falsches Bild im Hinblick auf »Häusliche Gewalt«. Nicht jedes böse Wort, jedes aggressive Verhalten ist gleich »Häusliche Gewalt«. Mein Eindruck ist darüber hinaus, dass die GfK auch in anderen Lebensbereiche viele Menschen beeinflusst und es stellt sich mir die Frage, ob dies immer so hilfreich ist.

Was ist »Gewaltfreie Kommunikation«? Fazit

Gewaltfreie Kommunikation ist ein Konzept, welches unsere Kommunikation verbessern kann. Grundlegend ist hier die persönliche Fähigkeit, sich selbst mit seinen Gefühlen wahrnehmen zu können.

Das Problem ist auf der einen Seite, dass viele Mitmenschen dies verlernt haben, oder sich selbst dazu entschieden haben, ihre Gefühle abzuwehren (Öffnet in neuem Fenster).

Auf der anderen Seite lassen sich die Prinzipien des Konzepts auch mit mangelnder Selbstwahrnehmung und Empathie umsetzen. Dann handelt es sich nur um eine Hülse, ohne gefühlsmäßigen Hintergrund. Dies gilt, wie bereits gesagt, auch für das 4 Ohren Modell.

Ich habe mich in der Vergangenheit immer öfter gefragt, warum viele Mitmenschen Schreien bereits für Gewalt halten. Ich bin mir inzwischen relativ sicher, dass das Konzept allein durch seinen Namen dazu beiträgt. Der Erfinder hat mit seiner Namensgebung meines Erachtens mehr Schwierigkeiten verursacht als zu einer besseren Kommunikation beigetragen.

Kategorie Kommunikation

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