Was bringt langsames Üben wirklich?
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Lesezeit: 5-6 Minuten
Langsam Üben als Universalrezept?
Langsames Üben gilt als das unschlagbare Tool in unserem Übe-Werkzeugkasten. Wie ein Universalrezept verschreiben es uns unsere Lehrer*innen, oder wir verordnen es uns selbst, mehr oder weniger freiwillig. Aber was genau bewirkt es eigentlich? Und wie kann man es wirklich sinnvoll einsetzen, ohne sich darin festzufahren?
🎓 Eine aktuelle Studie von Emma Allingham & Clemens Wöllner (2022) hat genau das untersucht: 256 Musiker*innen, vom Amateur bis zum Profi, wurden zu ihren Erfahrungen mit langsamem Üben befragt. Die Ergebnisse? Schauen wir doch direkt mal rein!
PS: Prof. Clemens Wöllner wird einer meiner nächsten Interview-Gäste im Podcast sein! 🤩
“Wenn ich Noten lernen will, funktioniert das für mich wie ein innerer Fahrplan. Vergleichbar mit einem Slalomfahrer:
An bestimmten Stellen langsamer, dann wieder beschleunigen. Wenn ich technisch arbeiten will, gehe ich die Passage mit den Fingern langsam durch – ganz bewusst.”
(Anne-Cathérine Heinzmann im Podcast-Interview)
Was langsames Üben leistet (laut Studie):
Die Teilnehmenden beschrieben vier Hauptfunktionen:
Komplexität reduzieren
– Langsames Spiel hilft, schwierige Stellen überschaubar zu machen und Fehler zu vermeiden.
Technik verankern
– Motorik, Koordination und Fingerfertigkeit lassen sich gezielter trainieren, ohne überfordert zu sein.
Zustände regulieren
– Fokus, Gelassenheit und sogar Flow lassen sich gezielt fördern – das wirkt auch emotional stabilisierend.
Kreativ & kritisch denken
– Wer langsam spielt, hört mehr, sieht mehr – und kann gezielter musikalische oder technische Entscheidungen treffen.
⚠️ Aber Achtung: Hier kann es kippen
Langsames Üben ist kein Allheilmittel. Die Studie nennt auch Risiken:
Technik kann sich ungewollt ändern (z. B. die Bogenführung oder Atmung passen plötzlich nicht mehr).
Manche geraten in eine „langsame Denkfalle“ – und kommen nicht mehr ins Performance-Tempo.
Und ja: Zu viel davon kann einfach langweilen.
Es gibt auf YouTube ein sehr aufschlussreiches Video von Prof. Dr. Eckart Altenmüller, in dem er beschreibt, warum die “langsame Denkfalle” tatsächlich existiert: Er vergleicht dazu Gehen und Laufen. Wenn wir immer schneller gehen wollen, stoßen wir unweigerlich an Grenzen. Man kann schlicht nicht unbegrenzt schnell Gehen - ab einem gewissen Punkt beginnen wir zu Laufen. Ähnlich verhält es sich auch mit dem schnellen und langsamen Üben.
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Tipps für deinen Alltag
Die Studie empfiehlt 4 konkrete Strategien, wie du das Beste für dein eigenes Üben mitnehmen kannst:
1. Tempo-Dynamik statt Tempodogma
Wechsle bewusst zwischen langsamem und schnellem Spiel.
➡️ Spiele z. B. eine Passage 3× langsam, dann 1× im Zieltempo. Achte auf Unterschiede – lerne daraus.
2. Verwende die „Tempostufen-Leiter“
Steigere das Tempo schrittweise – aber mit Rückwärtsschritten.
➡️ Beispiel: 60 – 66 – 72 – zurück auf 66 – weiter auf 76 …
Das festigt das Gelernte besser, als wenn du das Metronom immer nur schneller einstellst.
3. Rhythmische Variation & Chunking
Trainiere schnelle Bewegungen in kleinen Häppchen.
➡️ Spiele schwierige Passagen in punktierten Rhythmen oder in Mini-Gruppen (Chunks) mit Pausen dazwischen. So entsteht Tempo ohne Hektik.
4. Slow Practice als „Klang-Lupe“
Nutze das langsame Spiel wie ein Lupe für deinen Klang.
➡️ Konzentriere dich mal nur auf Tonqualität, mal auf Intonation, dann auf Phrasierung. Stell dir vor, du schaltest unter der Lupe hin und her.
Langsames Üben ist kein Ziel – sondern ein Werkzeug. Richtig eingesetzt, ist es Gold wert. Aber nur dann, wenn du damit arbeitest.
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Machs mit Abwechslung - Ideen für Übe-Variationen (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)
Wie nutzt du langsames Üben?
Wie immer freue ich mich auf deinen Input, Feedback oder deine persönlichen Übe-Erkenntnisse. Schreib mir gern per Email an patrick@what-is-practice.de (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)
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Üben macht mehr Spaß zu zweit und Musik wächst durch Austausch. Wenn du beim Lesen an jemanden gedacht hast, der diese Studie und die Tipps zum langsamen Üben interessant finde könnte, dann:
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PPS: Am Montag gibts wieder eine neue MusicLab Podcast-Folge mit Marvin Frey. Diesmal haben wir uns zum Thema Mentales Üben ausgetauscht. Seid gespannt!